Finsteres Licht
bekämpfen. Entschlossen und selbstsicher ging ich weiter. Die dampfende Lava aus Zorn und Wut kochte blubbernd in der Vulkanöffnung. Je länger ich darauf schaute, desto unruhiger wurde sie. Das rote dickflüssige Feuer darin erinnerte mich an alles, was mein Großvater mir und seiner Familie angetan hatte. Er tötete seine Tochter, nutzte mich für seine Zwecke aus und unterdrückte seine eigene Frau nicht minder als sein komplettes Volk. Er nahm mir meine Erinnerung und gaukelte mir falsche Tatsachen vor, um mich auf seine Seite zu ziehen. W as noch schlimmer war. Das furchtbarste jedoch war, das s er unschuldige Menschen, als Blutsklaven hielt. Stinksauer deswegen und wegen dieser Hexe, die ihm das alles ermöglichte, konzentrierte ich mich noch mehr auf diese Wut, bis der Vulkan überzulaufen drohte. Bevor dies geschah, zog ein goldenes Flackern , weit hinten in der Dunkelheit, meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war dieser warme kleine Funken Liebe , an dem ich sonst immer vorbeiging, ohne ihn weiter zu beachten. Levana drängte mich ständig daran vorbei, obwohl ich ihn so gerne etwas länger beobachtet hätte. Dieser kleine Quell spendete Wärme in der Kälte dieser dunklen Gefühle. Ruhe und Licht umgab das kleine Plätzchen tief in mir und pulsierte gleichmäßig und schwach. Ich überlegte, ob es nicht vielleicht besser wäre weiter zu gehen. Aber da diese widerwärtige Hexe nicht da war, gönnte ich mir mehr Zeit mit diesem schwachen Lichtquell. Ich ging langsam darauf zu. Komischerweise hatte ich Angst, es könnte erlöschen, wenn ich ihm zu nahe kam. Je weniger Abstand zwischen mir und dem goldenen Funken war, desto schneller pulsierte das Licht . Ich blieb direkt davor stehen und starrte es lange an. Nach einer Weile wurde es wieder ruhiger. Es zuckte und flackerte schwach. Ich fühlte seine Wärme und es schenkte mir Trost und Geborgenheit. Es war wunderschön und so … klar, sanft und beruhigend. Ich weiß nicht wie lange, aber es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis ich dem Drang in mir nachgab und meine Hand danach ausstreckte. Sobald ich meine Finger ganz dicht davor hielt, zuckte es wie wild in sich zusammen und dehnte sich aus. Wie ein aufg ebrachtes Herz, das rasend ums Ü berleben schlug. Ich wollte diesen Funken nicht zerstören und zog meine Hand ein Stück weit weg. Er war so klein, so zerbrechlich und ich wollte ihn nicht zerstören. Doch bei genauerem hinsehen, fiel mir auf, dass der Lichtfunken nun ein Stück größer war. Ob er sich durch meine Nähe ausdehnte? Wieder führte ich meine Finger vorsichtig ganz nahe heran und der goldene Lichtpunkt pulsierte sofort heftiger. Ich fühlte mit meinen Fingerspitzen die Intensität und die Kraft, die darin wohnte , w agte es aber zunächst nicht, es anzufassen . Wie elektrisiert von dem Schauspiel konnte ich mich nicht dazu aufraffen weiterzugehen. Dorthin, wo ich nach meiner inneren Kraft suchen sollte. Ich blieb wie angewurzelt stehen und vergaß mein eigentliches Vorhaben. Stattdessen huschte William wieder durch meinen Kopf. Nur ihn konnte ich hier gar nicht gebrauchen. Der Funke drohte zu explodieren und ich wollte ihn doch nicht zerstören. Ich drängte meine Gedanken an William wieder weg und sofort zog sich der kleine Lichtpunkt wieder zusammen. Das gefiel mir aber eben so wenig. Ich wollte ihn wachsen sehen. Ich konnte mich nicht damit zufrieden geben, so wenig Liebe in mir zu haben. Alle anderen Emotionen kochten und wirbelten weit hinte r mir, aber ständig präsent, stark und manchmal übermäßig groß. Und dieses eine Gefühl, das mir so viel bedeutete, kämpfte in der hintersten Ecke, kaum sicht bar, um seinen F ortbestand.
„Da bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht.“
Das war Aris, der mich aus meinem Unterbewusstsein wieder zurück in die Realität riss. Ich musste mit dem Kopf unter Wasser gerutscht sein, denn seine Stimme hörte sich dumpf an. Ich sortierte meine Gedanken, öffnete die Augen und tauchte ruckartig auf.
„Was machst du da?“
„Baden“, wie man wohl sehen konnte.
„Seit wan n? Ich such dich seit Stunden.“
Sein Blick huschte inspizierend über meinen Körper, der nur in diesem knappen schwarzen Bikini steckte.
„Wie spät ist es?“
„Schon fast Mitternacht und ich verfluche mich dafür dich nicht eher gefunden zu haben.“
„Wieso? Was ist passiert?“
Ich fuhr erschrocken hoch und stieg aus dem dampfenden Pool. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sooo lange weg war. Klar,
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