Finsteres Licht
sie merkte, wie ich gleichzeitig einen vorsichtigen Schritt in die entgegengesetzte Richtung machte, um den Abstand zwischen uns nicht zu verringern.
„Du hast dich vor einigen Tage n im Wald aufgelöst. Bist du eine Hex e?“
Velisa lächelte.
„Nein, ich bin keine Hexe. Devaner sind Lichtwesen. Wir di enen dem goldenen Rat, der wiederum den Göttern dient.“
„Dann bist du ein Engel?“ , fragte ich erstaunt.
„Das könnte man so sagen“, warf William ein, was ihm einen sanft tadelnden Blick von ihr einhandelte.
„Wir schützen ausschließlich Menschen, die eines Tages Vampyr e werden. Engel lassen sich nicht bei ihren Schützlingen blicken. Sie arbeiten ständig inkognito und dürfen sich niemals zeigen . Devaner dürfen sich ihren Menschen auch nur nach Erlaubnis des goldenen Rates offenbare n. Aber bei uns kommt das öfter vor, als man denkt. “
„Dann wusste ich früher wer du bist?“
Williams Miene hellte sich ein wenig auf. Offenbar gefiel es ihm, dass ich neugierig war und damit bereit, mich mit ihnen zu unterhalten. Velisa lächelte.
„Ja. Du wusstest , was und wer ich bin.“
Ich versuchte in meinem Kopf nach Erinnerungen zu wühlen und kniff die Augenbrauen angestrengt zusammen. Doch anstelle von Bildern, bekam ich nur diese verdammte Dunkelheit.
„Geht es dir gut?“, wollte William mit besorgter Stimme wissen.
„Ja. Geht sch on“, antwortete ich enttäuscht.
William sorgte sich offenbar wirklich. Ich spürte den D rang zu helfen in mir. Irgendetwas in mir wollte Trost spenden. Vielleicht stimmte es wirklich, dass es seine Gefühle waren, die ich nicht verstand. Seltsamer we ise, waren sie schwächer, seit ich ihm gegenüber stand.
„ Und wir waren wirklich gute Freundinnen?“, hakte ich nochmal nach.
„Nein. Wir waren es nicht. Wir sind es noch immer, Sarah“, korrigierte sie sanft.
„Warum um alles in der Welt, hast du mich dann so erschreckt?“, warf ich ihr vor.
Sie wusste genau wovon ich sprach. Sie hatte mir im Wald einen ordentlichen Schreck en eingejagt, als sie da einfach so vor mir erschien und plötzlich wieder im Nichts verschwand.
„Das war nicht meine Ab sicht. Ich wollte dich warnen.“
Ihre Worte klangen genauso nach Entschuldigung, wie ihre Augen es meinten.
„Ich muss ein ziemlich naiver Mensch gewesen sein, wenn du kein Vertrauen in mich hast. Ich meine, ich habe zwar keine Erinnerungen, aber ich bin doch nicht dumm. Ich weiß wann ich vorsichtig sein muss. Und ich vertraue niemanden.“
Keine Ahnung warum ich so frei heraus plapperte. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass die beiden die Wahrheit sagten. Ihre Gesichter waren ehrlich und mitfühlend. Nicht so wie Constantin s , bei dem ein Läc heln wie ein Fremdkörper aussah . Velisa beeilte sich um eine Erklärung.
„Wir wollten dir nur mitteilen, dass wir hier sind, um dich zu retten. Wir hatten keine Ahnung, dass sie dir die Erinnerungen genommen haben. Erst als wir uns begegneten, wusste ich darüber Bescheid.“
Ich gab mich mit ihrer Erklärung zufrieden.
„Wie ist es überhaupt möglich, da ss ihr hier seid?“
Ich wunderte mich schon wieder, dass keine Wachen auftauchten.
„Alexia kennt eine sehr gute Hexe, die bereit war uns zu helfen.“
Warum es so war, konnte ich mir nicht erklären, aber was William da sagte, gefiel mir überhaupt nicht. Und was mir noch weniger gefiel, war sein Grinsen.
„Du magst sie nicht“, erklärte er wissend.
„Wen? Die Hexe?“
„Nein. Alexia.“
Er hatte recht. Sobald dieser Name über seinen Lippen war, ärgerte ich mich, dass er ihn ausgesprochen hatte.
„Warum?“
„Du bist eifersüchtig weil wir vor sehr langer Zeit befreundet waren.“
Sein süffisantes Grinsen verschwand und die Art wie er das sagte, sprach Bände. Und tatsächlich. Die Vorstellung von diesem gutaussehenden Typen mit einer anderen, behagte mir überhaupt nicht. Sofort bemerkte ich ein schlechtes Gewissen in meiner Magengrube. Meins oder seins, fragte ich mich, als ob es selbstverständlich wäre, seine Gefühle spüren zu können. Dabei war es das nicht. Oder?
„Das muss aber eine sehr gute Hexe sein, wenn sie diesen Schutzschild durchbrechen kann“, stellte ich fest, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen.
Nitsa und Aris verdeutlichten mir mehrmals, wie mächtig Levana und ihre Zauber waren.
„Sie ist sehr gut“, nickte Velisa anerkennend.
Eine Weile sagte niemand etwas. Eine bedrückende Stille füllte den Wald aus. Nur wenige Bewohner des
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