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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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sie fragte sich, was mit ihr war.
    »Hör doch. Es funktioniert«, sagte Alex verblüfft.
    Cam blickte hinauf. Im Gegensatz zu Alex konnte sie durch den heulenden Wind hindurch das kreischende Geräusch der sich drehenden Schraube nicht vernehmen. Aber sie konnte sie sehen.
    Die lose Stange bog sich langsam wieder gerade. Ein Regen von Rostteilchen fiel herab, als sich die Schraube festzog. Aber die Familie war noch nicht in Sicherheit - nicht, solange Cam und Alex die rostige Schraube nicht dazu zwingen konnten, sich fest zu verankern. Und Alex konnte es nicht. »Es wird nicht halten«, rief sie. »Die Schraubenmutter fehlt. Man müsste es löten.«
    »Löten?«
    »Das Metall müsste schmelzen und dann wieder erstarren ...«
    »Schmelzen und erstarren. Ah, Barren, Karren ...«, verzweifelt suchte Cam nach einem Reim. Dann aber hörte sie plötzlich auf, denn sie fühlte, wie sich die Wärme des schwindenden Tages in ihrem Inneren sammelte, die sonnendurchtränkte Erde sich in ihre Schuhe einbrannte, in ihre Füße. Sie heftete ihren Blick auf die Schraube, unterdrückte jegliches Blinzeln. Die Stahlstange glühte rot und schließlich weiß vor Hitze. Ein dünner Rauchfaden schlang sich um den Rand der Schraube.
    Quälend langsam begann die dicke Schraube zu schmelzen. Als sie beinahe flüssig geworden war, als der Druck von Alex' Hand auf Cams so stark geworden war, dass fast kein Blut mehr darin zirkulierte, umhüllte ein anderer Windstoß, ein wirbelnder Tornado die Gondel - Cam wusste, dass nun das geschmolzene Metall abkühlen würde. Alex hörte es. Gleichzeitig vernahm sie das leise Fauchen des Feuers und roch den beißenden Gestank von zischendem Metall. Als der dunkle Wirbelsturm vorüberzog, war die Gondel wieder befestigt. Die Familie war in Sicherheit. »... und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.«

Kapitel 10 - EIN BRIEF AUS DER KLINIK

     
    »Was war das denn ?«
    Beth kam atemlos beim Planwagen an, mit ihrer Geduld -ohne dass Cam es bemerkt hätte - am Ende. »Gerade noch stehen wir da und unterhalten uns und dann, zack!, bist du weg. Ohne Erklärung, ohne ein Tschüss. Ich dachte, dir sei vielleicht auf einmal schlecht geworden. Ich hab überall nach dir gesucht.« Cam hatte sich gegen die Fahrgast-Absperrung aus gespaltenen Baumstämmen gelehnt und konnte Beth kaum verstehen. Das donnernde Brüllen in ihrem Kopf übertönte den Strom der Vorwürfe ihrer Freundin.
    »Camryn, bist du jetzt völlig durchgeknallt? Ich rede mit dir! Warum bist du denn hierher zurückgelaufen?« Ihre zuckenden Augenbrauen zeigten an, dass die gutmütige Beth kurz davor war, richtig wütend zu werden. Cam versuchte angestrengt, das Zittern in ihrem Innern zu unterdrücken, den Tumult zu besänftigen und wieder zu sich zu kommen. »Ich bin ... Bethie ... tut mir Leid.« Sie hatte sich nicht verrechnet: Als Elisabeth diese aus ihrer Kindheit vertraute Abkürzung ihres Namens hörte, war ihre Wut wie weggeblasen.
    »Bethie? So hast du mich ewig nicht mehr genannt. Wahrscheinlich zuletzt im Kindergarten. Wow - welch ein Jahrhundertereignis. Hat doch sicher irgendwas mit diesem Mädchen zu tun.«
    »Mit welchem Mädchen?«, fragte Cam rasch. »Du weißt schon, die von hier, diese Alex.« Beth seufzte theatralisch. »Die mit deinem Gesicht, deinen Augen, deinem Körper ... «
    »Beth, hast du uns eben zusammen gesehen? Hast du gesehen, was passiert ist?!« Cams Herz tat einen hoffnungsvollen Sprung. Es war zu schön, um wahr zu sein. War ihre beste Freundin tatsächlich Zeugin der spektakulären Rettungsaktion gewesen? Hatte Beth gesehen, was Cam und das Big-Sky-Mädchen abgezogen hatten, mit Hilfe von ein paar Versen und ihrer verzweifelten Entschlossenheit? »Meinst du, wie ihr beide total abgedreht seid, als alle sagten, dass ihr euch so ähnlich seht ?«
    »Nein, das nicht...«
    »Was denn dann?« Beth sah sie groß an. Niedergeschlagen stieß Cam sich vom Geländer ab. Was sollte sie darauf antworten? Hast du nicht gesehen, wie wir das Unmögliche vollbracht haben, wie wir ein kaputtes, rostiges, altes Riesenrad repariert und dadurch eine Familie vor dem sicheren Tod gerettet haben? Es war verrückt, dachte sie. Beth hatte die unwiderstehliche Kraft nicht verspürt, die Cam und diese ihr so ähnlich sehende u nbekannte zum Riesenrad gezogen hatte. Niemand anderer hatte das verspürt.
    Und niemand, noch nicht einmal Alex, schien den schwarzbärtigen Mann im Schatten bemerkt zu haben, dessen Blick Cam so

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