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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ecke blickte.
    Leise legte ich das Schwert zwischen uns auf dem Boden ab, dann kroch ich voran, so dicht neben Casey, dass ich ihre Seite streifte.
    Gerade als ich feststellte, dass ihr Kopf mir die Sicht versperrte, drückte sie sich flach auf den Boden.
    Ich spähte um die Ecke.
    Das Zimmer war nur mit Kerzen beleuchtet. Ich konnte einige davon sehen, aber außerhalb meines Blickfelds musste es noch weitere geben. Sie füllten den Raum mit einem goldenen flackernden Schein, sich verlagernden und verformenden Schatten und vereinzelten dunklen Streifen.
    Selbst in gutem Licht hätte ich wahrscheinlich nicht viel von dem Raum erkennen können, es lag einfach zu viel Gerümpel im Weg. Es war, als blickte man in einen dichten Wald aus Statuen, Stühlen, Kleiderstangen, Tischen, Spiegeln, Figürchen, Lampen, Kommoden, Umzugskartons, Vasen, Schaufensterpuppen und tausend anderer Sachen.
    Aber irgendjemand hatte einen breiten Pfad durch das Gerümpel freigeräumt.
    Der Weg führte direkt zu Eileen.
    Sie stand ungefähr in der Mitte des Raums, vielleicht sechs Meter vor uns, mit dem Gesicht zu uns, nackt und von ein paar Dutzend Kerzen umringt. Ihre Arme waren zu den Seiten ausgestreckt und etwas über Schulterhöhe mit Handschellen an zwei stabile senkrechte Balken knapp außerhalb ihrer Reichweite gebunden. Sie war weder geknebelt,
noch waren ihre Augen verbunden. Ihre Füße waren nicht gefesselt. Ihr Kopf hing herab, so dass sie uns nicht sehen konnte, aber sie schien bei Bewusstsein zu sein und stand aufrecht, statt an den Handschellen zu hängen.
    Ihre nasse Haut glänzte im Kerzenlicht. Die meisten ihrer Schrammen und Kratzer und blauen Flecken sahen aus, als stammten sie noch von Mittwochnacht, als wir unter der Brücke angegriffen worden waren. Ich sah kein frisches Blut, aber auf ihren Brüsten, ihrem Bauch und den Oberschenkeln waren gerötete Stellen zu erkennen, die frisch schienen.
    »Eileen?«, rief ich.
    Als Eileen den Kopf hob, schlängelte sich Casey zurück, um nicht gesehen zu werden.
    »Ich bin’s«, sagte ich.
    Eileen begann zu weinen.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich. Dumme Frage.
    »Wohl kaum.«
    »Wo ist er?«
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    »Ist er irgendwo hier oben?«
    »Ich glaub schon. Ich bin nicht sicher. Ich glaub, er … versteckt sich irgendwo.«
    »Darauf kannst du wetten.« Randys Stimme kam aus der Tiefe des Raumes, irgendwo aus Eileens unmittelbarer Umgebung.

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    »Freut mich, dass du uns gefunden hast«, sagte er. »Das hatte ich gehofft. Aber du hast ziemlich lange gebraucht. Leider mussten wir ohne dich anfangen.«
    »Was willst du?«, fragte ich.
    »Die Hälfte von dem, was ich will, hab ich schon. Die andere Hälfte bist du.«
    »Okay, ich bin hier.«
    »Bist du allein gekommen?«
    »Ja.«
    Ich sah eine Bewegung aufblitzen. Eileen schrie auf, zuckte und wand sich, riss ihr Knie hoch und geriet aus dem Gleichgewicht. Sie wäre gestürzt, wenn sie nicht mit den Handschellen an den Balken gehangen hätte. Während sie auf einem Fuß dastand, bemerkte ich den Dartpfeil in ihrem Bein. Ein kleiner gefiederter Pfeil - von der Sorte, mit der in den Pubs geworfen wird - ragte aus der Seite ihres linken Oberschenkels.
    »Hey«, brüllte ich.
    »Du hast gelogen. Und das nicht zum ersten Mal, Ed. Ich habe unter anderem herausgefunden, dass deine Freundin gar nicht Sarah LaFarge heißt. Stimmt’s, Süße?«
    »Ja«, sagte Eileen mit hoher zittriger Stimme. Eine dünne Blutspur lief von der Wunde an ihrem Bein hinab.
    »Und sie lässt sich doch von dir flachlegen. Und von mir. Stimmt’s Eileen?«
    »Ja.«
    »Und jetzt erzählst du mir, du wärst allein, obwohl
ich weiß, dass das nicht stimmt. Erzähl mir von deinen Freunden.«
    Freunde. Mehrzahl. Er hatte also nicht nur Casey gesehen, als sie hochgekommen war, um sich umzuschauen. Er musste unsere Ankunft mit Kirkus’ Auto beobachtet haben.
    »Casey und Kirkus«, sagte ich.
    »Wer von beiden ist die Schwuchtel?«
    »Kirkus.«
    »Dann ist die andere also Casey. Soweit ich das sehen konnte, ist sie wirklich süß.«
    Casey war ein Stück zurückgekrochen, aber immer noch dicht bei mir. Sie richtete sich leise auf Händen und Knien auf.
    »Ich würde sie mir gern mal in Ruhe anschauen. Und die Schwuchtel auch. Warum kommt ihr nicht alle drei raus, damit ich euch richtig sehen kann?«
    »Sie sind nicht hier.«
    Ein weiterer Pfeil kam aus der Dunkelheit geflogen und traf Eileen. Er bohrte sich knapp unterhalb ihrer linken Brust

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