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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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alte Mann auf der Veranda das Streichholz angezündet hatte. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und wie der Teufel davongerannt.
    Das ging aber nicht. Meine Unterhose hing mir um die Knöchel, und Eileen unter mir war nackt.
    Und verwundet? Sie war hart gestürzt, mit meinem ganzen Gewicht auf ihr auf den Boden geknallt, und wer weiß, was dort unter ihr lag.
    »Bist du verletzt?«, fragte ich leise.
    »Nicht so schlimm.«
    »Blutest du?«
    »Ja. Jedenfalls ein bisschen.«
    »Wir müssen verschwinden.«
    Irgendwo zu meiner Linken ertönten schnaufende Geräusche, als lachte jemand leise durch die Nasenlöcher.
    Eileen umklammerte mich, und ihre Schenkel schlossen sich fester um meine Hüfte. Sie zitterte unter mir.
    »Es wird schon nichts passieren«, flüsterte ich mit den Lippen an ihrem Hals.
    »Ich hab solche Angst.« Sie begann zu weinen. Kleine Krämpfe schüttelten ihren Körper. Ihre Schluchzer klangen schrecklich laut in der Dunkelheit.

    »Pssst«, machte ich.
    Und derjenige, der vorhin so zischend gelacht hatte, machte es nach.
    Und noch jemand, rechts von mir.
    Eileen keuchte auf und versteifte sich.
    In einem verborgenen Winkel meines Gehirns hatte ich vermutet, dass der Fremde in der Düsternis Randy wäre, dass er uns irgendwie dort hinunter gefolgt war. Ich hatte es befürchtet, aber auf eine gewisse Art auch gehofft. Randy war abscheulich, aber immerhin kannte ich ihn. Er hatte einen Namen und ein Gesicht … und ich hatte ihn schon einmal verletzt.
    Als ich dann das zweite »Pssst« hörte, wurde mir klar, dass Randy nichts damit zu tun hatte. Außerdem erinnerte ich mich an das Schweizer Armeemesser in meiner Tasche.
    In der Jeans, die um meine Knöchel gewickelt war.
    »Wir gehen besser«, sagte ich an Eileens Hals.
    Sie hielt mich weiter eng umschlungen.
    »Lass mich los«, flüsterte ich.
    Obwohl ich so leise sprach, konnten die Fremden in der Dunkelheit wahrscheinlich jedes Wort verstehen. Ich wollte das Messer nicht erwähnen.
    »Bitte«, sagte ich.
    »Du willst wegrennen.«
    »Nein. Lass mich einfach los.«
    »Versprochen?«
    »Ja, versprochen.«
    Sie lockerte ihre Umarmung. Ich drückte mich mit den Händen auf beiden Seiten ihres Körpers vom Boden ab.

    Dann zog ich Jeans und Unterhose hoch und richtete mich auf.
    »Eddie?«, fragte Eileen.
    »Ich bin hier.« Als ich meine Hose zumachte, klimperte die Gürtelschnalle.
    »Hol mir meine Klamotten«, sagte sie.
    »Mach ich.« Aber zuerst griff ich in die Hosentasche und zog mein Messer heraus. Ich nahm es in die linke Hand, betastete die stumpfen Seiten der eingeklappten Klingen und Werkzeuge und versuchte, die Rille einer Klinge mit dem Daumennagel zu erwischen.
    »Eddie?« Es war fast ein Quieken.
    »Was?«
    »Wo bist du?«
    »Direkt hier.«
    »Er berührt mich!«
    Jemand rammte mich von rechts. Der Aufprall warf mich herum und ließ mich seitwärts durch die Dunkelheit taumeln. Ich stolperte über meine eigenen Füße, stürzte, als vollführte ich einen Kopfsprung in seichtes Wasser, und schlug so hart auf den Boden, dass ich weiterschlidderte.
    Ein Stück hinter meinen Füßen schrie Eileen: »Eddie! Hol ihn von mir runter!«
    Ich hörte ein Klatschen, wie von einer Faust, die auf nackte Haut trifft.
    »Lass sie in Ruhe!«, brüllte ich.
    Während ich mich auf die Beine kämpfte, bemerkte ich, dass ich mein Messer verloren hatte. Ich musste es wiederfinden. Ich ließ mich auf die Knie fallen und suchte mit den Händen den Boden ab.

    Eileen wimmerte … vor Schmerz und Angst.
    Zum Teufel mit dem Messer.
    Ich packte einen schweren scharfkantigen Stein, größer als meine Hand, stand auf und lief in Richtung der Geräusche, die Eileen und ihr Peiniger abgaben.
    Die Laute erschütterten mich. Schluchzen und Gekicher, Schläge und Klatschen, Schmerzensschreie, Luftschnappen, gemurmelte Flüche, feuchtes Schlürfen, erregtes Grunzen.
    Ich rechnete damit, jeden Moment selbst zu Boden geworfen zu werden.
    Aber dann erreichte ich den Ursprung der Geräusche.
    Ich war froh, dass ich nicht sehen konnte, was Eileen angetan wurde oder wer es ihr antat.
    Ich stürzte mich darauf.
    Es war ein richtiger Haufen: ich oben, die Angreifer unter mir, Eileen ziemlich sicher ganz unten.
    Köpfe, Arme, Ärsche überall.
    Mehr als zwei Angreifer. Drei? Vier? Ich wusste es nicht.
    Ich rückte ihnen mit meinem Stein zu Leibe.
    Dieses Mal waren sie mit Schreien an der Reihe.
    Ich konnte sie nicht sehen, und sie konnten mich nicht sehen. Vermutlich verletzten sie

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