Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Versuchung

Finstere Versuchung

Titel: Finstere Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
Vom Netzwerk:
ängstlich.
    »Dann tritt zur Seite.«
    Emery eilte hastig zu seinem Schreibtisch zurück, die lederartigen Flügel eng an den Körper gepresst, als er versuchte, sich so klein wie nur möglich zu machen.
    Levet kannte das Gefühl.
    Seine Mutter war Expertin darin, einen Mann den Mut verlieren zu lassen.
    Mit einer angemessen dramatischen Geste drehte sich Berthe um, um sich der anderen Seite des Raumes zuzuwenden. Sie machte eine Handbewegung, wodurch die Fackeln höher aufflackerten, sodass die glatte Wand zum Vorschein kam.
    Levet spürte, wie ihn, wie immer beim Anblick des uralten Artefaktes mit seiner uralten Macht, eine ehrfurchtsvolle Erregung überkam.
    Die Wand der Erinnerungen war ein magischer Gegenstand und widersprach allen Naturgesetzen, indem sie sich durch die Decke hinweg in eine endlose Finsternis erhob. Auch wenn Levet nicht nach oben blickte. Die Unendlichkeit ließ ihn immer schwindelig werden.
    Die Namen, die auf dem Stein prangten, schimmerten im Licht und pulsierten wie im Takt zum Herzschlag eines jeden Genannten.
    Berthe winkte mit der Hand, und die Namen veränderten sich, als habe sie eine Seite umgeblättert. Ein weiteres Winken, und eine neue Seite wurde aufgeschlagen.
    Stille erfüllte die Höhle, als Berthe fortfuhr, die Namen zu durchsuchen. Schließlich ballte sie die Hand zur Faust, um die Wand erstarren zu lassen.
    Dann schritt sie darauf zu und deutete mit der Klaue auf eine leere Stelle auf dem Stein.
    »Ich, Doyenne des Ascaricus-Nestes, hole hiermit Levet, Berthes Sohn, aus der Verbannung und in die Gilde der Gargylen zurück. Von dieser Nacht an soll er innerhalb der Gilde mit allen Privilegien und Stimmrechten akzeptiert werden.«
    Emery keuchte leise und ungläubig auf, aber Levets Aufmerksamkeit war auf die Wand gerichtet, als eine unsichtbare Macht über den Stein glitt und seinen Namen in einer eleganten Schrift hinterließ.
    Ihm schwoll die Brust, als Stolz sein Herz erfüllte, bis es beinahe überlief.
    Er mochte ja unterentwickelt sein. Seine Zauberkräfte mochten … unberechenbar sein.
    Und er mochte psychologische Hilfe benötigen, wenn es darum ging, dass Yannah ihn in den Wahnsinn trieb, aber er hatte das Unmögliche erreicht.
    Er war erneut ein richtiges, im wahrsten Sinn des Wortes eingetragenes Mitglied der Gargylen-Gilde.
    Das Leben war schön.
    Valla erlaubte es Elijah mit gemischten Gefühlen, sie zurück zu ihrer Wohnung zu begleiten.
    Einerseits war sie enttäuscht, dass sie Levet nicht hatten finden können. So gut Elijah auch im Spurenlesen sein mochte – er konnte nicht fliegen, und obwohl sie auf die meisten der üblichen Gargylen-Treffpunkte gestoßen waren, war es ihnen nicht gelungen, Levets Fährte aufzunehmen.
    Sie machte sich verzweifelte Sorgen um den winzigen Gargylen.
    Andererseits fühlte sie sich schwindelig und atemlos von der Verwandlung, die in Elijah vorgegangen war.
    Sie wusste nicht, wie oder warum, aber zum ersten Mal schien er sie wirklich als Frau zu sehen, nicht als Opfer. Und nicht nur in einem physischen Sinn, obwohl seine entschlossene Verführung überaus wundervoll gewesen war.
    Er hatte ihr tatsächlich zugehört, als sie sich beschwert hatte, dass er sie wie ein Kind behandeln würde. Und er hatte sich sogar jedem Instinkt, den er besaß, widersetzt, indem er ihr erlaubt hatte, die schäbigeren Teile der Stadt zu betreten, weil sie Levet dort suchen wollte.
    Oh, sie war keine Idiotin.
    Sie wusste, dass er die Intensität ihrer Gefühle nie erwidern konnte.
    Er mochte sie ja ernsthaft begehren, aber sie würde für ihn nie mehr als eine flüchtige Zerstreuung sein, die schnell wieder vergessen wäre, wenn eine neue Geliebte seine Aufmerksamkeit gewann, oder gar seine wahre Gefährtin.
    Valla ignorierte den Schmerz, der ihr Herz durchbohrte.
    Sie hatte eine ungeheuer lange Zeit darauf gewartet, dass Elijah sie auch nur als Frau wahrnahm.
    Warum sollte sie die Zeit nicht einfach genießen, die ihr geschenkt wurde?
    Als sie gerade den Boulevard erreicht hatten, der an ihrer Wohnung vorbeiführte, packte Elijah Valla am Ellbogen, damit sie stehen blieb.
    »Valla.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken, um forschend sein blasses, perfektes Gesicht zu betrachten.
    »Was ist los?«
    Er hielt inne, wie um über seine Worte nachzudenken. »Es wird allmählich spät.«
    Valla sah ihn stirnrunzelnd an. Sie verfügte nicht über die überlegenen Sinne eines Vampirs, aber sie war imstande, die Zeit zu erkennen.
    »Es sind noch ein paar

Weitere Kostenlose Bücher