Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
Vom Netzwerk:
vorbei.
    »Vielleicht sollten wir zurückfahren und sie suchen«, sagte Evan gerade. Als Alex nicht reagierte, lehnte er sich zu ihr herüber und klopfte sanft an ihren Kopf. »Hallo, ist da jemand? Hörst du mir zu?«
    »Du verfügst über eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe, Evan«, antwortete Alex. »Ich bemühe mich, es zu vermeiden.« Sie waren schon fast an ihrer Abfahrt angekommen und konnten bereits das Hinweisschild erkennen. Alex öffnete den Reißverschluss an ihrem Rucksack und begann nach dem Schlüssel zu fahnden.
    Evan schüttelte den Kopf. »Dann musst du dir aber mehr Mühe geben, ich lasse jetzt nicht locker.« Er sah eindringlich vor sich hin. »Sie sah dir nicht einfach nur ähnlich, Allie. Sie war dein Doppel.«
    »Was, wenn ihr Zwillinge seid?«, mischte sich Lucinda ein. »Ich meine, vielleicht seid ihr ja bei der Geburt getrennt...«
    »Ja, genau«, meinte Evan. »Willst du behaupten, das sei unmöglich ?« Seine sanften braunen Augen verengten sich, als er sich ihr zuwandte. »Meine Mom hätte mir das erzählt und Punkt. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Nie gehabt.«
    »Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich nicht nachgeben, bis ich weiß, wer sie ist - und warum sie ausgerechnet jetzt einfach so in deinem Leben aufgetaucht ist«, sagte Lucinda. »Na, dann ist es ja gut, dass du nicht an meiner Stelle bist, Luce, denn ich persönlich habe momentan ganz andere Sorgen. So was wie das wirkliche Leben.« Der Wagen erwischte ein Schlagloch in der Straße, von dem Beeson immer versprach, dass er es ausbessern würde. Lucinda kreischte, als Evans Lieferwagen durch den Krater hüpfte und rasselte. »Tu mir nur den einen Gefallen, Als«, sagte sie. »Such sie mit uns. Finde zumindest raus, wann sie Geburtstag hat. Wenn es der gleiche Tag ist wie bei dir, Halloween eben ... «
    »Aaaaah, jetzt hör schon auf. Du machst mir ja Angst«, unterbrach Alex sie. »Können wir das Thema nicht endlich fallen lassen? Erstens interessiert es mich so was von überhaupt nicht, irgendetwas über sie herauszufinden. Und zweitens ist ein Tag im Big Sky normalerweise mehr als genug für die Tou-ris.
    Sie ist weg. Buu-huu, ich werde meine Zwillingsschwester niemals mehr wiedersehen.«
    Sie hatten jetzt den Wohnwagen erreicht. Endlich wieder zu Hause.
    »Doch, das wirst du«, Lucinda klang vollkommen überzeugt. »Ach, und woher willst du das wissen ?«
    »Ich weiß es einfach«, erklärte Lucinda. »Du bist nicht die Einzige, die manchmal Vorahnungen hat.«
    Ihre Mutter war früh von der Arbeit zurück. Ihr alter Chevrolet stand auf seinem üblichen Platz inmitten des Unkrauts, das neben dem Wohnwagen wucherte. »Sollen wir noch dableiben?«, rief Evan, als Alex aus dem Lieferwagen stürzte.
    »Nee. Bis dann«, war ihre Antwort. »Ich ruf an.« Sara saß am Küchentisch und starrte durch das Fenster auf die Berge. Beim Quietschen der Tür wandte sie sich um. Und Alex erschrak bei ihrem Anblick.
    Das Gesicht ihrer Mutter war aschfahl, knochig und die Höhlen um ihre Augen dunkel vor Erschöpfung. Die Haut war straff über ihre Wangen gespannt. Einen Moment lang, für den Bruchteil einer Sekunde, erinnerte sie Alex an den Albtraum-Mann. Dann knüllte ihre Mom ein Stück Papier zusammen, das auf dem Tisch gelegen hatte, grinste Alex mit einem breiten, liebevollen Schön-dass-du-da-bist-Grinsen an und sah wieder aus wie immer.
    »Was ist denn das ?« Alex deutete mit dem Kinn auf das Stück Papier in Saras Hand.
    »Schon wieder eine Mietforderung von Beeson?«
    »Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen müsstest«, sagte ihre Mom mit rauer und krächzender Stimme. Sie log. Alex wusste das, denn sie kannte ihre Mutter besser als irgendjemand anderer auf dieser Welt. »Ist nicht zufällig von der Klinik? Ich meine, du würdest doch keinen Scheiß machen, Mom, und mir verheimlichen wollen, wenn's schlechte Nachrichten sind?«
    »Könnte ich doch gar nicht. Du kennst die Wahrheit doch ohnehin immer sofort. Schon damals, als du noch ein kleines Mädchen warst... «
    »Dieser Brief. Den hat Beeson nicht geschickt ... Die Ergebnisse der Laboruntersuchung ... Du hast sie schon, oder?«
    »Ach, Kleines«, sagte Sara und die Tränen strömten aus ihren dunklen Augen. »Ich weiß gar nicht, warum man dich mir geschenkt hat. Ich bin so eine miserable ... Lügnerin. Ich würde alles tun, um dich gut zu beschützen, Kleines. Wenn ich nur könnte. Alles.«
    Auf einmal wollte Alex die Wahrheit nicht mehr erfahren. Sie

Weitere Kostenlose Bücher