Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
Abhörraum im zweiten Kellergeschoss der SUPO war karg eingerichtet: Leuchtstoffröhren an der Decke, der Fußboden nackter Beton und vier Arbeitsplätze mit Computer, Telefon, Lautsprecher und Kopfhörer. Es roch nach Elektrokabeln. Er suchte auf der Festplatte des Computers die Aufzeichnungen aus der Wohnung von Eeva Hallamaa und vertiefte sich in das, was er hörte.
    »Das war das einzige Versprechen, um das ich dich gebeten hatte. Keine Drogen. Nie wieder!«, rief Mikko Reiman.
    »Soll ich zu einem Bluttest gehen?« Eevas Stimme klang weinerlich. »Das willst du! Vertrauen ist aber …«
    »Aber du wirst ja wohl nicht angefangen haben, dieses Gift zu verkaufen. Die Polizei hat in unserem Badezimmer Speed gefunden. Das ist Fakt und …«
    Je mehr Ratamo hörte, umso unangenehmer war ihm das. Als er sich schließlich die Kopfhörer herunterriss, kam er sich wie ein Spanner der allerschlimmsten Sorte vor. Das Abhören war immer widerlich, sobald die Zielpersonen über private Dinge sprachen, aber wenn man einen Familienstreit von Freunden belauschte, überschritt man eine Grenze der Unverfrorenheit, die Ratamo noch nie freiwillig übertreten hatte. Jetzt war also auch das getan. Manchmal ähnelte die Arbeit des Polizisten der eines Kanalisationstauchers. Er hatte sich nur vergewissern wollen, dass Eeva nicht noch zusätzliche Probleme bekommen hatte, weil ihm bei Mikko die Sache mit dem Speed in ihrem Bad herausgerutscht war. Aber gerade eben hatte er erfahren, dass Mikko sie ausdrücklich genau deswegen verlassen hatte.
    Eeva tat ihm leid. Die Frau hatte im Laufe der letzten Jahre mehr Schicksalsschläge hinnehmen müssen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben: ein gewalttätiger Ex-Mann, der Drogenteufelskreis, die Amphetaminpsychose, die lange Entziehungskur, der Streit um das Sorgerecht, die Probleme mit dem Arbeitsplatz, und jetzt noch die Ereignisse der letzten Tage. Ratamo hätte Eeva gern noch mehr geholfen, aber wie? Von der Luger würde er in der SUPO nichts sagen, bevor er nicht die Seriennummer der Waffe kannte, das stand fest. Es wunderte ihn, dass Eevas Vater sie ihm immer noch nicht durchgegeben hatte. Er beschloss, ihn noch einmal anzurufen, sobald er dazu kommen würde.
    Ratamo fuhr mit dem Aufzug in die zweite Etage und wäre fast mit Ossi Loponen zusammengestoßen, als er auf den Gang hinaustrat.
    »Warst du schon bei Wrede? Der wundert sich, weil du nicht an dein Handy gehst«, sagte der etwas rundliche Ermittler, ohne stehenzubleiben.
    Ratamo schaltete sein Handy an, ging einen Augenblick später durch die offene Tür in Wredes Büro und blieb vor dem Schotten stehen, der in seine Unterlagen vertieft war. Auf dem Schreibtisch lag ein Werbeprospekt für Harley-Davidson-Motorräder. Im Sattel des protzigen Modells Dyna Glide thronte ein auf elegante Weise grauhaariges männliches Model in einer Lederjacke. Das waren klassische Symptome; er hatte nicht geahnt, dass Wrede so schlimm in die Midlife-Crisis geraten war. »Warte noch ein paar Jahre, dann kannst du gleich einen Harley-Parkinson, einen Rollator, kaufen«, sagte er.
    Der Schotte warf seinem Kollegen einen wütenden Blick zu. »Irgendetwas muß man ja tun, wenn einem die Alte wegläuft und auch die Haare ausgehen wie einem Elch nach dem Winter.«
    »Kochst du immer noch? Ist es nicht so, dass den Frauen im Durchschnitt gute Köche lieber sind als Biker im mittleren Alter?«
    Wrede wechselte das Thema: »Gibt es bei den Ermittlungen etwas Neues? Ist schon klar, welches Ziel die Kameltreiber im Auge haben?«
    »Palosuo scheinen diese Ermittlungen nicht mehr zu interessieren?« Ratamo antwortete mit einer Frage, weil er fürchtete, selbst Probleme zu bekommen, wenn Wrede einen Alleingang machte und der Chefin auf die Zehen trat.
    »Palosuo und Liimatta haben jetzt andere … dringendere Aufgaben. Das kann unter Umständen lange dauern. Ich habe gehört, dass die KRP ihre Aktivitäten im Zusammenhangmit der Weitergabe irgendwelcher geheimer Informationen untersucht«, sagte der Schotte und wunderte sich, dass Ratamo immer noch kein Interesse zeigte.
    Doch der kam zur Sache: »Das Heroin, das im Mund von German Dworkin gefunden wurde, ist der gleiche Stoff wie der bei Kirilow und den toten Drogensüchtigen. Aber das konnte man sich ja denken.«
    Wrede drückte seinen orangefarbenen Stressball. »Ich weiß nicht, ob es da einen Zusammenhang gibt, aber von der Drogenmiliz in Petersburg kam die Information, dass man dort das Hotelzimmer

Weitere Kostenlose Bücher