Finsteres Verlangen
kämpfte ich gegen die Ardeur an und kämpfte noch, als ich über den Parkplatz rannte und mit den Fäusten gegen die Hintertür schlug. Ich stob an dem verblüfften Bobby Lee vorbei und rief ihm nur zu: »Frag Nathaniel nach dem Jeep.« Dann stürmte ich die Treppe hinunter in das Untergeschoss.
Richard rannte ebenfalls. Er rannte durch den Wald, streifte Äste und Zweige, duckte sich darunter weg, bewegte sich mit fließender Geschmeidigkeit und ungeheuer schnell. Vor ihm zwischen den Bäumen hörte ich etwas Großes durchs Unterholz brechen. Richard hob den Kopf, und die Jagd begann.
Ich griff zur Klinke von Jean-Claudes Schlafzimmertür, als Richard die Hirschkuh, die um ihr Leben rannte, zum ersten Mal durch das Laub blitzen sah. Es waren noch mehr Wölfe im Wald, die meisten in Wolfsgestalt, aber nicht alle.
Ich stieß die Tür auf, und die Wächter schlossen sie hinter mir. Ich achtete nicht darauf, was sie spürten oder was sie sahen, und das war wahrscheinlich gut so.
Das Bett war noch blau bezogen, und Asher lag reglos zwischen den Kissen. Nur der Meister von St. Louis war wach und auf den Beinen. Ich sandte einen prüfenden Gedanken aus und spürte die übrigen Vampire in ihren Särgen und Betten schlafen. Kurz berührte ich Angelito und fand ihn rastlos umhergehen und sich verwirrt fragen, wieso seine Herrin ihren diabolischen Plan nicht verwirklicht hatte.
Er blickte auf, als sähe er mich oder spürte etwas, dann zog ich mich von ihm zurück. Richard hatte seine Hirschkuh zu Boden gerissen und rang mit ihr. Ein Huf traf ihn in den Magen, riss ihm die Haut auf, doch inzwischen waren noch mehr Wölfe da, und der Hirschkuh blieb keine Chance. Ein schwarzer Wolf biss ihr in die Kehle. Richard saß in seiner Menschengestalt auf ihr und hielt sie fest, während ihr Widerstand schwächer wurde, ihre Abwehrbewegungen in Zucken übergingen. Ihre Angst wurde schal wie abgestandener Champagner.
Die Badezimmertür flog auf und knallte gegen die Wand, und ich erinnerte mich nicht, sie angefasst zu haben. Ich war durch die Tür, ehe sie zurückschlug. Sie fiel hinter mir ins Schloss, und wieder war mir nicht bewusst, sie berührt zu haben.
Jean-Claude kniete in der schwarzen Badewanne. Die langen schwarzen Haare klebten ihm an den Schultern. Er hatte sich gerade gewaschen. Er musste sich das Bad eingelassen haben, sowie er meinen Ansturm wahrgenommen hatte. Klar, es war nicht das erste Mal, dass er meinen Sturm der Begierde spürte, aber das hieß nicht automatisch, dass der ihn traf.
Ich roch das frische, warme Blut, als Richard sich zum Hals der Hirschkuh hinabbeugte. Der Wolf, der sie gerissen hatte, zog sich zurück, damit sein Ulfric als Erster fressen konnte. Das Fell der Hirschkuh roch sauer bis bitter, roch nach Angst. Ich wollte nicht in Richards Kopf sein, wenn er die Zähne in ihr Fleisch schlug.
Noch in Klamotten stieg ich in die Wanne, und die Jeans saugte das heiße Wasser bis zur Oberschenkelmitte hoch. »Hilf mir«, wollte ich schreien und krächzte nur.
Jean-Claude stand auf. Das Wasser strömte an seiner makellos weißen Haut herab und lenkte meinen Blick daran entlang, bis ich ihn direkt vor mir sah, klein und weich. Richard biss ins Fell und ich schrie.
Jean-Claude fing mich auf, sonst wäre ich rückwärts ins Wasser gekippt. Plötzlich nahm ich von Richard nichts mehr wahr. Es war, als hätte jemand eine Tür zugeworfen. Einen Moment lang herrschte eine wunderbare Stille, eine Ruhe, die mir bis in die Seele reichte.
Dann sprach Jean-Claude in die Stille hinein. »Ich kann dich gegen unseren Richard abschirmen, ma petite, und er sich gegen dich, aber ich kann nicht uns beide gegen die Ardeur abschirmen.«
Ich starrte ihn an, während ich noch mit zurückgeneigtem Oberkörper in seinen Armen lehnte, nachdem ich halb in Ohnmacht gefallen war.
Ich wollte etwas erwidern und machte den Mund auf, dann stellte sich heraus, dass er recht hatte. Die Ardeur überkam uns mit Macht. Ich wand mich und entglitt seinen Armen, sodass ich schon mit den Haaren ins Wasser tauchte, da fing er mich noch ab, zog mich hoch und drückte mich an sich. Meine Hände, mein Mund, mein ganzer Körper fiel über ihn her, schwelgte in der nassen Glätte seiner Haut, spürte den feinen Peitschennarben an seinem Rücken nach, die für mich nur Teil seiner Makellosigkeit waren.
Er unterbrach den Kuss und hauchte: »Ma petite, ich habe mich noch nicht gesättigt. Es ist kein Blut in meinem Körper.«
Ich sah in
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