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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht genau, wie eines zum anderen geführt hat, aber ich weiß, dass sie sozusagen süchtig danach wurde. Bald wurde das ihre Art zu leben.«
    »Sie ist aber auch mit einigen der Leute befreundet«, sagte ich.
    »Ja. Hin und wieder wacht jemand auf. Oder kommt nach Haus und erwischt sie. Sie hat sich mit vielen angefreundet. Mit mir zum Beispiel. Ich hatte eine ziemlich schwere Zeit damals … es ist immer noch nicht leicht, aber nicht mehr ganz so schlimm. Das habe ich größtenteils
Casey zu verdanken. Hattest du schon mal einen dieser Träume, aus denen man weinend aufwacht?«
    »Ich glaub nicht.«
    »Ich schon. Sogar ziemlich oft, besonders kurz nachdem die Sache mit Joe geschah. Jedenfalls bin ich eines Nachts schluchzend aufgewacht, und jemand stand über mir, hat mein Gesicht gestreichelt und gesagt: ›Ist schon gut. Alles in Ordnung.‹ Eigentlich hätte ich fürchterliche Angst haben müssen, als plötzlich eine Fremde in meinem Zimmer stand. Stattdessen empfand ich gegenteilige Gefühle. Ich fühlte mich … ruhig und geborgen. Das war das erste Treffen mit Casey.«
    »Muss schön gewesen sein«, sagte ich.
    »Es war wunderbar. Sie ist wunderbar. Aber sie ist auch … in großer Gefahr. Ständig in Gefahr. Ständig passiert ihr was. Das ist zwangsläufig so, wenn sie die ganze Nacht durch die Gegend läuft und durch fremde Häuser schleicht. Sie wurde schon des Öfteren schlimm verprügelt. Sie wurde … ich habe kein Recht, dir diese Sachen zu erzählen. Vielleicht will sie nicht, dass du es weißt. Jedenfalls sind ihr schlimme Dinge zugestoßen. Du kannst es dir bestimmt vorstellen. Oft ist sie nur knapp davongekommen. Ich mach mir solche Sorgen um sie. Aber sie ist, wie sie ist. Ich will sie nicht ändern.«
    »Es wäre auf jeden Fall schön«, sagte ich, »wenn wir sie heute Nacht finden würden.«
    »Wahrscheinlich wird sie früher oder später bei mir zu Hause auftauchen, aber ich weiß nicht, wann. Im Moment sollten wir lieber nach Eileen Ausschau halten.«
    »Stimmt«, sagte ich.

    In diesem Augenblick fuhren wir an einem Haus vorbei, in dessen Einfahrt ein heller Pick-up stand.
    Ehe ich was äußern konnte, trat Lois auf die Bremse.
    »Könnte er das sein?«, fragte sie.
    »Ich geh nachsehen.« Ich stieß die Tür auf, sprang hinaus und lief zum Pick-up.
    Es war ein Nissan, kein Toyota.
    Ich eilte zurück zu Lois’ Wagen. Wir setzten unsere Suche fort.

62
    »Das ist vermutlich weit genug«, sagte Lois. Wir hatten die Stadt hinter uns gelassen - es gab keine Laternen und kaum noch Häuser am Straßenrand. Es zweigten keine asphaltierten Seitenstraßen mehr ab. Wir fuhren durch den Wald. Hin und wieder führte eine unbefestigte Straße in die Dunkelheit.
    »Wahrscheinlich ist er nicht so weit gefahren«, stimmte ich ihr zu. Wenigstens hoffte ich das.
    Es waren keine anderen Scheinwerfer in Sicht, also fuhr Lois langsamer, kam beinahe zum Stehen und wendete. Kurz nachdem wir erneut die Stadtgrenze überquerten, erreichten wir eine Kreuzung. Lois bog rechts ab. »Hier sind kaum Häuser«, sagte sie. »Aber vielleicht sollten wir sicherheitshalber trotzdem noch ein Stückchen weiterfahren.«
    »Einverstanden.«
    Sie fuhr schnell. Wir hielten die Augen nach Randys Pick-up auf. Nachdem wir einen guten Kilometer nach
Westen gefahren waren, bog Lois zweimal nach links ab, und wir rasten zurück nach Osten auf die Franklin zu.
    Ein paar Häuserblocks hinter der Franklin fuhr Lois rechts, an der nächsten Kreuzung wieder rechts und wieder einen Kilometer nach Westen, ehe wir zur nächsten Querstraße durchstachen und zurück nach Osten fuhren.
    Die ganze Zeit über hielten wir angestrengt Ausschau.
    Hin und wieder kamen wir an einem hellen Pick-up vorbei. Die meisten parkten am Straßenrand oder in den Einfahrten der Häuser. Manchmal konnte ich schon von weitem erkennen, dass ein bestimmter Wagen nicht Randys sein konnte, doch gelegentlich musste ich aussteigen und näher rangehen. Keiner war der Richtige. Es handelte sich jedes Mal entweder um den falschen Hersteller oder um ein älteres Modell, oder es gab irgendeine Besonderheit: einen Aufkleber oder Dekorationen wie Würfel oder Collegeabzeichen oder eine Koboldpuppe am Rückspiegel, irgendetwas jedenfalls, was eindeutig nicht zu Randys Pick-up gehörte.
    Zweimal sahen wir helle Pick-ups herumfahren. Einer kam uns entgegen. Als wir auf einer Höhe waren, konnten wir erkennen, dass der Fahrer ein stämmiger Mann mit

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