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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Zeit.
    »Der Werwolf, der die Frauen vergewaltigt und ermordet, ist heute der Polizei entkommen.«
    »Davon war nichts in den Nachrichten.«
    »Wir versuchen es geheim zu halten.«
    »Du bist beruflich hier«, sagte er leise.
    »Ich bin hier, damit nicht noch mehr Frauen sterben müssen.«
    Er stand vom Tisch auf, und einen Augenblick lang fürchtete ich, dass er gehen würde, doch er nahm nur den Teewärmer von der Kanne und füllte seine Tasse nach. »Das ist keiner von meinen Wölfen, Anita.«
    »Ich weiß.«
    Er drehte sich zu mir um, und ich sah den ersten Anflug von Wut. »Was willst du dann von mir?«
    Ich seufzte. »Richard, ich liebe dich, vielleicht werde ich dich immer lieben, aber ich habe jetzt keine Zeit für diesen Streit, nicht jetzt.«
    »Wieso nicht?«, fragte er, und er war wütend.
    Ich öffnete die Aktenmappe und nahm das erste Foto heraus. Ich hielt es hoch, damit er es sah. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen; dann erfasste er, was er sah, und grenzenloser Abscheu trat in sein Gesicht. Er wandte sich ab.
    »Warum zeigst du mir das?«
    »Er hat hier drei Frauen ermordet und mehr als ein halbes Dutzend andere im Ausland. Von diesen wissen wir zumindest. Er ist auf freiem Fuß und sucht sich bereits sein nächstes Opfer.«
    »Daran kann ich nichts ändern.«
    »Aber ich, wenn du mir ein paar Werwölfe gibst, die mir helfen, seiner Spur zu folgen.«
    Er sah mich an und wandte den Blick sofort wieder ab, weil ich das Foto noch hochhielt.
    »Seiner Spur zu folgen? Wie ein Hund, meinst du?«
    »Nein, die meisten Hunde würden der Spur eines Gestaltwandlers nicht folgen, sie haben zu große Angst.«
    »Wir sind keine Tiere, Anita.«
    »Nein, das seid ihr nicht, aber in Tiergestalt habt ihr die Nase eines Tieres und trotzdem das Gehirn eines Menschen. Ihr könnt der Spur folgen und denken.«
    »Das soll ich tun? Das erwartest du von mir?«
    Ich schüttelte den Kopf und legte das Foto auf den Stapel. Dann stand ich auf und breitete den Stapel aus. »Nein, nicht von dir, aber Jason würde es machen, und Jamil auch, wenn du ihn bittest. Sylvie sicher auch, aber ihr geht es nicht gut genug.«
    »Sie hat mich herausgefordert und verloren«, sagte Richard. Sein Blick glitt über die Fotos auf dem Tisch. »Nimm sie weg.«
    »Er ist auf freiem Fuß und wird wieder eine Frau zu Hackfleisch verarbeiten.«
    »Gut, gut, nimm Jason, nimm Jamil, nimm, wen immer du willst, verdammt.«
    »Danke.« Ich schob die Fotos zusammen.
    »Du hättest das nicht auf diese Art machen müssen, Anita.«
    »Welche Art?«, fragte ich und klappte die Aktenmappe zu.
    »So brutal. Du hättest mich einfach fragen können.«
    »Hättest du ja gesagt?«
    »Das weiß ich nicht, aber diese Bilder werden mich verfolgen.«
    »Ich habe all das live gesehen, Richard. Deine Albträume können nicht schlimmer sein als meine.«
    Er kam so schnell auf mich zu, dass ich es kaum sah, und packte mich am Arm. »Einerseits finde ich sie so schrecklich, wie es angemessen ist, aber andererseits gefallen mir die Bilder auch.« Seine Finger gruben sich in meinen Arm. Das würde blaue Flecken geben. »Ich sehe nur frisches Fleisch.« Er ließ ein Knurren durch die ebenmäßigen weißen Zähne.
    »Es tut mir leid, dass du hasst, was du bist, Richard.«
    Er ließ mich so plötzlich los, dass ich taumelte. »Nimm dir die Wölfe, die du brauchst, und verschwinde.«
    »Wenn ich einen Zauberstab hätte und dich zum Menschen machen könnte, zum hundertprozentigen Menschen, dann würde ich es tun, Richard.«
    Er sah mich an, mit Wolfsaugen. »Das glaube ich dir, aber es gibt keine Zauberstäbe. Ich bin, was ich bin, und nichts wird daran je etwas ändern.«
    »Es tut mir leid, Richard.«
    »Ich habe mich für das Leben entschieden, Anita.«
    Ich sah ihn an. »Tut mir leid – das verstehe ich nicht.«
    »Ich habe versucht zu sterben. Jetzt versuche ich es nicht mehr. Ich werde leben, egal wie.«
    »Darüber bin ich froh, aber ich wünschte, deine Entscheidung würde dich glücklicher machen.«
    »Geh jetzt, Anita, du hast einen Mörder zu fangen.«
    Das stimmte, und die Zeit arbeitete gegen uns. Trotzdem gefiel es mir überhaupt nicht, ihn so zurückzulassen. »Ich tue, was ich kann, um dir zu helfen, Richard, das weißt du.«
    »So wie du allen deinen Freunden hilfst.«
    Ich schüttelte den Kopf, nahm die Aktenmappe und ging zur Tür. »Wenn du reden und nicht streiten möchtest, Richard, dann ruf mich an.«
    »Und wenn du reden willst und keine

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