Finsteres Licht
hatte.
Amanda nickte.
Wir gingen langsam zurück in unsere Wohnung. Amanda und Emily hakte n sich rechts und links von mir unter. Wir spazierten wie drei gute Freundinnen die Straßen entlang. Hätten wir nicht gerade jemandes Leben gewaltsam beendet, hätten wir vielleicht über belanglose Dinge wie Mode und Make-up gequatscht, wie sorglose normale Mädchen und Frauen eben. Aber das waren wir nicht. Wir waren nicht sorglos und schon gar nicht normal. Unser kollektives Schweigen machte mir klar, dass es den beiden ungefähr so wie mir ging. Auch sie waren nicht glücklich über das was wir machten. Emily wäre froh mit Alex ihr eigenes Leben zu führen. Und Amanda würde sich sicher auch lieber über andere Dinge den Kopf zerbrechen, als darüber, wie wir besser wurden und wie wir Constantin finden konnten. Aber sie waren meine Freunde geworden und beschwerten sich nicht. Sie standen hinter mir, felsenfest. Sie liebten mich, so wie ich sie mittlerweile liebte.
Williams Trost begleitete mich bis wir Zuhause ankamen und ich ihn im Wohnzimmer sah . Er nahm mich sofort in den Arm und küsste sanft meine Stirn. Ich liebte es, wenn ich mich gegen seinen wundervollen Körper lehnte und es mir vorkam, als könne mir niemand etwas anhaben, solange ich in seinen Armen lag . Ich liebte es wenn sich seine Muskeln gegen meinen Körper wölbten . Und mein Kopf fand immer einen perfekten Platz an seiner Brust oder Schulter. Als wäre dieser Körper wie für mich gemacht worden.
„Was ist da draußen passiert?“
Er hielt seine Sorge nicht mehr länger zurück, wie bei unserem Einsatz vorhin.
Jeremy und Alex saßen mit Amanda und Emily im Wohnzimmer. Ein Tablett mit sechs Gläsern und einem gekühlten Krug voll mit Blut stand auf dem Tisch. Nach einem Kampf wurde ich durstig und meine Kehle brannte. Es fühlte si ch an wie heißer rauer Sand der sich über meine Speiseröhre legte. Ich schaute auf die Gläser in denen sich die erlösende rote Flüssigkeit befand und mir lief das Vampyrgift, das aus meinen Fängen floss, im Mund zusammen. Es war eine natürliche Reaktion auf Blut und mittlerweile normal für mich.
Ich löste meinen Blick von der herrlichen Mahlzeit, die in dem Glas auf mich wartete und schaute William wieder an.
„Ich habe versucht ihm zu helfen. Ich dachte … vielleicht … ich wollte ihm helfen.“
„Wie?“
In Williams Miene lag so viel Verständnis für meine Schwäche. Denn es war nichts anderes. Ich war zu schwach um andere einfach so zu töten. Ich zögerte ständig und Jeremy hatte uns gelehrt, dass wir niemals zögern durften, denn eine einzige Sekunde könnte ausreichen , um zu sterben.
„ Ich habe die Trauer in ihm gespürt und ihn danach gefragt , wie er ein Junky geworden ist und gleichzeitig habe ich ihn beruhigt.“
„Hat es funktioniert?“
William sprach sehr ruhig.
Jeremy schaute mich ungläubig an und wartete, dass ich Williams Frage beantwortete. In seinen Augen spiegelte sich seine Ungeduld, die er immer sehr gut zu verbergen wusste.
„Zuerst hat es geklappt. Er hat es mir erzählt. Er wollte kein Junky werden. Gott, die Geschichte ist so traurig. Er hat sich in ein Menschenmädchen verliebt. Sie stand kurz vor ihrer Verwandlung. Dann wurde sie im Park auf dem Heimweg von drei Männern niedergeschlagen, vergewaltigt und ermordet. Er hat sie gefunden und ihnen das Blut ausgesaugt. Aus Rache. Er kam nicht mehr davon los. Seine Rache war sein eigenes Verderben.“ Ich schaute in Williams funkelnde Augen. „Er hat das aus Liebe zu ihr getan. Er war verletzt und konnte mit seiner Wut nicht anders umgehen.“
„Was ist dann pa ssiert?“, fragte Jeremy weiter.
Er war so gespannt wie William und Alex.
„Ich habe ih n die ganze Zeit mit guten Gefühlen versorgt. Ich gab ihm Zutrauen, Ruhe und Geborgenheit damit er sich wohl fühlte. Aber seine Wut brach neuerlich aus als er m ir seine Geschichte erzählt e. Es hat wahrscheinlich seine Wunden wieder aufgerissen und das war zu viel für ihn. Die Wucht seines Zorns schleuderte mich förmlich nach hinten und ich habe es nicht mehr geschafft ihn wieder zu beruhigen. Ich habe … versagt.“
Letzteres stammelte ich verlegen vor mich hin.
„Das habe ich gespürt. Diesen Zorn habe ich gespürt. Du warst noch nie so voller Wut “, sagte William, der nun verstand was er da gespürt hatte.
„Es war seine Wut“, bestätigte ich.
„Und du musstest das aushalten. “
Er starrt e mich fragend wütend an.
„Ja. Ich
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