Finsteres Licht
drückte seinen Kopf mit meinen Händen so fest zusammen, dass ihm mein Griff allein schon weh tat.
„Wenn sie einmal von Menschenblut abhängig sind, gibt es keine Rettung mehr“ , hatte Jeremy einmal während einer Übungsstunde gesagt.
„Sie werden Wahnsinnig und können keinen klaren Gedanken mehr fassen. Je länger sie sich von me nschlichem Blut ernähren, desto gefährlicher werden sie. Das Blut von Menschen ist ihre Heilung! Für sie zählt nichts anderes “ , fügte William damals hinzu.
Ich schaute dem Junky in die Augen. Sie waren vollkommen schwarz. Außer der Gier nach Blut konnte ich nichts in ihnen erkennen. Ich streckte nochmals meine Fühler nach seinen Empfindungen aus. Hoffte auf ein Zeichen. Auf irgendein Gefühl, dass mehr war als reine r Hunger und Hass. Aber ich fand nichts. Es war nur die Gier, der Hass und der Zorn darüber, dass wir ihm seine Beute weggenommen hatten, präsent.
„Seit wann bist du abhängig?“, fragte ich ihn und hoffte wieder auf etwas Vernünftiges.
„Verpiss dich, Schlampe!“
Das und seine Spucke ins Gesicht, erhielt ich zur Antwort.
Es war vermutlich wirklich so, wie Jeremy und William gesagt hatten. Ich gab auf eine Spur von Normalität, ein Zeichen auf Heilungschancen, in dem Junky zu suchen und kniff die Augen zu. Ich wollte nicht unbedingt sehen, was ich als nächstes tat . Ich kniff meine Augen so fest zu und legte meine ganze Kraft in meine Hände. Nach einem kurzen kraftvollen Ruck löste sich der Schädel von der Wirbelsäule. Das Fleis ch zerriss, Knochen brachen und plötzlich hielt ich seinen abgetrennten Kopf in meinen Händen. Ich öffnete meine Augen und warf den toten Kopf, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, weg. Binnen Sekunden löste sich der Körper in Asche auf. Alles was zurückblieb waren eine Staubwolke und der reinste Ekel in mir.
„Alles in Ordnung?“
William n ahm mich tröstend in seine Arme.
Ich nickte schwach. „Ich glaube mir ist schlecht.“
Er runzelte die Stirn.
„Dein Magen funktioniert nicht mehr wie früher . Es kann dir nicht übel sein.“
Aber es fühlte sich danach an. Ich wusste, dass mein Körper nicht mehr so war wie früher. Nicht mehr menschlich. Er war hart und kugelsicher, gleichzeitig aber weich und doch verletzbar. Diese Übelkeit lag auch nicht direkt in meinem Magen, sondern eher a n meinem Gewissen. Dieses grauenhafte Knacken, das entstand, als ich den Kopf von dem restlichen Körper trennte … es fühlte sich nicht richtig an . Es war ekelerregend.
Erst jetzt bemerkte i ch den kaum sichtbaren Kratzer an meinem linken Oberarm und starrte schockiert darauf. Es war nicht der Rede wert, aber ich hatte vorher wirklich den Eindruck unverwundbar zu sein. Kugelsicher eb en.
Dieser kleine Kratzer holte mich in die Realität zurück. Es war eine von Jeremys Lektionen: „Unsere Haut ist unser bester Schutz, aber Wharpyre bestehen aus dem gleichen Körper wie wir. Sie , und auch andere Wesen , wissen wie man gezielt Verletzungen zufügt, wie man jemanden kampfunfähig macht und wie man tötet.“
Ich dachte vorher fast unbesiegbar zu sein. Ich war die erste, die beide Gene der Göttin Sija in sich trug. Ich war diejenige, die Constantin besiegen sollte. Im Übungskampf wurde ich sogar mit Jeremy fertig. Aber in Wirklichkeit war ich ebenso verletzlich , wie jeder andere auch . Während ich auf diesen kleinen kaum wahrnehmbaren Kratzer starrte, beobachtete ich wie mein Körper diesen Schaden von selbst h eilte. Innerhalb von Sekunden war keine Spur einer Verletzung mehr zu sehen.
„Das war k napp“, sagte Alex zu Emily , kurz bevor er sie grinsend küsste.
Im Gegensatz zu mir, hatte ihm der Kampf echt Spaß gemacht . Ich war nicht der draufgängerische Typ . Ich war nicht s treitlustig. Ich war … einfach ich. Ich hatte ein Ziel , dass ich mir immer vor Augen führte. Aber nun wurde es wirklich ernst. Einen Plan zu entwickeln war leicht. Ihn u mzusetzen umso schwerer.
„Ihr seid ihm auf jeden Fall überlegen gewesen . Er hatte keine Chance!“ , antwortete Emily enthusiastisch.
Das braunhaarige M ädchen stand mit Amanda weiter a bseits. Sie zitterte am ganzen Körper, weshalb Amanda beschloss, sie nach Hause zu bringen. In ein Krankenhaus wollte sie nicht, obwohl sie off ensichtlich unter Schock stand und nicht alleine bleiben sollte.
„Gut gemacht , aber an einigen Techniken müssen wir noch arbeiten. “
Jeremy, ganz unser Trainer, beobachtete den Kampf mit geschultem Auge und
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