Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zurückgehen.«
    Der Gedanke gefiel mir überhaupt nicht.
    »Es war stockdunkel da unten«, sagte sie.
    »Ich hatte deine Streichhölzer.«
    »Wir müssen mit einer guten Taschenlampe zurückgehen.«
    »Jetzt?«
    »Je eher, desto besser. Ehe jemand die Leiche meldet. Wir müssen den Körper am besten entsorgen. Ihn verschwinden lassen.«

    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Auch wenn wir sonst nichts zurückgelassen haben«, sagte sie, »haben wir doch beide da unten Blut verloren. Wenn die Polizei eine richtige Mordermittlung durchführt, werden sie Proben von unserem Blut einsammeln. Und von deinem Sperma.«
    Meine Laune verschlechterte sich, als sie das sagte.
    »Wahrscheinlich haben wir auch Fußspuren hinterlassen«, fuhr sie fort. »Und wer weiß, was sonst noch. Zum Beispiel deine Fingerabdrücke auf der Mordwaffe.«
    »Es war ein Stein.«
    »Keine glatte Oberfläche?«
    »Ich glaub nicht. Und vielleicht ist der Mann gar nicht tot.«
    »Aber wenn doch, liegt er da unten an einem Tatort, an dem es vor Beweisen gegen uns nur so wimmelt.«

26
    Ungefähr eine Stunde lang sprachen wir darüber, was wir tun sollten. Wir aßen weiter Cracker mit Käse und tranken Rum mit Cola. Obwohl ich die Drinks schwach dosierte, war ich leicht angetrunken, als wir mit unserer Besprechung fertig waren.
    Wir zogen uns im Schlafzimmer an. Ich hatte genügend saubere Kleidung für uns beide.
    Eileen trug ihre eigenen Schuhe, aber eine braune Kordhose von mir und das blaue Sweatshirt, das ich bei
meinen Abenteuern in der vergangenen Nacht angehabt hatte. Ich zog ein Chamoishemd, Jeans und Reebok-Turnschuhe an.
    Meine Brieftasche ließ ich zu Hause, steckte aber mein Schweizer Armeemesser in die Hosentasche. Als ich meine kleine Maglite aus dem Nachtkästchen nahm, sagte Eileen: »Schade, dass du die nicht dabeihattest.«
    »Ich wusste ja nicht, dass wir unter eine Brücke gehen würden.«
    »Ist das die beste Taschenlampe, die du hast?«
    »Die einzige. Aber sie ist ziemlich hell.«
    Ich fand eine dunkelblaue Strickmütze für Eileen und eine Yankee-Baseballkappe für mich.
    »Wie sieht’s mit Handschuhen aus?«, fragte Eileen.
    »Baseballhandschuhe?« Wie gesagt, ich hatte schon ein paar Gläser intus.
    »Gummihandschuhe oder so. Solche, die man zum Geschirrspülen benutzt.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Normale Handschuhe?«, fragte sie.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Was machst du im Winter?«
    »Ich stecke die Hände in die Taschen.«
    »Dann hat sich das wohl erledigt.« Mit diesen Worten setzte sie die Mütze auf.
    Wir gingen zur Tür. Ehe ich sie öffnete, drehte ich mich noch einmal zu ihr um. »Sollen wir das wirklich tun?«
    »Ich glaub, uns bleibt nichts anderes übrig.« Sie sah sehr süß aus mit der Strickmütze; dadurch, dass sie ihr Haar hineingestopft hatte, wirkte sie jungenhaft. An ihrem linken
Mundwinkel hing ein Cracker-Krümel. Mit der Fingerspitze wischte ich ihn ab.
    Sie beugte sich vor und gab mir einen kurzen, aber weichen und warmen Kuss.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte sie. »Ich will nicht zu spät zu meinem Zehn-Uhr-Seminar kommen.«
    »Ich hoffe, das war ein Witz.«
    »Nein.«
    »Was immer wir auch tun«, sagte ich, »wir sollten damit vor Sonnenaufgang fertig sein.«
    »Das weiß ich doch.« Sie öffnete die Tür.
    Im Flur war niemand außer uns. Auf dem Weg nach unten befürchtete ich, den Fishers zu begegnen, aber ihre Tür war zu. Wir eilten daran vorbei und gelangten aus dem Haus, ohne gesehen zu werden.
    Den Weg hatten wir uns bereits zurechtgelegt … ein Weg, auf dem bis kurz vor dem Ziel immer mindestens ein Block zwischen uns und dem Campus lag.
    Wir gingen schnell.
    Es wehte ein kühler Wind. Er trug einen seltsamen feuchten Geruch mit sich, wie es nur »in mitternächtlich toter Öd« der Fall war.
    Letzte Nacht war ich ebenfalls zu dieser Zeit und sogar noch später draußen unterwegs gewesen. Auch da hatte ich in Schwierigkeiten gesteckt, aber nun waren die Probleme größer.
    Was zum Teufel hat mich so aus der Bahn geworfen?, fragte ich mich.
    Die Antwort war einfach.
    Holly.

    Holly hatte mein Herz gebrochen. Sie war der Grund dafür, dass ich begonnen hatte, nachts durch die Gegend zu laufen. Es lag an ihr, dass Eileen in mein Leben getreten war, und Eileen hatte Randy angezogen und mich unter die Brücke geführt, wo die Trolle über uns hergefallen waren … und ich einen von ihnen erledigt hatte.
    Vielen Dank auch, Holly.
    Aber vielleicht ist es auch eher Eileens Schuld als

Weitere Kostenlose Bücher