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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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und der Bote hatten alles sorgfältig vorbereitet. Ezrael wußte schon, als er ins Hotel Lord kam, daß der Verräter Elvas sich sinnlos betrinken würde. Jetzt war es kurz vor halb sieben, und Elvas schien schon stark alkoholisiert zu sein und schwankte, obwohl sein Sohn, der im »Orchester der Polytechniker« Klarinette spielte, erst in einer Stunde auftreten würde. Die Rache an diesem Verräter würde fast zu einfach werden, man mußte nur auf den geeigneten Augenblick warten.
    Er wollte erst zuschlagen, wenn der Verräter nach Hause ging, denn im Hotel Lord gab es Hunderte potentielle Zeugen. Ezrael hatte noch zahlreiche Unfälle auf Lager; ursprünglich plante er, Elvas an Blutverlust sterben zu lassen, aber jetzt wußte er, wie er sich an diesem Verräter am liebsten rächen würde. Er drehte sich auf dem Stuhl um und spürte, wie seine Schultern von den Peitschenhieben brannten.
    Der Schmerz belebte ihn. Er führte einen Auftrag aus, den ihm der Allerhöchste erteilt hatte, nichts könnte ihn bezwingen oder vernichten, er war nicht einmal verwundbar.
»Und der Engel Ezrael bringt die Seelen der Getöteten herbei; und sie sehen die Qual derer, die sie getötet haben, und sie sagen untereinander: Gerechtigkeit und Recht ist das Gericht Gottes.«
Ezrael war zufrieden, ja beinahe froh. Er würde dem Verräter einen Dienst erweisen: Töten war ein Akt der Liebe, denn nur durch den Tod ging man in die Ewigkeit ein.
    Urplötzlich sprang der Verräter auf, stürzte sich in dieMenschenmenge, stieß die Leute beiseite und bahnte sich einen Weg aus dem Saal hinaus. Dann torkelte er die prächtige Hoteltreppe hinunter, auf der zum Glück gerade nur ein paar Leute unterwegs waren. Ezrael folgte ihm. Der Verräter wankte durch das Foyer zur Toilette, stürzte an der Schlange der Wartenden vorbei in eine Kabine und übergab sich in hohem Bogen. Es dauerte einige Minuten, bis die Tür wieder aufging und der Verräter zum Waschbecken schwankte und sich neben Ezrael die Hände wusch. Elvas stank nach Sünde. Wenn es jemand verdiente zu sterben, dann war es er. Das Rot kam immer näher.
    Sie traten fast hintereinander durch die massive Jugendstiltür des Hotels Lord hinaus, und Ezrael zog die engen, dünnen Lederhandschuhe an. In seinem Kopf färbte sich alles orange, das war der letzte Schritt, gleich würde alles die Farbe der Bestie annehmen. Der Verräter stand eine Weile schwankend auf der Straße, ging dann ein paar Schritte in Richtung Hietalahti, lehnte sich an die graue Granitwand des Hotels und wühlte in den Taschen seines Popelinemantels.
    Der Zorn explodierte, und eine rote Feuerwalze brach in Ezraels Kopf los, als die Bestie sich befreite und die Macht übernahm.
»Und Ezrael, der Engel des Zorns, peitscht sie mit jeglicher Züchtigung.«
Ezrael packte den Verräter im Genick und drückte zu.
    »Was zum Teufel … Wer …«, stammelte Elvas, konnte aber in Ezraels Zangengriff den Kopf nicht drehen.
    »Auftrag und Gericht«, sagte Ezrael und drückte noch kräftiger zu, so daß der Verräter verstummte und in seinem Griff wie eine Marionette weiterstolperte. Der Verräter mußte bei Bewußtsein bleiben, ohne Schmerzen würde die Rache nicht ausgeführt. Als ihnen Passanten entgegenkamen, zerrte Ezrael einen Arm des Verräters auf seine Schulter, stützte ihn, so als wäre er bei der Maifeier im Suff eingeschlafen,und schleppte ihn in den Torweg, der auf den Innenhof des Hauses neben dem Hotel führte.
    Die Türen zu den Treppenhäusern lagen in der Mitte des Torwegs einander gegenüber, man sah sie weder vom Innenhof noch von der Lönnrotinkatu. Ezrael lockerte seinen Griff und stieß den nach Schnaps und Erbrochenem stinkenden Verräter auf die Betonschwelle von Aufgang A. Er versuchte aufzustehen, aber Ezrael schlug auf ihn ein, bis er liegenblieb. Bewußtlos schlagen durfte er ihn nicht, denn die Rache wäre keine Rache, wenn der Verräter sie nicht sehen und spüren würde.
    Aus der Tasche seines Sakkos holte Ezrael eine große Injektionsspritze, setzte sie an den Hals des Verräters, stach die Nadel in die Vene und entleerte die mit Luft gefüllte Spritze in die Blutbahn. Dann entfernte er den Kolben, so daß sich die Spritze mit Luft füllte, drückte ihn wieder hinein und preßte noch mehr Luft in sein Opfer. Wahrheit in die Unreinheit, mit jedem Schub, mit der Kraft des Zorns. Nach der zehnten Injektion begann der Verräter so laut zu jammern und zu schreien, daß Ezrael ihm die Hand auf den Mund pressen

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