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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Vampir bin und du eine gläubige Christin.« Er blickte ins Wasser, auf den Marmor, überallhin, nur nicht auf meine Brust, wo das Kreuz hing.
    »Es hat noch nie geglüht, wenn du als einziger Vampir in meiner Nähe warst.«
    Darauf blickte er kurz auf. »Das kann nicht sein.«
    Ich überlegte. »Ich wüsste nicht, dass es je vorgekommen wäre. Du siehst weg, ich nehme es ab, und wir machen da weiter, wo wir waren, aber geglüht hat es noch nie.«
    Er bewegte die Beine im Wasser, sodass ich ein paar Spritzer abbekam. »Spielt es eine Rolle?« Sein Ton verriet, wie wenig ihm die Entwicklung des Gesprächs gefiel.
    »Weiß ich nicht.«
    »Wenn du mir lieber doch kein Blut geben willst, gehe ich jetzt.«
    »Das ist es nicht, Jean-Claude, ehrlich.«
    Er schwang die Beine über den Wannenrand.
    »Jean-Claude.«
    »Non, ma petite, du willst das nicht. Sonst würdest du dich nicht an dein Kreuz klammern.« Er nahm sich ein blaues Handtuch und begann sich abzutrocknen.
    »Mir kommt es nur darauf an, dass … ich weiß es eigentlich gar nicht. Ich möchte aber nicht, dass du gehst.« Ich griff mir in den Nacken, um den Verschluss der Kette zu lösen, als die Tür aufging. Asher kam herein, mit lauter angetrocknetem Blut am Oberkörper. Meinem Blut. Das hätte mich stören müssen, tat es aber nicht. Seine Haare fielen um die Schultern wie gesponnenes Gold, und das war keine Übertreibung. Es wogte in goldfarbenen, dicken, weichen Wellen. Seine Augen waren hellblau wie der Winterhimmel, aber wärmer … lebendiger. Er kam nackt auf uns zu, sein langer, schlanker Körper war makellos, selbst mit den Narben. Sie gehörten zu ihm. Nichts konnte die göttliche Anmut zerstören, mit der er sich durch den Raum bewegte. Er war so schön, dass mir der Atem stockte, dass es mir in der Brust wehtat, ihn anzusehen. Komm zu uns, wollte ich sagen, aber vor Bewunderung versagte mir die Stimme.
    Das Kreuz leuchtete auf, nicht grellweiß wie während der Fahrt im Jeep, aber doch ziemlich hell. So hell, dass ich die Augen zukneifen musste. So hell, dass es mich nachdenklich machte. Asher war schön, unbenommen, doch jetzt konnte ich wieder atmen, mich bewegen, sprechen. Wenn ich auch nicht wusste, was ich sagen sollte. Auch in seiner Gegenwart hatte mein Kreuz nie geleuchtet, bis jetzt.
    Es war Jean-Claude, der es aussprach. »Was hast du getan, mon ami, was hast du getan?« Er stand mit dem Rücken zu mir und hielt das Handtuch hoch, um sich die Augen abzuschirmen.
    Asher hielt sich einen Arm vor die Augen. »Ich wollte nur wenig in ihren Geist eingreifen, damit es für sie schön ist, aber die Ardeur hat mich übermannt.«
    »Was hast du getan?«, wiederholte Jean-Claude nur wieder.
    Ich betrachtete sie beide im Schein des Kreuzes, wie sie sich dagegen abschirmten, und antwortete an Ashers Stelle: »Er hat mich in seinen Bann geschlagen. Und zwar restlos.« Noch während ich das sagte, wusste ich, dass er viel mehr getan hatte als das. Denn er war nicht der erste Vampir, in dessen Bann ich geraten war. Sogar Jean-Claude hatte das einmal bei mir gemacht, nachdem ich ihn gerade kennengelernt hatte. Aber Vampirkräfte, die einem den Verstand benebeln können, sind nichts Außergewöhnliches; fast jeder Vampir hat sie. Die jungen müssen es meistens mit dem Blick tun, die alten können es auch, indem sie an den Betreffenden denken. Ich war bei den meisten immun dagegen, teils aufgrund meiner nekromantischen Kräfte und teils aufgrund von Jean-Claudes Zeichen. Aber gegen Asher war ich nicht immun. Das Kreuz leuchtete weiter, sodass die Vampire ihre Augen abschirmen mussten, und trotzdem begehrte ich sie, alle beide. Nur musste ich mich jetzt fragen, ob ich es aus freien Stücken tat oder aufgrund von Ashers Tricks. Verfluchter Mist.

32
    W ir gingen schließlich ins Schlafzimmer, allerdings nicht zum Vergnügen. Ich hatte mich abgetrocknet und umgezogen. Ersatzkleidung lag für mich immer bereit im Zirkus. Nur die nassen Schuhe hatte ich wieder anziehen müssen. Mein Kreuz steckte unter dem Shirt. Sobald es darunter verschwunden war, hatte es aufgehört zu leuchten, aber ich spürte noch seine pulsierende Wärme.
    Jean-Claude hatte sich das blaue Badehandtuch um die Hüften gebunden, es reichte ihm fast bis an die Knöchel, und ein kleineres Handtuch über die Haare gehängt. Das Blau brachte seine Augen noch mehr zu Geltung. Und sein Gesicht wirkte ohne die schwarze Lockenmähne jungenhaft und eher gut aussehend als schön. Die markanten

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