Finstere Versuchung
niemals zuvor hatte sie dies mit solch einer sehnsüchtigen Vertrautheit getan.
»Es macht mir Angst zu wissen, dass deine Position dich zu einer ständigen Zielscheibe werden lässt«, flüsterte sie.
Er hielt ihren besorgten Blick mit den Augen fest. »Es ist meine Pflicht.«
»Ja«, stimmte sie ihm mit einem Nicken zu. »Und obwohl ich die Vorstellung hasse, dass du in Gefahr bist, würde ich nie versuchen, dir im Weg zu stehen.«
Der Volltreffer erfolgte ohne Vorwarnung und führte dazu, dass Elijah sie mit offenem Mund verwirrt anstarrte.
Von den eigenen Waffen geschlagen, dachte er trocken und erinnerte sich daran, wie oft er versucht hatte, sie davon abzuhalten, auch nur ihre Wohnung zu verlassen, ohne dass er bei ihr war.
Damals hatte er gedacht, er zeige ihr damit, wie ungemein viel ihm an ihr lag. Aber nun …
»Glaubst du, das ist es, was ich zu tun versuche?«
Ihre Finger glitten hin zu seinen Lippen und berührten sie leicht. Ihre Miene war ernst.
»Ein Partner sollte dich stärker machen, nicht schwächer.«
Sie hatte recht. Natürlich hatte sie recht.
So sehr er es auch hasste, es zuzugeben – bei seinem inständigen Bedürfnis, sie zu beschützen, ging es eher darum, dass er sich ständig in Erinnerung rief, wie nahe sie dem Tod gewesen war, bevor sie sich überhaupt begegnet waren, als darum, sie glücklich zu wissen.
Das war selbstsüchtig, selbst für seine Begriffe.
»Oh … merde« , knurrte er resigniert.
Sie beäugte ihn vorsichtig, als er ein Stück zurückwich, um ihr Oberteil wieder zurechtzuzupfen. Sein ganzer Körper bebte frustriert im Angesicht der Erkenntnis, dass ihm in nächster Zeit keine sexuelle Befriedigung beschert sein würde.
»Elijah?«
Er nahm ihre Hand und zog sie zur Tür hin. »Lass uns gehen und nach diesem lästigen Gargylen suchen.«
KAPITEL 6
L evet bebte, als er fortfuhr, seine Erinnerungen in den unwilligen Verstand seiner Mutter zu projizieren. Er war der völligen Erschöpfung schon gefährlich nahe.
Sacrebleu. Wie viel länger noch konnte er diesen Zauber aufrechterhalten?
Seine Sorge hatte kaum Zeit, Gestalt anzunehmen, als Berthe auch schon ein leises Stöhnen ausstieß und die Augen aufriss, um ihn mit einem bösartigen Blick zu durchbohren.
»Das reicht.«
Levet stoppte die Erinnerungen, aber behielt die Kontrolle über das magische Netz, das seine Mutter gefangen hielt.
Sie sah nicht annähernd so beeindruckt aus, wie er gehofft hatte.
»Hast du gesehen, was ich getan habe?«
»Oui.«
»Und du gibst zu, dass ich meinem Feind mutig entgegengetreten bin?«
Sie zog die Lippen zurück, um ihre riesigen Hauer hervorzuheben. »Ich gebe zu, dass du nicht geflohen bist wie ein Feigling.«
Levet kniff die Augen zusammen. »Vielleicht sollten wir noch einmal anfangen.«
»Non« , stieß Berthe hervor, als die Hitze ihrer Wut die Luft erfüllte. »Du hast dich … mutig verhalten.«
Levet runzelte die Stirn. Er hatte vor der bösesten Kreatur gestanden, die je existiert hatte, und sich geweigert zu weichen.
Wie viele Dämonen konnten sich einer solchen Großtat rühmen?
Kein einziger.
Er schnitt eine Grimasse. Non. Das stimmte nicht ganz. Es hatte andere gegeben. Aber keine Gargylen, versicherte er sich hastig selbst.
Er allein hatte seine Spezies repräsentiert.
Und das machte ihn zu etwas ganz Besonderem.
»Warum fällt es dir so schwer, das zuzugeben?«, fuhr er seine Mutter an.
Berthe blickte ihn finster an, die massige Stirn gefurcht. »Ich will dich nicht wieder in der Gilde wissen.«
Levet blinzelte. Nun, das war … direkt.
»Warum? Denkst du, dass ich auf irgendeine Weise dein kostbares Nest verseuchen könnte?« Er rümpfte verächtlich die Schnauze. »Ich kann dir versichern, dass ich nicht die Absicht habe, in den Schoß meiner Problemfamilie zurückzukehren.«
Sie stieß einen schockierten Laut aus, als könne sie sich kein Wesen vorstellen, das sich nicht danach sehnte, zu ihrer Gemeinschaft zu gehören.
»Warum bestehst du dann darauf, wieder in die Gilde aufgenommen zu werden?«
Levet lächelte. Als er nach Paris gekommen war, hatte er noch nicht so genau gewusst, was ihn antrieb.
Nun war es ihm vollkommen klar.
»Es ist mein Recht«, antwortete er mit klarer Offenheit. »Und nun sage mir, warum du dich dermaßen sträubst, meinen Namen an die Wand zu setzen.«
Berthe spannte den Kiefer an. Offenbar widerstrebte es ihr, die Wahrheit zu gestehen. Aber dann, vielleicht, weil sie spürte, dass Levet stur
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