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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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gegenübergetreten; es reizte ihn nicht, ein paar zusätzliche Minuten oder Stunden zu erleben, denn wenn man auf das Ende wartete, konnte man sie sowieso nicht genießen.
    Doch er durfte den Plan nicht gefährden. Das war er sich selbst und vor allem Adil schuldig, der ihm die Möglichkeit gab, sich zu rächen. Er durfte es den Männern nicht zu einfach machen, ihn zu finden, Renata und Arbamow wunderten sich bestimmt schon jetzt, wie viele leicht erkennbare Spuren er hinterlassen hatte.
    Saari erhob sich widerwillig und lief durch das Labyrinth der Gänge des Hotels zu dem Seitenausgang, der auf die Italjanskaja uliza führte. Er war bereit, das Leben hatte ihm nichts mehr zu bieten, nur die Krankheit, die langsam seinen Verstand auffressen würde, und von Finnland hatte er gleich gar nichts zu erwarten, vermutlich nicht einmal einen Pflegeplatz. Es machte ihn zornig, dass die Finnen solche Schafe waren. Sie nahmen es hin, ohne zu murren, dass sie auf notwendige Operationen Jahre warten mussten, obwohl sie jede Menge Steuern zahlten und in einem der reichsten Länder der Welt lebten. Zum Glück war morgen der Unabhängigkeitstag.
    Wassili Arbamow knallte den Hörer hin und atmete im hellroten Ecksalon des Belosselski-Beloserski-Palastes tief durch. Endlich einmal gute Neuigkeiten, man war dem Erpresser auf der Spur. Nach der Nachricht vom Mord an German Dworkin hatte er schon eine ähnliche Lawine von Katastrophen befürchtet wie zum Jahrtausendwechsel, als Putin ihn und seine Unternehmen bis an den Rand des Bankrotts getrieben hatte. Eine schlechte Nachricht kam in der Regel nicht allein.
    Kirilow, Dworkin, die Erpressung, die durch eine Überdosis getöteten Drogenabhängigen … Irgendjemand brachte ihn mit einer großen Organisation und einem guten Plan in Bedrängnis. Aber wer? Der finnische Rentner war nur ein Laufbursche und zudem noch ein schlechter.
    Arbamow hob den noch warmen Hörer ab und drückte die Schnellwahl. Das erste Mal in seinem Leben würde er Umars marokkanischen Spitzel gern anrufen. Er schaute durch die großen Fenster auf die winterliche Landschaft am Fontanka-Kanal entlang bis hin zum Scheremetjew-Palast und zur Pantelejmon-Brücke. Jamal Tagmouti meldete sich, gerade als Arbamow seinen Tee kostete.
    »Renata hat den Erpresser gefunden. Es ist ein finnischer Ex-Polizist, ein alter Mann, schon seit Jahren pensioniert.« Die Worte schossen aus seinem Mund heraus und mit ihnen ein paar Teetropfen.
    In der Leitung herrschte für einen Augenblick Stille, während der Marokkaner das Gehörte verarbeitete. »Habt ihr den Mann schon verhört?«
    »Er hatte noch Zeit, aus dem Hotel zu fliehen. Aber Renatas Männer werden ihn jeden Augenblick finden.« Arbamow klang nicht mehr so selbstsicher.
    Tagmouti schnaufte. »Stell dir selbst die Frage, ob sich dieser Erpressungsplan so anhört, als hätte ihn sich ein finnischer Rentner ausgedacht. Und wenn deine Antwort ›nein‹ lautet, dann überlege, in wessen Auftrag er arbeitet.«
    Arbamow hatte große Lust, Umars Gehilfen einige passende Worte zu sagen, aber er beherrschte sich. Er ging zu der hohen Kommode im Rokokostil und goss sich von dem weißen Pai Mu Tan-Tee ein. »Bei uns in Russland gibt es eine Redensart, die lautet: ›Nur die Jagd nach Flöhen erfordert Eile.‹ Der Mann wird auf jeden Fall gefasst und verhört, und alles wird sich klären.« Arbamow versuchte den Eindruck zu erwecken, als sei er ganz ruhig. »Das kannst du Umar mitteilen.«
    »Ich glaube nicht, dass er seine Meinung ändern wird. Er will die Zusammenarbeit mit dir abbrechen.«
    Jetzt kochte die Wut in Arbamow hoch. »Ich bitte um Aufschub, sonst nichts. Der Finne wird heute gefunden, und Umar erhält die Garantie, dass unser Plan in all seinen Bestandteilen nicht gefährdet ist. Ein paar Stunden – mehr will ich nicht. Umar hat von mir schon dreißig Millionen …« Arbamow hörte das Tuten, fluchte und wünschte sich den Marokkaner dahin, wo die Sonne nie scheint.
    Der Kerl hatte ihm die Laune völlig verdorben. Und er hatte sich auf diesen Abend gefreut wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Die Hotspurs würden gleich im FA Cup zum Rückspiel gegen Liverpool in der Anfield Road antreten, einem der Heiligtümer des Fußballs. Er hatte schon vor Jahren beschlossen, dass er eines Tages seine eigene Mannschaft in das Finale des FA Cups führen würde, des ältesten Wettbewerbs im modernen Sport, deshalb hatte er Tottenham gekauft.
    Arbamow griff nach Renatas schwarzem

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