Finsteres Verlangen
du dann verärgert, wenn ich doch getan habe, was du wolltest?« Er kam drei Schritte auf mich zu, und ich wich zurück. Das ließ ihn innehalten. »Wie kannst du es mir dann vorwerfen?«
»Weiß ich nicht, tue ich aber. Das mag unfair sein oder vielleicht auch nicht, aber ich tue es.«
»Wenn du dich nur zurückgehalten hättest, mon ami«, sagte Jean-Claude mit einer Stimme wie das Seufzen des Windes vor einer einsamen Tür. »Dann könnten wir jetzt zusammen im Bad sein.«
»Davon war nicht die Rede«, sagte ich und war froh, dass es zornig klang.
Jean-Claude sah mich aus nachtblauen Augen an. »Willst du damit sagen, du könntest solch ein Geschenk zurückweisen, nachdem du es einmal genossen hast?«
Diesmal wurde ich nicht rot, sondern blass. »Das spielt keine Rolle mehr, weil er betrogen hat.« Zur dramatischen Betonung zeigte ich dabei auf Asher.
Er sah mich völlig verblüfft an. »Inwiefern habe ich betrogen?«
Jean-Claude stützte wieder den Kopf in die Hände. »Ma petite duldet bei sich keine Vampirtricks.« Er klang gedämpft, aber klar.
Asher sah zwischen uns hin und her. »Niemals?«
Jean-Claude antwortete, ohne Kopf oder Hände zu bewegen. »In den allermeisten Fällen.«
»Also hat sie dich nie genossen, wie man dich genießen sollte«, stellte er leise erstaunt fest.
»Sie will es so«, sagte Jean-Claude und hob langsam den Kopf. Ich begegnete seinem Blick und sah Ärger in seinen Augen.
Ich verstand nicht so ganz, was Asher gesagt hatte, und war mir auch nicht sicher, ob ich es verstehen wollte, darum ignorierte ich es. Unbequeme Dinge ignorieren konnte ich schon immer gut. »Der Punkt ist, dass Asher bei mir Vampirtricks eingesetzt hat. Er hat Einfluss darauf genommen, wie ich ihn sehe. Und dadurch weiß ich jetzt nicht, ob es echt ist, was ich empfinde, oder ob es alles nur sein Trick ist.« Jetzt wenigstens fühlte ich mich moralisch überlegen.
Jean-Claude machte eine Voilà-Geste, die so viel hieß wie: Hab ich dir ja gesagt.
Asher verlor seinen ärgerlichen Gesichtsausdruck und setzte diese nichtssagende Miene auf, die sie beide so gut hinbekamen. »Es war also doch eine Lüge.«
Ich sah sie beide nacheinander an. »Was war eine Lüge?«
»Dass du mich bei euch haben wolltest.«
Ich zog die Brauen hoch. »Nein, das war nicht gelogen, das war ernst gemeint.«
»Dann ändert der Fauxpas doch nichts«, sagte er.
»Du hast mein Empfinden manipuliert; das ist für mich kein Fauxpas, das ist eine verdammt ernste Sache.« Ich stemmte die Hände in die Hüften. Das war schon besser, als krampfhaft die Arme zu verschränken, nur um niemanden zu betatschen. Mein Ärger kam mir gerade recht; dadurch fand ich sie nicht mehr so umwerfend schön. Natürlich war dadurch alles nicht mehr so schön.
»Also hast du gelogen«, sagte Asher mit ausdruckslosem Gesicht.
Ich fand es schrecklich zu sehen, wie er sich vor mir verschloss, wusste aber nicht, was ich dagegen tun konnte. »Verdammt, nein, ich habe nicht gelogen. Du bist es, der die Regeln geändert hat, Asher, nicht ich.«
»Ich habe gar nichts geändert. Du hast gesagt, wir würden zusammen sein. Du hast mich in dein Bett geholt. Du hast mich gebeten, in dich einzudringen. Jean-Claude wandte daraufhin ein, dass dein süßer Hintern nicht angerührt werden darf, und die Tiefe der Lust war bereits besetzt. Wo sollte ich also eindringen?«
Ich errötete, obwohl ich mich nach Kräften dagegen wehrte. »Das war die Ardeur, und das wusstest du genau.«
Er wich vor mir zurück, bis er an die Bettkante stieß, sank kraftlos auf das blaue Laken und musste sich am Pfosten festhalten, um nicht wegzurutschen. Sein Gesicht verriet keine Empfindung, aber sein Körper reagierte, als hätte ich ihn geschlagen, und ich wusste, ich hatte das Falsche gesagt.
»Ich habe es dir vorher gesagt: Sobald die Ardeur erkaltet, findest du einen Grund, um mich wieder hinauszuweisen, um die ganze Sache abzulehnen«, er deutete auf das Bett, »und genau das hast du jetzt getan.« Er stemmte sich vom Bett hoch, hielt sich einen Moment lang an dem Pfosten fest, als fühlte er sich nicht ganz sicher auf den Beinen. Versuchsweise ging er einen Schritt, schwankte ein bisschen, ging noch einen und noch einen. Bei jedem trat er sicherer auf. Er war auf dem Weg zur Tür.
»Moment mal«, sagte ich, »du kannst jetzt nicht einfach gehen.«
Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um, sondern kehrte mir seinen makellosen Rücken zu. »Ich kann nicht gehen, solange
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