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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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ihnen, strahlend wie eine zweite Sonne, ein funkelnder, glänzender, leuchtender Edelstein, saß ein Kind. Sehr klein, sehr jung. »Ich bin gleich wieder da, okay?«, wiederholte Beth und verschwand dann durch die Tür mit der COWGIRLS-Aufschrift. Cam nickte oder meinte zumindest zu nicken. Dann, genau wie während des Fußballspiels, wurde sie von kaltem Schweiß durchnässt, ein eisiger Luftzug ließ sie erzittern, das Pochen ihres Pulsschlages erschien auf einmal lauter als das Lachen und Geschwätz all der Menschen um sie herum. Sie wusste nicht, was nicht in Ordnung war. Sie wusste nur, dass bald etwas sehr, sehr Schlimmes geschehen würde.

Kapitel 9 - DER MOND

     
    Cam raste den gleichen Weg durch den Park zurück, vorbei an Imbissbuden und Kartenschaltern, dem Wildwest-Saloon, dem Büro des Sheriffs. Erschrockene Touristen stoben vor ihr auseinander und sie rannte, bis sie endlich verwirrt und außer Atem am Ziel war: zurück am Planwagen. Instinktiv hob sie den Kopf. Die Sonne des späten Nachmittags verblasste über dem westlichen Horizont. Der Vollmond stand östlich von ihr. Wie bemerkenswert, dachte sie, Sonne und Mond zur gleichen Zeit am Himmel. Das Riesenrad hatte angehalten.
    Die Gondeln, leer oder voll besetzt mit Leuten, schaukelten sacht hin und her, hoben sich gegen den leeren Raum ab, der sie umgab. Neue Fahrgäste wurden auf ihre Plätze gewiesen. Aber es war die metallene Gondel, die ganz oben schwankte, genau auf dem Scheitelpunkt des Rades, die Cams Aufmerksamkeit erregte. Exakt so, wie sie es sich vorgestellt hatte, wartete auf diesen Plätzen, fünfzehn, zwanzig Meter über dem Park, eine Familie darauf, dass die Fahrt weitergehen würde. Ein junger Vater, eine lächelnde Mutter und ihre kleine Tochter. Der Mann hatte einen Arm eng um die winzige
    Hüfte des Kindes geschlungen. Mit der anderen Hand zeigte er auf den frühen Mond und flüsterte seiner Tochter etwas zu. Cam erkannte alles mit unglaublicher Genauigkeit. Das besorgte Lächeln des kleinen Mädchens, die niedlichen Hände, mit denen sie sich an das Hemd ihres Vaters klammerte. Und dann erblickte Cam, was über ihnen war, eine Eisenstange, an der die Gondel aufgehängt war. Der einstmals stabile Stab, die Verbindung zum Gerüst des Riesenrads, schien leicht schief zu sein. Und lose. Zwei riesige Schrauben sollten ihn eigentlich am Rad befestigen. Nur eine davon war noch da -und es sah so aus, als würde auch die andere sich langsam losreißen. Cam richtete ihren Blick auf die Stange, blendete alles andere aus, als seien ihre Augen ein Fernrohr und dazu in der Lage, sich immer stärker auf die weit entfernte, gefährlich lockere Schraube einzustellen. Ein Ruck, ein einziger starker Windstoß und die Schraube würde sich lösen. Die Gondel würde von der Stange gezerrt werden, sich vom Gerüst des Rades losreißen und zu Boden stürzen. Cam versuchte zu schreien, aber genau wie während des Fußballspiels brachte sie keinen Laut zu Stande. Sie deutete mit dem Finger, aber niemand sah hin ... ü Außer ...
    Auch Alex' spontaner Sprint hatte bis zum Planwagen geführt. Sie stand Cam direkt gegenüber, starrte hinauf zur gleichen Gondel, lauschte dem leisen metallischen Klang, der von der losen Stange und der wackeligen Befestigungsschraube verursacht wurde. Alex schloss die Augen und die Geräusche wurden deutlicher. Nun konnte sie die sanfte Stimme eines Mannes hören, der sang - und ihr wurde deutlich, dass es, unglaublich, die Stimme des Mannes in der Gondel war. Aber wie hätte sie ihn hören sollen? Er war ganz oben auf dem Riesenrad, hielt seine kleine Tochter fest und sang eine Zeile aus einem Lied, das Sara ihr unzählige Male vorgesungen hatte, als sie noch ein Kind war: »Der Mond ist aufgegangen ...« Eine andere Stimme, neu und doch vertraut, unterbrach auf einmal Alex' Konzentration. »Da«, hörte sie. »Oh bitte. Irgendjemand muss ... da!«
    Als sie die Augen blinzelnd öffnete, erblickte sie für einen kurzen Augenblick sich selbst als Karikatur. Wenn Alex eine Schirmmütze und khakifarbene Caprihosen in Kombination mit einem rosa Pullover getragen hätte, so wäre die Person, die auf der anderen Seite des Riesenrads stand und entsetzt auf die schwankende Gondel starrte, exakt ihr Spiegelbild gewesen. Miss Massachusetts, Camryn Barnes.
    Hatte das Touri-Mädchen auch gehört, wie der Vater oben sang?, fragte sich Alex. Konnte sie das rostige Quietschen der alten Schraube hören? »... diegoldnen Sternlein prangen

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