Finsteres Verlangen
Damit kommt man schneller durch.« Er verließ den Raum und lief summend die Treppe hinunter.
Melioni folgte ihm. »Wer bleibt hier und macht die Wanne des Todes sauber?« Ich glaube nicht, dass er dabei sein wollte, nicht mal als Aufsichtsperson.
Bradley und ich blieben allein zurück. Dass ein FBI-Agent und ein Bundesmarshal an einem Mordschauplatz wie diesem allein gelassen wurden, war beispiellos. Die gegenseitige Ablehnung zwischen Ortspolizei und Bundesermittlern war legendär.
Ich sah Bradley an. »Jetzt, wo ich alle Verbindungen geknüpft habe, die ich Ihrer Meinung nach knüpfen sollte, können Sie mir ja sagen, weshalb Sie wirklich hier sind.«
Er schloss den Briefumschlag und reichte ihn mir.
»Um ein Verbrechen aufzuklären.«
»Wenn Sie dieses Verbrechen aufklären, vergrößern Sie den Einfluss Ihrer Einheit. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hatten Sie diesen Einfluss dringend nötig.«
Er sah mich vorsichtig an.
»Sind Sie in offiziellem Auftrag hier, Bradley?«
»Ja.«
Ich blickte in sein kühles Gesicht. »Sind Sie nur als FBI-Agent offiziell hier?«
»Weiß nicht, was Sie meinen.«
»Sie haben mir einmal gesagt, dass ich die Aufmerksamkeit der weniger angenehmen Regierungsbehörden auf mich gezogen hätte. Ist Van Anders ein Spion?«
»Kein Land, das noch bei Sinnen ist, würde ein Tier wie ihn auf seinem Gebiet haben wollen.«
»Seien Sie offen zu mir, Bradley, sonst werde ich Ihnen bei unserem nächsten Zusammentreffen nicht mehr so sehr trauen wie jetzt.«
Er seufzte und wirkte plötzlich müde. Mit Daumen und Zeigefinger rieb er sich die Augen. »Jemand hat uns auf diese Morde hingewiesen. Ich habe solche Verbrechen schon früher einmal gesehen. In einem anderem Land, wo es den Regierenden wichtiger war, an der Macht zu bleiben, als hilflose Frauen zu beschützen.« In seine Augen trat ein merkwürdiger Ausdruck, als blickte er auf etwas Fernes, das ihm Schmerz bereitete.
»Sie sagten, Sie wären nicht mehr mit solchen Fällen befasst.«
»Das stimmt.« Er sah mich sehr ruhig an, und gar nicht mehr undurchdringlich. »Männer wie Van Anders gehören zu den Gründen, weshalb ich damit nicht mehr weitermachen konnte. Aber als bestimmte Leute herausfanden, dass Van Anders in den Vereinigten Staaten ist und frei herumläuft, waren sie alles andere als erfreut. Ich habe eine Einmal-Genehmigung, hier unterstützend einzugreifen.«
»Was steht auf dem Preisschild für Ihre Unterstützung?«
»Heinrick wird aus dem Land geschafft. Der Name des zweiten Mannes, der mit ihm festgenommen wurde, wird nie bekannt werden. Alles wird unter den Teppich gekehrt.«
»Heinrick ist ein Terrorverdächtiger. Glauben Sie wirklich, man lässt ihn einfach so laufen?«
»Er wird in fünf Ländern gesucht, mit denen wir Auslieferungsverträge haben. Wem sollen wir ihn übergeben, Anita? Besser ist es, ihn einfach gehen zu lassen.«
»Wollen Sie nicht wissen, weshalb er in der Stadt ist? Ich möchte jedenfalls wissen, wieso er mich beschattet hat.«
»Ich habe Ihnen gesagt, weshalb diese Leute Ihnen folgen.«
»Damit ich für sie Tote erwecke. Hier ein politischer Führer, dort ein paar Leibwächterzombies.« Ich versuchte, es komisch klingen zu lassen, aber Bradley lachte nicht.
»Erinnern Sie sich an den Mann, der an seine Wohnzimmerwand genagelt war?«
»Ja.«
»Er kannte Heinrick und Van Anders, und er fand sie zu extrem. Er wollte nicht mehr mitmachen und hat sich versteckt, aber nicht gut genug.«
»Wenn es eine Hinrichtung war, warum wollten sie es wie einen Ritualmord aussehen lassen?«
»Damit es nicht nach einer Hinrichtung aussieht.«
»Konnte ihnen das nicht egal sein?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Das war eine Botschaft, Anita. Sie wollten seinen Tod, und der musste so spektakulär sein, dass es für Schlagzeilen reicht. Damit alle anderen wie er – oder wie ich – davon erfahren.«
»Das wissen Sie nicht mit Sicherheit, Bradley.«
»Nicht alles, aber eines ist sicher: Alle Beteiligten wollen, dass Van Anders gefasst wird und Heinrick verschwindet.«
»Und die anderen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Sind die ein für alle Mal hier weg, oder muss ich mir Sorgen machen?«
»Machen Sie sich Sorgen, Anita; ich täte es jedenfalls.«
»Na großartig.« Mir fiel etwas ein. »Da das für Sie alles inoffiziell ist, würde ich Sie gern ganz inoffiziell etwas fragen.«
»Ich kann nichts versprechen, aber worum geht es?«
Ich nannte ihm Leo Harlans Namen und gab
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