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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mich stocken und hinsehen, was ich getan hatte. Das Blech hatte eine Delle, eine rundliche Delle von der Größe meiner Faust. Scheiße.
    Caleb stieß einen kleinen Laut aus. Ich blickte ihn an und sah nichts als das zarte Fleisch seines Bauchs. Fast konnte ich es zwischen den Zähnen spüren. Ich kniete auf allen Vieren über ihm und beschnupperte seinen Bauch. Wie ich dahin gekommen war, wusste ich nicht.
    »Anita!«, rief Richard.
    Ich blickte auf, als säße er wirklich vor mir in der Badewanne. Er schob Jamils Arm beiseite und lehnte sich gegen den Wannenrand, strich sich über die Brust, umkreiste seine Brustwarzen und wanderte mit einer Hand tiefer. Mit der anderen stemmte er sich ruckartig aus dem Wasser hoch, dass es in Kaskaden an ihm hinabfloss. Die streichelnden Finger wanderten über den Bauch und an der Haarlinie entlang, bis er ihn in die Hand nahm und daran spielte. Ich sah ihn anschwellen, und in mir wurde ein Schalter umgelegt. Mein Hunger richtete sich auf Sex, und die Ardeur flackerte auf. Sie kam aus der Mitte meines Wesens wie eine Flamme und breitete sich aus. Richards Hand, sein ganzer Körper fachten sie weiter an, überzogen meine Haut mit einer lodernden Hitze.
    Aber Jean-Claude war diesmal nicht da, um mir auszuhelfen, und Richard konnte sich heute nicht abschirmen. Die Ardeur lief an unserem metaphysischen Band entlang und traf ihn mit der Wucht eines Lasters in voller Fahrt. Er bog den Rücken durch, schloss krampfartig die Faust und ließ sich dann auf den Wannenrand sinken.
    Ich blickte in diese großen braunen Augen, in sein Gesicht, das ohne die Haarmähne so nackt war, und sah Entsetzen mit Begierde ringen. Ich glaube nicht, dass er vorher schon mal die ganze Macht der Ardeur zu spüren bekommen hatte. Sie überwältigte ihn, raubte ihm den Atem und machte ihn hilflos. Aber das würde nicht anhalten. Ich wusste, es würde nicht anhalten.
    Ich sagte dasselbe wie er. »Du kannst die Ardeur in Hunger nach Fleisch umwandeln, aber eins von beidem müssen wir stillen, Richard. Für etwas anderes ist es zu spät.«
    Selbst in meinem Kopf hörte sich seine Stimme wie erstickt an. »Ich fühle mich besser. Ich glaube, ich kann jetzt jagen gehen. Vorher hätte ich mich gar nicht ausreichend bewegen können.«
    »Alles hat seine Vor- und Nachteile, Richard.« Ich war zornig auf ihn, empfand eine scharfe, heiße Wut, die mir half, mich über Wasser zu halten, obwohl die Ardeur mich in meiner Begierde ertränken wollte. Ich hütete den Zorn in mir und trat Wasser.
    Ich fühlte, wie sein Hunger wechselte, die sexuelle Erregung zurückgedrängt wurde. Sein Bauch zog sich zusammen vor Verlangen nach Fleisch und Blut. »Ich werde ein Tier jagen und dann geht es mir wahrscheinlich besser.«
    »Aber das hilft mir nicht, Richard.« Ich ließ ihn meinen Zorn spüren.
    »Es tut mir leid, Anita, ich wusste das nicht.«
    Im selben Moment wurde mir klar, dass ich seinen Hunger wieder umwandeln könnte. Wie er Jason in eine andere Gestalt gezwungen hatte, konnte ich Richards Hunger in eine andere Form zwingen. Ich konnte Magie über seine Haut laufen lassen und ihn zwingen, sich so zu sättigen, wie ich es brauchte. Aber ich verzichtete darauf. Er hatte es aus Unwissenheit getan, und ich wollte es ihm nicht mit Absicht heimzahlen.
    »Geh jagen, Richard.«
    »Anita … es tut mir leid.«
    »Wie immer, Richard. Und jetzt verzieh dich aus meinem Kopf, bevor ich etwas tue, was wir beide hinterher bereuen.«
    Er zog sich zurück, aber es wurde kein sauberer Verbindungsabbruch. Normalerweise schlossen sich seine Schilde abrupt wie eine zuschlagende Stahltür, aber heute ging es langsam und zäh wie klebriges Toffee, denn mein Verlangen nach ihm wollte ihn nicht loslassen.
    Jean-Claude erwachte. Ich spürte, wie er die Augen aufschlug und den ersten Atemzug machte, fühlte das Leben in ihn zurückkehren.
    Jason sah mich aus himmelblauen Augen an. »Er ist wach.«
    »Ich weiß.«
    »Wir sind fast beim Zirkus, Anita«, sagte Nathaniel in einem Ton, als hätte er einiges von der lautlosen Unterhaltung zwischen Richard und mir mitbekommen.
    »Wie lange brauchen wir noch bis dahin?«
    »Fünf Minuten, vielleicht weniger.«
    »Dann gib Gas«, sagte ich.
    Der Jeep beschleunigte. Ich kletterte auf die Rückbank und schnallte mich fest an. Aber nicht, um bei einem Unfall nicht verletzt zu werden. Der Gurt sollte mich daran erinnern, nicht die Beherrschung zu verlieren, bis wir am Zirkus waren.

31
    A uf der Fahrt zum Zirkus

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