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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Grande. «
    Eileen probierte ihren und sagte: »Mississippi.«
    Ich erhob mein Glas. »Auf Mark Twain.«
    »Och nee«, sagte Kirkus.
    »Hast du was gegen Mark Twain?«
    »Er ist so plebejisch. Kein Wunder, dass du ihn verehrst, Eduardo.«
    » Huckleberry Finn ist der größte Roman aller Zeiten.« Ich hatte einen winzigen Augenblick lang ein schlechtes
Gewissen, weil ich William Goldman verraten hatte. Aber wenn ich behauptet hätte, The Temple of Gold oder Boys and Girls Together wären die größten Romane …
    »Ach, bitte«, sagte Kirkus.
    »Es stimmt.«
    »Amerikanisch«, sagte Eileen. »Der größte amerikanische Roman vielleicht. Wenn man die Engländer, die Russen und die Franzosen außen vor lässt …«
    »Was haben die Franzosen denn jemals geschrieben?«
    »Dumas?«, sagte Eileen. »Schon mal was von Die drei Musketiere gehört? Und was ist mit de Maupassant?«
    »Nicht zu vergessen Sartre und Camus und Simone«, sagte Kirkus.
    »Ich mag Simone«, verkündete ich. »Der ist richtig gut.«
    »Sie«, sagte Kirkus.
    »Mir gefällt sein Kommissar, Maigret.«
    »Das ist Simenon«, korrigierte Eileen mich, »Georges Simenon.«
    »Ich habe von Simone de Beauvoir gesprochen, alter Knabe.«
    »Oh. Klar, natürlich. Die ist scheiße.«
    Eileen lachte.
    »Du musst es wirklich lieben, den Trottel zu spielen«, meinte Kirkus.
    »Also«, sagte ich, »wenn wir jetzt zu Huckleberry Finn zurückkehren könnten, dem größten amerikanischen Roman …«
    »Völlig überschätzt«, unterbrach Kirkus.
    »Hemingway sagt, es wäre der beste.«
    »Das bestätigt meine Auffassung«, sagte Kirkus.

    »Ich plädiere für Atlas wirft die Welt ab «, sagte Eileen. »Das ist das beste Buch, das ich je gelesen habe, und es wird nicht mal in der Schule gelesen.«
    »Wirklich nicht?«, fragte ich.
    »Zumindest an keiner Schule, von der ich jemals gehört habe. Und zwar deshalb, weil alle Lehrer Ayn Rand hassen. Sie verbreiten Lügen über sie. Sie wollen nicht, dass Schüler ihre Bücher lesen.« Stirnrunzelnd strich Eileen etwas saure Sahne auf eine dampfende Tortilla. »Sie haben Angst vor jedem verdammten Buch, das sie jemals geschrieben hat. Die meisten Lehrer sind Kommunisten, falls ihr es noch nicht bemerkt habt.«
    Da war plötzlich eine Seite Eileens, die ich noch nicht kannte - die betrunkene, vermutete ich.
    »Kommunisten?«, sagte Kirkus. »Um Himmels willen.«
    Sie kniff ein Auge zusammen und fixierte ihn. »Mein Dad hat in Vietnam gegen die verfluchten Kommunisten gekämpft. Findest du daran irgendwas lustig?«
    »Tut mir leid, wenn ich dir auf die Zehen getreten bin … oder auf die Zehen deines Vaters in seinen Kampfstiefeln. Aber im Ernst, Kommunismus ? Du musst zugeben, dass dieses Thema mittlerweile ein wenig passé ist. Wodurch auch Ayn Rands Bücher passé sind.«
    »Hast du mal eins gelesen?«, fragte sie.
    »Darauf würde ich meine Zeit nicht verschwenden«, sagte Kirkus.
    Sie zeigte mit der Gabel auf mich. »Was ist mit dir, Eddie?«
    »Leider nicht. Würde ich aber gern.«
    Eileen drehte die Gabel zum Teller mit dem Fleisch und
legte ein paar Streifen auf ihre Tortilla. » Atlas wirft die Welt ab, Der ewige Quell, Vom Leben unbesiegt . Wir werden gezwungen, jedes verdammte Buch zu lesen, das die paar ewigen Auserwählten jemals geschrieben haben. Der große Gatsby , um Gottes willen. Die Perle , um Gottes willen.«
    » Der scharlachrote Buchstabe «, ergänzte ich.
    »Nicht zu vergessen Madame Ovary «, sagte sie. »Worum zum Teufel geht es darin überhaupt?«
    Kirkus schüttelte den Kopf und wirkte sehr enttäuscht von uns.
    » Hunderte von Büchern«, fuhr Eileen fort. »Bücher von jedem Hinz und Kunz, der jemals was geschrieben hat, aber Ayn Rand? Nein. Nicht Rand. Sie ist besser als die meisten, niemand ist besser als sie, aber sie wollen sie uns vorenthalten, weil sie ihre Botschaft hassen.«
    »Ihre Botschaft lautet Egoismus, meine Liebe«, sagte Kirkus.
    Eileen streute geriebenen Käse über das Fleisch und begann, die Tortilla aufzurollen. »Sie wollen, dass du genau das glaubst, um zu verhindern, dass du sie liest. Weißt du, was ihre wahre Botschaft ist?«
    »Ich fürchte, du wirst es uns erzählen.«
    »Niemand hat das verdammte Recht«, sagte sie, »etwas zu nehmen, was ihm nicht gehört. Eine Regierung zum Beispiel. Die Regierung hat nicht das Recht, uns zu irgendwas zu zwingen … nicht mal für das, was man ›Allgemeinwohl‹ nennt. Wir sind keine Sklaven. Wir haben einen uneingeschränkten

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