Finster
sich gegenseitig ebenso, wie ich sie verletzte. Während der ein oder zwei Minuten, die der Kampf dauerte, wurde ich mit Ellbogen und Fäusten geschlagen, gekratzt und gebissen.
Dann befand sich niemand mehr zwischen mir und Eileen. Ich lag keuchend auf ihrem ausgestreckten zuckenden Körper und hielt den Stein umklammert. Wo ich sie mit meiner nackten Haut berührte, war sie nass und klebrig.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
Weinend schüttelte sie den Kopf. Ich spürte die Bewegung an meiner Wange.
»Lass uns hier verschwinden«, sagte ich.
»Wo … sind sie?«
»Weg. Ich weiß nicht. Ich glaub, sie sind abgehauen.«
»Beeilen wir uns«, sagte sie.
Ich stieß mich vom Boden ab. Als ich vor ihr kniete, griff ich nach ihren Handgelenken. »Kannst du dich aufsetzen?«
Eileen begann, sich aufzurichten, und ich zog an ihren Armen. Sie zuckte zusammen und wimmerte.
Kurz darauf waren wir beide auf den Beinen. Sie stand noch wackelig, und ich musste sie stützen. »Ich trage dich«, sagte ich.
»Meine Klamotten.«
»Lass uns hier verschwinden, ehe wir nochmal überfallen werden.«
Ehe sie widersprechen konnte, ließ ich den Stein fallen und schwang sie auf meine Arme. Sie war zu erschöpft oder verletzt, um sich dagegen zu wehren. Ich trug sie gegen meine Brust gedrückt auf die graue Öffnung der Unterführung zu.
Bei jedem Schritt rechnete ich damit, erneut angegriffen zu werden.
Schließlich schleppte ich sie aus der Dunkelheit hinaus. Für ein paar Sekunden waren wir auf der freien Fläche, wo uns jeder sehen konnte, der zum Fluss hinunterblickte. Ich sah mich nicht um, aber niemand rief nach uns.
Ich eilte mit Eileen in den Schatten der Bäume am
Ufer. Dort legte ich sie sanft ins Gras. Dann blickte ich mich um.
»Sieht so aus, als wären wir in Sicherheit«, flüsterte ich.
Sie drückte meine Hand.
Wir waren in Dunkelheit gehüllt, aber die Schwärze war nicht undurchdringlich. Zum ersten Mal, seit wir uns unter die Brücke gewagt hatten, konnte ich Eileen sehen. Ich hatte gedacht, sie hätte zumindest noch ihr Hemd, aber es war verschwunden wie der Rest ihrer Kleidung. Sie schien an einigen Stellen zu bluten.
»Kannst du sagen, ob du irgendwo eine starke Blutung hast?«, fragte ich sie. »Ob eine Arterie getroffen wurde oder so?«
»Nichts in der Art.«
»Bist du sicher?«
»Ich … tropfe nur hier und da ein bisschen.«
»Okay. Gut. Wir sollten jetzt, glaub ich, lieber da raufgehen an einen sicheren Ort, dann such ich ein Telefon und …«
»Wir haben meine Handtasche liegen lassen!«, platzte sie heraus, als wäre es ihr plötzlich eingefallen.
»Oh, Scheiße«, sagte ich.
»Mein ganzes Zeug ist da drin.«
Ich nickte und zog mein Hemd aus. »Zieh das an.« Ich reichte es ihr. »Ich bin sofort zurück.«
»Nein. Lieber nicht.«
»Wir können deine Handtasche nicht zurücklassen.«
»Ich kann meine Kreditkarten sperren lassen und …«
»Sie wissen dann, wer du bist … und wo du wohnst.«
Mit sehr schwacher Stimme sagte sie: »Aber ich will nicht, dass sie dich erwischen.«
»Ich beeil mich«, sagte ich. »Wenn jemand dir was tun will, schreist du, okay? Schrei einfach oder kreisch, und ich komme zurückgerannt.«
»Vielleicht sollten wir lieber Hilfe holen.«
Ich schüttelte nur den Kopf. Es gab keine Zeit zu verlieren - auch nicht für Erklärungen -, wenn wir die Handtasche zurückhaben wollten.
Ich wirbelte herum und rannte auf die Brücke zu. Niemand befand sich darauf.
Als die Dunkelheit mich verschluckte, hörte ich auf zu rennen. Ich versuchte, mich an vorhin zurückzuerinnern und den gleichen Weg zu gehen, den ich mit Eileen genommen hatte.
Ich hörte niemanden.
Sie sind wahrscheinlich weggerannt, sagte ich mir. Sie müssen davon ausgehen, dass die Polizei schon unterwegs ist.
Ich ging in die Hocke und tastete den Boden ab. Ich spürte feuchte Erde, Steine und Zweige.
Ich ließ mich auf alle viere hinab und kroch vorwärts. Wenn ich nur Handschuhe getragen hätte. Nicht wegen der Kälte, sondern der Dinge, die ich in der Dunkelheit berührte. Einige waren spitz, andere breiig, einige hart, andere schleimig.
Schließlich fand ich einen Schuh. Er fühlte sich an und roch wie ein ziemlich neuer Turnschuh.
Nachdem ich mir die Hände an meiner Jeans abgewischt
hatte, suchte ich in derselben Gegend weiter und fand den Rest: Eileens zweiten Schuh, ihre Jeans, ihren BH und die Handtasche. Das Höschen und ihr Hemd schienen nicht dort zu sein.
Ich sollte lieber
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