Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Jacken, Hemden, Hosen, Schuhe. Sogar ein paar Mützen. Alles sah schmutzig aus. Eileens Sachen waren nicht dabei.
    So schnell ich konnte, sammelte ich ihre Handtasche, Schuhe, Jeans und BH auf und lief unter der Brücke hervor ins Freie.
    Kaum war ich der Dunkelheit entkommen, begann ich, das Schlimmste für Eileen zu befürchten.
    Ich hätte sie nicht allein lassen sollen.
    Die anderen haben sie bestimmt geschnappt …
    Ich erreichte die Stelle, an der ich sie in den Schatten zurückgelassen hatte. Sie war nicht dort. In mir schien etwas zu zerbrechen.
    Sie hatten sie erwischt.

    »Eddie?«
    Ihre Stimme kam aus der falschen Richtung. Ich riss meinen Kopf herum und blickte zum Fluss. Immer noch konnte ich sie nirgends sehen.
    »Wo bist du?«
    Ein paar Meter flussaufwärts hob sich ein blasser Arm in die Luft. Darunter entdeckte ich den bleichen Fleck ihres Gesichts über dem dunklen Wasser.
    Ich legte ihre Sachen auf den Boden und ging am Ufer entlang zu ihr. »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Einigermaßen. Wie war’s?«
    »Ich habe deine Tasche und die meisten Klamotten gefunden. Aber dein Hemd nicht.«
    »Gab’s Probleme?«
    Ich hockte mich ein Stück neben ihr ins Gras. Sie war bis zum Hals im Wasser. »Die Dreckskerle sind offenbar alle abgehauen«, sagte ich. »Wahrscheinlich haben sie gedacht, dass wir als Erstes die Polizei rufen.«
    »Warum kommst du nicht rein und spülst dich ab?«, fragte Eileen. »Dann können wir uns überlegen, was wir machen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich finde, wir sollten von hier verschwinden. Und dich zum Gesundheitszentrum auf dem Campus bringen.«
    »Ich will nicht zum Gesundheitszentrum.«
    »Zur Notaufnahme?«
    Sie stand auf, und ihr Leib ragte blass und glänzend im Mondlicht aus dem dunklen Wasser. »Wie wär’s mit deiner Wohnung?«, fragte sie. Ihr Körper schien an der Wasseroberfläche zu enden. »Ich möchte im Moment nicht so
gerne allein sein … heute Nacht. Wenn es dir nichts ausmacht …«
    »Du solltest eigentlich zum Arzt gehen.«
    »Ich gehe zum Arzt, wenn ich einen brauche. Wenn wir bei dir sind, kann ich mir die Verletzungen ansehen. Außer du willst nicht, dass ich mitkomme.«
    »Ich will, dass du mitkommst.«
    »Vielen Dank, Eddie.« Sie watete auf mich zu, und ihre nasse Haut schimmerte silbern im Mondlicht. Ich beobachtete, wie ihre Brüste sich bewegten. Die Spitzen sahen aus wie große schwarze Münzen. Ihr Nabel war ein kleiner dunkler Punkt. Mit jedem Schritt sank der Wasserspiegel.
    Als der dunkle Fleck ihres Schamhaars auftauchte, dachte ich an den Mann unter der Brücke.
    Sie wird mir nur erzählen, was ich wissen soll.
    Das Wasser stand ihr nur noch bis zu den Knien, und sie erschauderte und schlang die Arme um die Brust. »Kann ich immer noch dein Hemd haben?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Es lag zu meinen Füßen im Gras. Ich hob das Hemd auf und reichte es ihr. Sie zog es an. »Ah, schon besser.« Sie schloss einen Knopf in der Nähe ihrer Taille und stieg aus dem Fluss.
    Ich ging am Ufer entlang voran zu der Stelle, wo ich die Handtasche und ihre Kleider gelassen hatte.
    »Das ist toll.« Sie hob die Tasche auf und zog ihre Geldbörse heraus.
    »Ich verzichte auf den Finderlohn«, sagte ich.
    »Du wirst schon eine Belohnung bekommen. Ich kann
kaum glauben, dass du tatsächlich noch einmal unter die Brücke gegangen bist.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    »Ich hatte solche Angst. Hab mir solche Sorgen gemacht, dass sie dich schnappen.«
    »Das könnte immer noch passieren«, entgegnete ich.
    »Wir sollten wirklich nicht länger als nötig hier rumhängen.« Ich blickte Richtung Brücke. Man konnte sie nicht sehen, weil sie durch ein dichtes Gewirr von Ästen über der Uferböschung verdeckt wurde.
    »Ich glaub, hier sind wir sicher, oder?«, fragte Eileen.
    »Man kann nie wissen.«
    Sie sah in ihre Brieftasche.
    »Ich habe nichts rausgenommen.«
    »Ich weiß, dass du nichts genommen hast.«
    »Die haben garantiert auch nichts gestohlen. Wenn sie dein Portemonnaie gefunden hätten, hätten sie es mitgenommen.«
    »Das stimmt vermutlich.« Sie steckte die Brieftasche zurück in ihre Handtasche.
    »Ich habe ein Heftchen Streichhölzer geklaut«, gestand ich.
    Sie sah mich an. »Du hast meine Tasche durchwühlt, was?«
    »Aus gutem Grund. Ich brauchte Licht.« Ich holte die Streichhölzer aus meiner Hosentasche und warf sie zurück in die Handtasche. »Danke«, sagte ich.
    »Gern geschehen.«
    Sie ging in die Hocke und stellte ihre Tasche

Weitere Kostenlose Bücher