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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Auflösung; seine Fälle wären dann wieder an die Investigative Support Unit gegeben worden, die für Serientäter zuständig war. Bradley war ein guter Mann; er war tatsächlich mehr an der Aufklärung von Verbrechen interessiert als an seiner Karriere, aber sein neues Team war ihm wichtig. Er war fest davon überzeugt, dass das FBI darauf angewiesen war. Ich war ganz seiner Meinung. Warum trat er dann das Foto einfach an uns ab, ohne es selbst zu nutzen?
    »Was halten Sie davon, Anita?«, fragte er mich.
    Ich betrachtete das Foto, eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von ziemlich guter Qualität. Zwei Frauen hatten einen großen Mann zwischen sich und lachten ihn an. Die Brünette sah aus wie die Frau auf den gerahmten Fotos im Erdgeschoss. Ich hatte nach dem Namen der Hausbewohnerin nicht gefragt. Ich wollte nicht wissen, wie sie hieß. Das machte es leichter, in das Badezimmer zu gehen und die Körperteile aus dem Wasser zu fischen.
    Die andere Frau kam mir ebenfalls vage bekannt vor. »Ist die nicht auch unten auf einem Gruppenfoto zu sehen? Auf dem von der Party.«
    »Wir prüfen das gleich«, sagte Zerbrowski.
    »Und der Mann?«, fragte Bradley.
    Ich sah genauer hin. Der Mann, der vielleicht unser Mörder war oder auf dem Grund der Badewanne lag, war ein großer, breitschultriger Kerl mit langen glatten braunen Haaren. Er trug sie als Pferdeschwanz, und eine der Frauen spielte damit. Er hatte ein scharf geschnittenes, gut aussehendes Gesicht. In gewisser Weise erinnerte er mich an Richard, auch was die Statur anging. Aber wenn ich in dieses Gesicht sah, gruselte es mich.
    Wahrscheinlich, weil ich wusste, dass die beiden Frauen nur wenige Stunden nach dieser Aufnahme zerfleischt und zerrissen worden waren. Vielleicht interpretierte ich zu viel hinein, aber es gefiel mir nicht, wie der Mann nach oben sah und die Kamera entdeckt hatte. In dem Moment wurde mir klar, dass dies der Grund für den seltsamen Blick war.
    »Er hat die Kamera gesehen«, sagte ich.
    »Was meinen Sie?«, fragte Zerbrowski.
    »Sehen Sie sich sein Gesicht an. Es passt ihm nicht, dass er gefilmt wird.«
    »Wahrscheinlich wusste er schon, was er mit ihnen machen würde«, sagte Merlioni. »Man will nicht mit seinen Opfern vor dem Mord gesehen werden.«
    »Möglich.« Ich musterte dieses Gesicht und dachte, dass es mir bekannt vorkam.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte Bradley.
    Ich sah auf. Sein Gesicht war neutral, arglos, aber ich traute dem unschuldigen Blick nicht. »Warum sollte ich?«
    »Na ja, wenn er unser Mann ist, ist er ein Lykanthrop. Da könnten Sie ihn schon mal gesehen haben.«
    Bradley log, das spürte ich. Aber nicht mal ich war so taktlos, ihm das ins Gesicht zu sagen. Eine Antwort blieb mir erspart, weil mein Handy klingelte. Ich hatte es heute mal nicht liegen lassen, sondern an meinen Gürtel geklemmt, für den Fall, dass Musette und Konsorten nicht geräuschlos aus der Stadt abzogen. Nennen Sie es albern, aber ich traute ihnen nicht.
    »Hallo.«
    »Ist da Anita Blake?« Es war eine Frau. Ich erkannte die Stimme nicht gleich.
    »Ja.«
    »Hier O’Brien.«
    Durch die Vampirquerelen und den neuen Mord hatte ich gar nicht mehr an den Heinrick-Fall gedacht. »Detective O’Brien, freut mich, von Ihnen zu hören. Was gibt’s denn?«
    »Wir haben die zwei Männer auf den Fotos identifiziert, die Sie herausgegriffen haben.«
    »Ach, wirklich, bei der miesen Qualität, ich bin beeindruckt.«
    »Lieutenant Nicols, Sie sind ihm mal begegnet, hat sie erkannt.«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich den Namen zuordnen konnte. »Der Lieutenant auf dem Lindel-Friedhof.«
    »Ja, genau der. Er hat ebenfalls diese zwei Fotos rausgegriffen, und da Sie beide sich nur einmal begegnet sind …«
    Ehe sie es aussprechen konnte, sagte ich: »Die beiden Leibwächter, Canducci und …«
    »Balfour«, sagte sie.
    »Ja, genau. Ärgerlich, dass ich sie nicht gleich erkannt habe.«
    »Sie haben sie nur ein Mal bei Dunkelheit gesehen, Blake, und nach allem, was Nicols erzählt, hat die Witwe eine ziemliche Show abgezogen.«
    »Ja, trotzdem. Haben Sie sie festgenommen?«
    »Keiner weiß, wo sie sich aufhalten. Sie haben nach dem Abend auf dem Friedhof ihren Job gekündigt. Den hatten sie nur zwei Wochen gehabt. Die Referenzen, die sie vorgelegt hatten, waren gefälscht.«
    »Mist.« Ich schaute auf das Foto, das Bradley weiterhin so hielt, dass ich es sehen konnte. Plötzlich wusste ich, woher mir der Kerl bekannt vorkam. Er war einer von Heinricks Komplizen.

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