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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Haut kalt und brachte mein Herz zum Flattern wie einen gefangenen Vogel. Angst kann das Tier in mir zurücktreiben oder hervorrufen. Diese beruhigte es, dämpfte es, sodass die aufsteigende Macht versickerte und mich allein und verängstigt zurückließ. Ich hatte es schon erlebt, wie Belle sich in meinem Körper bewegte, und wollte es um keinen Preis noch einmal zulassen. Könnte ich beide töten, indem ich Musette das Herz rausschnitt, während Belle in ihr war? Vermutlich nicht, aber die Versuchung war groß, es zu probieren.
    Belles Stimme enthielt keine Spur von Angst oder Druck. Falls sie durch das Messer ebenfalls Schmerzen hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Jean-Claude, hast du ihr nichts beigebracht?« Sie sprach mit ihrer eigenen Stimme, einem tiefen, volltönenden Alt. Mir kam der unpassende Gedanke, sie könnte sich bei Telefonsex gut machen.
    Jean-Claude glitt auf uns zu und gab Damian einen Wink, mitzukommen. Sie knieten sich in sicherem Abstand neben Musette und verneigten sich. »Musette hat die Grenzen des Gastrechts überschritten. Du würdest solch eine Behandlung deiner Leute auch nicht dulden. Ich habe deine Lektionen sorgfältig gelernt, Belle Morte.«
    »Zum Beispiel?«, fragte sie.
    »Nichts zu dulden. Nicht den geringsten Ungehorsam. Nicht den Hauch von Auflehnung. Beleidigungen werden nicht hingenommen. Ich gebe zu, ich habe es in der ersten Aufregung, die Musettes Ankunft hier ausgelöst hat, vergessen. Der Gedanke, dich zu beleidigen, und sei es auch nur indirekt, war undenkbar. Doch ich bin nicht mehr dein Geschöpf. Ich bin Herrscher über mein eigenes Territorium. Ich bin mein eigener Herr, und Asher gehört zu mir. Ich werde sein, was du aus mir gemacht hast, Belle, ich werde wahrhaft dein Kind sein. Darum lasse ich ma petite so grob sein, wie sie möchte, und Musette wird sich entweder besser zu benehmen lernen, oder sie wird nicht mehr zu dir heimkehren.«
    Sie setzte sich auf. Mit dem Messer in der Brust setzte sie sich auf, und meine Kraft reichte nicht aus, um sie weiter gegen den Boden zu drücken. Ich wurde vielmehr zurückgestoßen, streifte Damian, und er fing mich am Rücken ab. Da ich nichts Gegenteiliges befahl, fasste er mich wieder an den Schultern.
    Belle ließ Musettes Hand vom Messergriff fallen, sodass ich es allein festhielt. Aber ihr waren keine Schmerzen anzumerken, und sie ignorierte mich völlig, blickte allein Jean-Claude an. Ich kam mir allmählich albern vor, wie ich mit blutigen Händen das Messer in Musette festhielt. Nein, nicht albern – überflüssig.
    »Du weißt, was ich tue, wenn sie bei euch zu Schaden kommt«, sagte Belle.
    »Ich weiß, dass nach unseren Gesetzen, den Gesetzen, die auch du in Kraft gesetzt hast, niemandem gestattet ist, ohne Verhandlungen um sicheres Geleit fremdes Territorium zu betreten. Musette ist mit ihren Leuten einen Monat vor der Zeit gekommen. Das heißt, sie sind praktisch Gesetzlose und haben ihr Recht auf Unversehrtheit verwirkt. Ich kann sie alle niedermetzeln, und das Recht wäre auf meiner Seite. Es gibt zu viele im Rat, die dich fürchten, Belle. Die würden das als guten Scherz begrüßen.«
    »Das würdest du nicht wagen«, meinte sie.
    »Ich werde dir nicht erlauben, Asher etwas zu tun, nicht mehr.«
    »Er bedeutet dir nichts, Jean-Claude.«
    »Du bist die Schönste von allen, die ich kenne, und wundervoll in deiner Wollust. Ich fühle mich klein angesichts deiner Macht, eingeschüchtert angesichts der politischen Manöver, die du so mühelos ausführst. Doch ich bin seit langem fort und habe erfahren, dass Schönheit nicht immer hält, was sie verspricht, und Lust nicht immer besser ist als Liebe, dass Macht allein nicht reicht, um das Bett oder das Herz auszufüllen, und dass ich für Politik nicht deine Geduld aufbringe.«
    Sie streckte eine schmale Hand nach ihm aus. »Ich habe dir die Liebe gezeigt, wie keine Sterbliche es je könnte.«
    »Du hast mir Lust gezeigt, sexuelle Begierde.«
    »Oui, l’amour«, sagte sie so heftig, dass ich eine Gänsehaut bekam.
    Jean-Claude schüttelte den Kopf. »Non, Lust, nicht Liebe, niemals Liebe.«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als ob sich unter Musettes Haut eine schlecht gemachte Maske verrückte. Es erinnerte mich fatal an einen Gestaltwandler, in dem sich das Tier regt. Falls sie sich komplett in Belle verwandelte, würde ich bei erster Gelegenheit ihr Herz zerschneiden.
    »Du hast mich einmal geliebt, Jean-Claude.«
    »Oui, von ganzem Herzen und mit

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