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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anspruch auf die Früchte unserer Arbeit, und wir schulden der Gesellschaft einen Dreck. Hast du schon mal von John Galt gehört?«

    »Natürlich«, sagte Kirkus und seufzte. » Wer ist John Galt? «
    »Wer ist John Galt?«, fragte Eileen ihn.
    »Augenscheinlich eine Schöpfung unserer literarischen Göttin.«
    » Er schaltete das Licht der Welt aus. « Während sie diese Worte sprach, wurde ihre Stimme heiser, und Tränen traten in ihre Augen.
    »Und das bedeutet?«, fragte Kirkus.
    »Es ist das, von dem sie nicht wollen, dass du es herausfindest«, sagte Eileen. Sie wischte sich über die Augen, trank einen Schluck und fügte hinzu: »Lies das Buch.« Dann nahm sie ihre fertig gerollte Tortilla.
    » Atlas wirft die Welt ab ?«, fragte ich.
    Sie nickte und schniefte.
    »Vielleicht werde ich es mal versuchen«, sagte Kirkus. »Ein Roman, der die robuste Eileen zu Tränen rührt …«
    »Pass auf mit Ausdrücken wie ›robust‹«, sagte Eileen.
    »Das bezog sich auf deinen Charakter, nicht auf deinen Körperbau.«
    »Stimmt was nicht mit meinem Körper?«
    »Überhaupt nicht, Kleine. Von mir aus gesehen ist er atemberaubend.«
    »Danke.«
    »Er ist doch atemberaubend, nicht wahr, Eduardo?«, fragte er mich.
    »Das will ich meinen«, sagte ich. »Atemberaubend.«
    »Das muss er natürlich sagen, schließlich ist er dein Freund und kommender Liebhaber - verzeiht das Wortspiel -, während ich völlig desinteressiert bin und die
Wahrheit ohne Angst vor Vergeltung aussprechen kann. Aus einer absolut objektiven Perspektive kann ich sagen, dass dein Körper wirklich extraklasse ist. Zumindest das, was ich davon gesehen habe. Ich bin sicher, Edward ist in dieser Hinsicht im Vorteil.«
    »O je«, murmelte ich.
    Er sah mich an. »Du hast ein Gespür für Wörter, alter Knabe.« Zu Eileen sagte er: »Wo wir gerade davon reden, ich hörte, dass die komplette Bande von Rüpeln Mittwochnacht ihre Augen an deinen unbedeckten Titten geweidet hat. Anscheinend hat sie jeder außer mir gesehen.«
    Eileen starrte ihn an und legte den Kopf schräg. »Wo hast du das denn aufgeschnappt?«
    Kirkus sah mich an und grinste. »Sollte ich das nicht erzählen?«
    »Wolltest du nicht ›schweigen wie ein Grab‹?«, fragte ich.
    »Mir war nicht bewusst, dass das auch für die holde Eileen gilt.«
    Ich stöhnte.
    »Kein Problem«, sagte Eileen. Dann schob sie sich die Tortilla in den Mund und biss ein Stück ab. Während sie kaute, wurden ihre Augen erneut feucht. Sie schluckte und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Entschuldigt mich«, sagte sie.
    Eileen schob ihren Stuhl zurück, stand auf und ging aus der Küche.
    Von meinem Platz aus sah ich, wie sie durchs Wohnzimmer in den Flur ging. Kurz darauf wurde eine Tür geschlossen. Offenbar war sie ins Badezimmer gegangen.

    »Oje«, sagte Kirkus und grinste. »Meinst du, sie hat etwas Falsches gegessen?«

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    »Ich glaub eher, du hast was Falsches gesagt«, erwiderte ich.
    Mit belustigtem Gesichtsausdruck sagte er: »Schande über mich.«
    »Arschloch.«
    »Halt dich mit deinen Beleidigungen zurück, alter Knabe. Vielleicht kotzt sie nur. Das sind starke Drinks. Ich bin selber ganz schön angeschlagen.«
    »Ich sehe lieber mal nach.«
    »Immer mit der Ruhe. Lass ihr etwas Zeit. Was immer sie für ein Problem hat, sie kann im Moment garantiert auf Publikum verzichten. Warum bleiben wir beide nicht hier sitzen und genießen das Mahl, ehe es kalt wird? Gib Eileen die Möglichkeit, sich in Ruhe zu erholen.«
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte ich.
    »Wie meistens.«
    »Wenn sie zurückkommt, hältst du bezüglich Mittwochnacht die Klappe, okay? Das Letzte, was sie gebrauchen kann, ist, dass du darauf herumreitest. Wir versuchen, nicht mehr daran zu denken.«
    »Ganz recht«, sagte Kirkus. »War mein Fehler.«
    Wir aßen weiter unsere Fajitas. Als wir ungefähr zehn Minuten später fertig waren, war Eileen immer noch nicht zurückgekommen.

    »Ich seh jetzt nach, was mit ihr ist«, sagte ich und schob meinen Stuhl zurück.
    »Grüße sie von mir«, sagte Kirkus.
    Wie ich schon vermutet hatte, war die Badezimmertür abgeschlossen. Ich klopfte leise.
    »Was?«
    »Eileen, ich bin’s.«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Was ist los?«
    »Geh einfach weg.«
    »Geht es um Kirkus’ Kommentar?«
    Plötzlich öffnete sich die Tür. Eileen packte mein Hemd, zog mich ins Bad und schloss die Tür. Ihre Augen waren rot und feucht, ihr Gesicht tränenverschmiert.
    Sie hielt mein Hemd fest und fragte:

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