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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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haben willst, mußt du deine ganze Geschichte erzählen. Alles, was du von den Morden, von Ebola und der Aufklärungsabteilung weißt. Alles.«
    Jalava war genau auf jene natürliche Weise schön, die Ratamo mochte. Sie trug keinen Schmuck und kein Make-up. Wenn sie ihn anschaute, wirkte das frohgelaunt und ehrlich, dennoch lag in ihrem Blick etwas Hartes und offen Aggressives, was Ratamo faszinierte, aber auch ein wenig verwirrte. War diese Kälte nur ein Panzer, der mit dem Beruf zusammenhing, oder irgend etwas anderes?
    Plötzlich schrie jemand auf, und alle Gäste hörten auf zu kauen und schauten sich um. Der zitternde Kellner hatte einem Mädchen die Wasserkanne auf den Schoß fallen lassen und versuchte nun trotz ihrer Proteste, sie mit seiner Serviette zwischen den Beinen trockenzutupfen.
    Ratamo war glücklich, daß er endlich sein Herz ausschütten konnte, und erzählte jedes einzelne Detail, an das er sich erinnerte, von der Entdeckung der Affen, die das Ebola-Virus in sich trugen, bis zu dem Moment, in dem Pirkko Jalava am Tresen seinen Namen gesagt hatte. Den Namen der Insel, auf der sich Nelli befand, erwähnte er jedoch nicht. Der Kellner hatte sich während Ratamos Bericht deutlich zusammengerissen und brachte nun mit ausdrucksloser Miene das Essen. Ratamo verschlang seine Nudeln und redete dabei weiter, nur ein wenig langsamer.
    »Was glaubst du, wer die Röhrchen mit dem Ebola-Blut und |156| die Formel des Gegenmittels jetzt hat?« fragte Pirkko Jalava schließlich.
    Ratamo sagte, er habe die Blutröhrchen zuletzt im Gefrierschrank des Labors der vierten Sicherheitsstufe gesehen. Wo sie sich befanden, wußten viele, unter anderen auch Manneraho. Die einzige niedergeschriebene Version der Formel des Gegenmittels habe er Manneraho gegeben. Ratamo vermutete, daß der den Aufbewahrungsort des Blutes mit den Ebola-Viren entsprechend den Vorschriften der EELA der Aufklärungsabteilung mitgeteilt und ihr auch seine Notizen übergeben hatte.
    Ratamo wischte sich die kohlrabenschwarzen Bartstoppeln mit der Serviette ab und lobte seine Pasta mit Fetakäse.
    Als Jalava eine Weile das soeben Erfahrene verdaut hatte, wurde ihre Miene ernst. »Ich habe ja auch früher schon merkwürdige Storys gehört, aber deine Geschichte ist wirklich eine Klasse für sich. Sie ist so merkwürdig, daß man sie einfach glauben muß. Die einzige Alternative wäre nämlich, daß du den Verstand verloren hast, aber einen verwirrten Eindruck machst du eigentlich nicht.« Ihre Blicke trafen sich und blieben für einen Augenblick aneinander hängen. Ratamo war überrascht, daß er sich mitten in diesem Chaos und nur ein paar Stunden nach Kaisas Tod irgendwie von einer Frau angezogen fühlte. Er überlegte, ob das nur daran lag, daß er so erleichtert war, endlich Hilfe zu bekommen.
    »Hilfst du mir dabei, meine Geschichte und mein Bild sofort in die Medien zu bringen? Ich bin in ständiger Lebensgefahr, bis mein Fall veröffentlicht wird. Dir vertrauen die Medien«, bat Ratamo.
    Pirkko Jalava antwortete nicht. Sie schien nachzudenken. »Was ist übrigens da an deinem Backenknochen passiert?« fragte sie überraschend.
    |157| »Eine alte Sportverletzung. Beim Hobeln fallen ja immer Späne«, sagte Ratamo, zog die linke Augenbraue hoch und schaute Pirkko Jalava an. Er erzählte nicht gern, daß die Narbe eine Erinnerung an ein zwischenmenschliches Problem war, das er in seiner Jugend mit dem Chef einer Clique aus Punavuori gehabt hatte.
    Pirkko Jalava starrte einen Augenblick auf die Narbe. Dann versprach sie mit entschlossener Stimme, sie werde die Abendzeitungen dazu bringen, die Story sofort zu veröffentlichen, wenn sie zumindest ein paar Fakten gefunden hatte, die Ratamos Geschichte belegten. Die Presse würde schneller auf die Nachricht reagieren als das Fernsehen, und Ratamo brauchte nicht selbst Verbindung mit den Zeitungen aufzunehmen, falls sie als Vermittlerin wirkte. Wenn Ratamo Redakteure und Kamerateams vom Fernsehen treffen müßte, könnte das für ihn gefährlich werden. Sie nahm an, daß sie die Geschichte spätestens in der Wochenendnummer unterbringen könnte. Eine umfangreichere Reportage käme dann in »Suomen Kuvalehti«, die nächste Woche am Freitag erschien. Vorläufig müßte Ratamo in einem Versteck bleiben und dürfte mit niemandem über die Sache sprechen. Sie fragte, ob Ratamo so einen Unterschlupf besaß, in dem er ein paar Tage in Sicherheit wäre.
    Ratamo war überrascht, daß er der Fähigkeit Jalavas,

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