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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Mörder fangen, dann ruf du mich an.«
    Dabei beließen wir es. Ich hatte einfach keine Zeit, seine Hand zu halten, selbst wenn er es mir erlaubt hätte. Van Anders war irgendwo da draußen, und es gab so viele Menschen, die er verletzen konnte. Was bedeutete ein wenig emotionales Elend unter Freunden gegenüber der Notwendigkeit, Van Anders von der Straße zu bekommen?

60
    J ason und Jamil behielten Menschengestalt, Norman und Patricia begleiteten uns als Wölfe. Ich hatte Norman schon als Mensch gesehen, aber Patricia konnte ich kein Gesicht zuordnen. Sie war eine große zottige Wölfin, blass, fast weiß. Wir mussten die beiden ponygroßen Wölfe an die Leine nehmen. Es wäre viel zu riskant, wenn die Polizei einen riesigen Wolf entdeckte, der frei auf der Straße herumlief. Gerade heute waren die Beamten in Erst-schießen-dann-fragen-Stimmung.
    Ich hatte die beiden Beutel geöffnet, die ich in Van Anders’ Wohnung mit Kleidung gefüllt hatte. Die Wölfe schnüffelten daran, knurrten und folgten ihm an der straff gespannten Leine vom Gehweg an dem Mietshaus durch die ganze Stadt bis zu einem Einkaufszentrum.
    Die Polizei überwachte die Flughäfen, die Busbahnhöfe, die Autobahnen. Van Anders saß in der Fressgasse der Eastfield-Shoppingmall. Er hatte sein Haar unter einer Schirmmütze versteckt und trug eine billige Sonnenbrille. Als Verkleidung war das gar nicht schlecht. Außerdem konnte ich mich nicht beschweren, jedenfalls nicht darüber. Ich trug mein Haar ebenfalls unter einer Schirmmütze und hatte eine Sonnenbrille auf. Ich hasse es, wenn die Finsterlinge meinen Stil nachahmen. Außerdem trug ich ein weites T-Shirt und weite Jeans über meinen Nikes. Klein, wie ich war, unterschied mich nichts von den tausend Teenagern, die jedes Einkaufszentrum Amerikas bevölkern.
    Ich hatte Jamil und Jason als Deputys vereidigt. Sie hielten sich außer Sicht, aber sie hatten mich gewarnt, dass Van Anders sie früher oder später wittern würde. Ich hatte mich bereits beim Sicherheitsdienst des Einkaufszentrums ausgewiesen. Ich war zu der Entscheidung gekommen, dass wir die Polizei nicht rufen und auch nicht versuchen würden, das Einkaufszentrum zu evakuieren. Ich hatte einen richterlichen Hinrichtungsbeschluss. Ich brauchte Van Anders nicht zu warnen. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als ihn zu töten.
    Wir hatten frühen Nachmittag, deshalb war der Imbissbereich nicht allzu belebt. Das war gut. Eine Gruppe von Teenagern saß am Nachbartisch zu Van Anders. Wieso waren die nicht in der Schule? Am übernächsten Tisch saß eine Mutter mit einem Baby im Kinderwagen und zwei Kleinkindern. Zwei Kleinkinder, beide nicht in einem Kindersitz, sondern freilaufend, während sie versuchte, das Baby mit Joghurt aus der Selbstbedienungstheke zu füttern.
    Van Anders war aber mehr als drei Meter von den Kleinen entfernt. Die Teenager waren beängstigend nahe, aber mir fiel nichts ein, womit ich sie unauffällig bewegen könnte zu verschwinden. Ich versuchte gerade meinen Mut zusammenzunehmen, mich zwischen den Müttern mit Kindern hindurchzuschieben, als die Teenager aufstanden und weggingen, ohne ihren Abfall abzuräumen.
    Noch isolierter bekämen wir Van Anders in diesem Einkaufszentrum sicher nicht mehr. Ich würde ihn nicht noch einmal entkommen lassen. Dazu war er zu gefährlich. In diesem Augenblick traf ich die Entscheidung, lieber alle diese netten Menschen in Gefahr zu bringen. Sogar die Mutter mit dem joghurtverschmierten Baby und den beiden kreischenden Kleinkindern. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass ich die Situation genügend unter Kontrolle hatte und sie heraushalten konnte, aber ich war mir nicht absolut sicher. Ich wusste nur, dass ich ihn jetzt ausschalten würde. Auf der Stelle. Ich würde nicht länger warten.
    Ich hatte meine Pistole an der Seite, entsichert und durchgeladen, lange bevor ich an den Tisch mit der Mutter und den kleinen Kindern kam. Ich hatte meinen Bundesmarshal-Ausweis aufgeklappt an die Tasche des weiten T-Shirts geheftet, damit jeder meine Dienstmarke sah und nicht etwa ein tapferer Bürger versuchte, Van Anders vor mir zu retten.
    Ich hob die Waffe und zielte auf ihn, als ich am Tisch der Frau vorbeiging. Ich glaube, es war ihr leises Keuchen, weshalb er sich umdrehte. Er sah die Marke und lächelte, dann biss er herzhaft in sein Sandwich. Mit vollem Mund sprach er mich an. »Warnen Sie mich jetzt, ich soll mich nicht bewegen und die Hände hochnehmen?« Er klang wie ein

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