Finster
von hier verschwinden, solange es noch geht.
Aber ich mochte Eileens Hemd. Ich wollte nicht, dass sie es verlor, und auf keinen Fall wollte ich, dass jemand anderes ihren Slip fand.
In der Hoffnung, dass Eileen eine Taschenlampe hatte, schob ich eine Hand in ihre Tasche und wühlte darin herum. Ich ertastete ihre Brieftasche, verschiedene zylinderförmige Gegenstände und kleine Schachteln, eine Bürste, ein kleines Ringbuch und einige unidentifizierbare Dinge, die in Plastikfolie oder Papier eingewickelt waren. Aber keine Taschenlampe.
Als ich tiefer grub, fand ich am Boden der Tasche einen Schatz von losen Dingen: Kaugummis, Münzen, halb aufgebrauchte Rollen von etwas, das sich anfühlte wie Weingummis, zwei Kondome in Plastikhüllen, eine Sammlung von Kugelschreibern, Bleistiften und Filzstiften, ein paar Zigaretten und ein Heftchen Streichhölzer.
Ja!
Ich zog das Heftchen heraus, klappte es auf, riss ein Streichholz ab und zündete es an. Der Kopf loderte auf, und die Helligkeit schmerzte in meinen Augen. Für ein oder zwei Sekunden war ich geblendet.
Als ich wieder sehen konnte, schrie ich auf.
In dem schwachen Licht des Zündholzes sah ich auf dem Boden, nur eine Armlänge vor mir, einen nackten Fuß.
21
Niemand stand auf diesem Fuß.
Die Zehen zeigten nach oben. Der Knöchel und das Schienbein waren behaart. Gleich über dem Knie verschwand das Bein in der Dunkelheit.
Ich blickte mich schnell um, konnte jedoch in dem Lichtkreis des Streichholzes niemanden sonst sehen.
Die Flamme verbrannte mir schon fast die Finger. Ich schüttelte das Zündholz aus, strich ein neues an und trat näher an den Mann heran. Er war nackt und lag reglos auf dem Rücken. Sein Haar war lang, wirr und schmutzig. Augenbrauen, Schnauzer und Kinnbart waren so dicht, dass man kaum etwas von seinem Gesicht erkennen konnte. Es dauerte eine Weile, bis ich seine kleine verdreckte Nase entdeckte. Dann fand ich auch die tiefliegenden Augen, deren Lider geschlossen waren.
An der rechten Seite seines Kopfs war sein Haar verklebt und glänzte rot vor Blut.
Hatte ich das mit meinem Stein angerichtet?
Es kam mir wahrscheinlich vor, aber sicher konnte ich nicht sein. Das Handgemenge war das reine Chaos gewesen. Man konnte nicht wissen, wer wem was angetan hatte.
Der Mann schien tot zu sein.
Geschieht ihm recht, dachte ich. Er hat uns angegriffen. Hat vermutlich versucht, Eileen zu vergewaltigen.
Mit dem Ding da.
Es stand aufrecht, groß und glänzend.
Hat er sie vergewaltigt?
Das Streichholz drohte meine Finger zu verbrennen, deshalb löschte ich es und entzündete ein neues.
Der Mann lag immer noch regungslos auf dem Rücken.
Ich begann, nach meinem Schweizer Armeemesser zu suchen. Höchstwahrscheinlich waren meine Fingerabdrücke darauf, deshalb konnte ich es nicht hier bei dem toten Mann zurücklassen.
Es war nicht leicht zu finden.
Zwei Streichhölzer später entdeckte ich den roten Griff neben einer zerdrückten Budweiserdose. Ich eilte hin und hob es auf.
Dann schüttelte ich das Streichholz aus. In völliger Dunkelheit klappte ich eine der Klingen auf. Ich nahm das Messer zusammen mit dem Zündholzbriefchen in die linke Hand und zündete mit der rechten ein neues Streichholz an.
Ich war zu weit entfernt, um den Körper sehen zu können.
Was, wenn er weg ist?
Und wenn er auf mich losgeht?
Ich ging in Richtung des Mannes. Ein paar Sekunden später erreichte ihn das trübe Licht des Streichholzes. Er lag immer noch ausgestreckt auf dem Rücken.
Ich trat neben ihn. Auch seine Augen waren noch geschlossen. Ich beobachtete seine behaarte schmutzige Brust. Sie schien sich nicht zu bewegen.
Er ist wahrscheinlich tot, dachte ich.
Aber er hat einen Ständer. Kann ein Toter einen Ständer haben?
Ich hatte keine Ahnung. Es kam mir unwahrscheinlich vor, aber für ausgeschlossen hielt ich es nicht.
Plötzlich hatte ich den Eindruck, sein Penis wäre noch größer geworden.
Wächst er?
»Scheiße«, stöhnte ich.
Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, Wenn wir den Drang des Ird’schen abgeschüttelt …
Hör auf rumzuspinnen, sagte ich mir. Wahrscheinlich ist er doch nicht tot.
Wenn er noch lebt, sollte ich ihm besser helfen. Seine Wunden untersuchen. Einen Krankenwagen rufen.
Dann dachte ich daran, was er uns angetan hatte.
»Scheiß drauf«, murmelte ich.
Ich zündete ein neues Streichholz an und suchte kurz nach Eileens Hemd und ihrem Schlüpfer. Andere Kleidungsstücke lagen auf dem Boden verstreut:
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