Finsteres Licht
unterdrückten Gefühle zu finden.
„Was weißt du schon.“
Diesmal lag in seinen Worten ein Schwall Traurigkeit und Resignation.
„Ich kann es … spüren .“
Ich bemühte mich ruhig und langsam mit ihm zu reden.
„Du lügst.“
Plötzlich sprang er auf seine Beine und ich machte einen kleinen Schritt zurück. Er stand breitbeinig , die Hände zu Fäusten geballt vor mir. Ich wechselte einen kurzen Blick zu Emily und bedeutete ihr noch abzuwarten, während ich hoffte, dass der Junky es nicht mitbekam.
„Warum sollte ich?“
Ich reckte mein Kinn vor und beschloss, die Gelegenheit zu nutzen. Ich streckte nochmal meine Fühler nach ihm aus. Diesmal ließ ich seine überwältigenden Gefühle nicht auf mich eindringen, sondern lenkte vorsichtig und behutsam Ruhe und Geborgenheit auf ihn. Es klappte. Seine Hände und Schultern entspannten sich.
„Ich kann dir vielleicht helfen“, bot ich ihm an.
„Wenn du willst, kann ich versuchen dir zu helfen, dass du wieder gesund wirst.“
„Wie?“
Er schaute mich skeptisch an.
„Verrate mir bitte zuerst, wie dir das passieren konnte.“
Er senkte seinen Blick und starrte nun statt auf mich, den Boden an. Durch den Strom versorgte ich ihn zusätzlich mit Ermutigung und Zutrauen . Ich wollte seine Geschichte hören , doch er zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er mir glauben sollte. Er schien verwirrt zu sein. Verwirrt durch seine widersprüchlichen Gefühle. Es dauerte eine Weile bis er zu reden begann.
„ Auf ihrem Weg n ach Hause musste sie nach der Arbeit immer durch diesen Park laufen. Es hätte zwar einen anderen Weg gegeben, aber durch den Park war es kürzer.“
Er zog scharf die Luft ein.
„ Drei Männer … Menschen … sie rochen nach Alkohol und Zigaretten … zerrten sie im Park hinter einen Strauch.“
Ich kämpfte gegen seinen Zorn an und versuchte die Trauer in ihm an die Oberfläche seines Bewusstseins zu holen. Trauer wäre besser als der Zorn. Gleichzeitig drängte ich seine Ruhelosigkeit zurück und hörte ihm aufmerksam zu.
„Sie verprügelten sie, rissen ihr die Kleider vom Leib und verg ewaltigten sie.“
Sein Blick wanderte wieder zu mir. In seinen Augen sammelte sich Wasser. Tränen. Es war grauenvoll ihn so zu sehen.
„Das ist furchtbar“, sagte ich heiser und mitfühlend.
„Sie stand kurz vor ihrer Verwandlung bevor sie sie umbrachten und ihren nackten Körper zerschunden und verschmutzt einfach achtlos wegwarfen.“
Seine Stimme wurde rauer.
„Ich kam zu spät. Ich wartete in ihrer Wohnung, doch als sie nicht ka m, ging ich ihr entgegen. I ch habe zu lange gewartet. Als ich sie fand, war sie schon tot.“
Seine Wut rang mit mir. Ich konnte den Kampf in ihm spüren. Trauer und Wut bekriegten sich in seiner Brust.
„Und du hast diese Männer gefunden?“
Ich ermutigte ihn fortzufahren und ließ den Blickkontakt zu ihm nicht abbrechen.
Er nickte.
„Ihr Geruch verriet sie. Ich folgte ihnen. Sie waren nicht weit weg. Sie waren immer noch im Park und ich holte sie schnell ein.“
Er machte eine kur ze Pause bevor er weitersprach.
„Ich hörte mir ihre Geschichte an, ließ sie für das was sie getan hatten bezahlen und riss ihnen die Kehle heraus. Einem nach dem a nderen. So wi e sie es mit Claire gemacht hab en. Bis ich den letzten Tropfen Bl ut aus ihnen ausgesaugt hatte.“
Er machte wieder eine kurze Pause und in seinem Gesicht zeichnete sich seine Trauer deutlich ab. Eine Träne rann über seine Wange.
„Ich habe sie geliebt“, flüsterte er.
„Ich wollte kein Junky werden, ich wollte kein Menschenblut trinken, aber es war zu viel für mich. Ich konnte nicht mehr zurück. Diese Mistkerle haben verdient was sie bekommen haben. Und ich bereue es keineswegs.“
Plötzlich brach alles zusammen. Die Stabilität seines inneren Kampfes den er in sich ausfocht entglitt ihm . Der Zorn, die Trauer, der Kummer und die Wut rasten durch mich durch wie ein Wirbelsturm. Es war zu viel für ihn und es war zu viel für mich . Ich taumelte einige Schritte rückwärts. Der Schwindel in meinem Kopf kam schlagartig, war aber genauso schnell wieder weg. William spürte das , denn nun fühlte ich seine Sorge um mich wie einen Blitz durch mich fahren . Ich ließ in sofort wissen, dass mit mir alles in Ordnung war, indem ich ihm meine Ruhe schickte, die ich schnell wieder zurückerlangte. Seine Angst um mich nahm ab und das beruhigte mich. Ich durfte ihn nicht ab lenken und sein Leben gefährden, trichterte ich mir
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