Finsteres Licht
seinen herrlich blauen Augen zu versinken. Am liebsten wäre ich für immer in seinen Armen gefangen geblieben.
Nur langsam zog ich mich wieder aus seiner Umarmung zurück. Ich rang mit mir. Sollte ich einfach mit ihm gehen, oder sollte ich bleiben? Mühsam zügelte ich meine Leidenschaft und rief mich zur Vernunft. Natürlich konnte ich nicht einfach so mit ihm gehen. Auch wenn da so viel zwischen uns war, ich kannte ihn nicht. O bwohl dieser Kuss so aufschlussreich war, meine Erinnerungen hatte er nicht zurückgebracht. Außerdem herrschte wieder das ursprüngliche Durcheinander in mir, als ich mich von ihm entfernte. Zwar nicht mehr so schlimm wie vorher, aber es war da.
„Ich spüre deine Unsicherheit die ganze Zeit. Glaubst du mir jetzt?“
Er hauchte mir diese zarten Worte ins Ohr.
„Ich denke … ja“, flüsterte ich.
„Vertraust du mir?“
Ich wollte ehrlich sein.
„Das kann ich nicht.“
Enttäuscht zog er sich zurück und strich mir liebevoll über die Wange. Es tat mir leid, ihm nicht das Vertrauen schenken zu können, das er sich wünschte. Ich wollte ihm vertrauen, aber es war zu viel passiert .
6
12
Der Heimweg mit Aris war schweigsam . Manchmal sagte der eine oder andere etwas. Aber das Treffen mit William und Velisa hinterließ bei uns beiden Spuren. Ich fühlte, die Verbindung zwischen William und mir, auch wenn ich noch nicht realisierte, was das bedeutete. Aris machte sich seine eigenen Gedanken darüber. Ich wusste über Aris ‘ Gefühle mir gegenüber B escheid . Es war mir aber nicht klar, wie tief sie waren. Meiner Meinung nach war es eher eine Schwärmerei von ihm, als Liebe. Weshalb ich nicht weiter darüber nachdachte.
Mein nächstes Treffen mit Levana stand an. Sie zitierte mich in den hohen Turm , um mit mir auf die Suche nach dieser schlummernden Kraft zu gehen. Wie schon die paar Versuche zuvor, scheiterte i ch auch an diesem Tag. Ich war erschöpft von meinem Selbstversuch im Bad und von dem ge fühlsaufreibenden Treffen mit William und Velisa . Dieser Kuss war so … echt, sooo stark. Manchmal kam es mir so vor, als ob seine Lippen auf meinen geblieben wären.
Natürlich donnerte Levana fuchsteufelswild, weil ich keine Ausdauer hatte und müde wurde, bevor ich diese Wand in mir einreißen konnte. Sie drohte mir mit Constantins ungeduldigem Zorn.
„Du wirst schon sehen was du davon hast. Constantin kann auch anders!“
„Was soll er den machen wenn ich es nicht schaffe?“, fuhr ich sie an.
„Das kannst du dann in einem dunklen Verließ überlegen, in dem du deine ganze Konzentration nur auf die eine Sache lenken wirst!“, drohte sie.
„Es tut mir leid. Ich tu ‘ doch was ich kann. Es ist eben nicht so einfach etwas zu befreien, von dem man keine Ahnung hat.“
Ich versuchte sie zu besänftigen, denn die Aussicht wieder eingesperrt zu werden ging mir gewaltig gegen den Strich.
„Das ist aber nicht genug!“, warf sie mir zischend vor, funkelte mich böse an und verschwand mit einem Mal in einer dicken schwarzen Rauchwolke, die sich auflöste.
Levana war fort , hinterließ mir aber zum Glück eine Tür. A ufgebracht und außer mir, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Unterwegs traf ich auf Constantin und C h iara . Beinahe hätte ich die beiden umgerannt . Es kam mir vor , als ob sie noch herausgeputzter waren als sonst. C h iara trug ihre Haare aufwändig hochgesteckt . Ihren Hals schmückte eine teure Kette, mit blutroten Perlen verziert , passend zu einem enganliegenden bordeauxroten Kleid. Constantin steckte in einem teuren dunkelblauen Nadelstreifenanzug.
„Was ist los?“, erkundigte C h iara sich besorgt, während Constantin argwöhnisch dreinschaute .
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihnen die Wahrheit sagen sollte.
„Nichts“, war das erste was ich herausbrachte.
„Das sieht nicht so aus. Lüg uns nicht an“, er mahnte Constantin mich streng und ich überlegte, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte .
Bevor Levana ihm von meinem Versagen erzähl te , war es wohl doch besser, ihn selbst von meinen ehrlichen Bemühungen zu überzeugen. Wer weiß schon was diese Hexe im St ande war zu erzählen, um nicht s chuld an meinem Scheitern zu sein.
„Meine Sitzungen mit Levana laufen nicht so gut.“
„Was meinst du damit?“ Constantin zog bedrohend eine Augenbraue hoch.
„Ich bemühe mich. Wirklich. Ich will es und tue alles was sie sagt. Aber irgendwie schaffe ich es nicht.“
All meine ehrliche Enttäuschun
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