Finnischer Tango - Roman
Die Kriegsherren in Afghanistan dürfen ihr Drogengeschäft so lange weiterführen, wie die USA die Hilfe Afghanistans im Krieg gegen den Terrorismus brauchen. Das Heroin bringt diesen Bergräubern jedes Jahr Einkünfte von einer Milliarde Dollar«, verkündete Ketonen.
»Du bist als Rentner eine richtige Nachrichtenagentur geworden.«
»Für die meisten Männer in meinem Alter sind die wichtigsten Werte im Leben die Cholesterinwerte. Für mich nicht, ich verschlinge Informationen.«
»Es ist ja wirklich gut, wenn man auch als Rentner nicht nur auf dem Sofa liegt«, sagte Ratamo.
»Ja du, die Zeit wird einem schon manchmal lang. Und man kriegt Sehnsucht nach der Ratakatu.«
Das Handy klingelte so schrill, dass Ratamo die Ohren weh taten, aber der Schmerz ließ sofort nach, als er die Taste mit dem grünen Hörer drückte. Den Rufton müsste er ändern.
Als er den Namen des Anrufers hörte, war er sofort hellwach – Antti Hytölä. Eevas Ex-Mann klang nicht sehr freundlich, als er mitteilte, er habe es sehr eilig: Der Zeitplan auf der Baustelle in Sankt Petersburg wäre teilweise nur noch Makulatur, und in einer Woche würden Vertragsstrafen wegen der Verzögerung fällig.
Ratamo rannte zu seinem Schreibtisch, holte aus der kaputten Ledertasche sein Notizbuch und stellte dem missmutigen Hytölä schnell die Fragen, die er sich vorher aufgeschriebenhatte. Die Antworten kamen schnell und klangen sehr bestimmt: Hytölä wohnte schon über drei Monate in Sankt Petersburg, war das letzte Mal Ende Oktober in Finnland gewesen und hatte viele Wochen lang keine Zeit gehabt, Eeva oder Kirsi anzurufen. Der Chef des Bauprojekts könnte bestätigen, dass er jeden Tag auf der Baustelle geschuftet hatte.
Als das Gespräch zu Ende war, strich Ratamo einen der Verdächtigen auf seiner Liste.
29
Zehntausende rotgekleidete Anhänger von Liverpool schmetterten auf den Rängen des Stadions in der Anfield Road ihren Schlachtgesang »You’ll never walk alone«, und Wassili Arbamow lief es kalt den Rücken hinunter. Der Neid packte ihn: Liverpool hatte die besseren Spieler und die besseren Anhänger als seine Hotspurs, von dem Gesang ganz zu schweigen. Sein Team lag schon Ende der ersten Halbzeit mit 0:3 zurück.
Es machte ihn auch wütend, dass Renata den finnischen Erpresser immer noch nicht gefunden hatte, obwohl seit der Ermittlung seiner Identität schon Stunden vergangen waren. Er fürchtete, Umar könnte die gemeinsame Heroinoperation tatsächlich eingestellt haben, wie es Tagmouti angedroht hatte.
In dem Spiel ertönte der Halbzeitpfiff. Arbamow schaltete mit der Fernbedienung den Ton aus, warf einen armdicken Birkenscheit in den Marmorkamin der Bibliothek seines Palastes, schürte das Feuer und schaute zornig zu Renata hin, die wie üblich schweigend neben dem Kamin saß. Sein Misstrauen gegen die Frau wurde umso größer, je länger die Suche nach dem Erpresser dauerte. Der Mannmusste seine Informationen entweder von Umar oder von Renata erhalten haben, eine andere Alternative gab es nicht. Möglicherweise hatte Tagmouti doch recht, vielleicht wollte Renata auf seine Kosten reich werden.
»Dieser Finne hatte es nicht gerade schwer, aus dem Grand Hotel Europe zu verschwinden.« Arbamow sprach sehr laut. »Wie ich gehört habe, hast du niemandem befohlen, die Ausgänge des Hotels zu bewachen. Und ihr habt euch auch nicht sonderlich viel Mühe gegeben, unnötiges Aufsehen zu vermeiden, gut, dass ihr das Zimmer des Mannes nicht in die Luft gesprengt habt.« Renata änderte ihre Haltung, so dass Arbamow möglichst viel von ihren langen Beinen sah. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du selbst gesagt, dass der Mann mit allen Mitteln gefasst werden muss.«
Arbamow setzte sich an seinen Schreibtisch, öffnete eine Mappe, nahm ein Blatt heraus und starrte Renata so an, als würde er all ihre Geheimnisse kennen. »Deine Meritenliste gibt Anlass zu einigen interessanten Fragen. Du hast deine … Studien im Kinderheim Nummer 53 begonnen, bist dann in das Jugendgefängnis von Kolpino, später in das Frauengefängnis von Sablino und schließlich in die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität von Sankt Petersburg gewechselt. Äußerst beeindruckend.«
Renata lächelte über die spöttischen Worte, ging zu Arbamow und setzte sich auf seinen Schoß. »Vielleicht möchtest du statt zu reden lieber etwas anderes tun?«, flüsterte sie.
»Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass die Universität von Petersburg
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