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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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kniete, doch zugleich befand es sich in einem dunklen Raum, in dem ein paar Kerzen brannten. Das Bett war groß und voller Kissen, die aussahen, als könnten sie sich zu einer Woge auftürmen und mich verschlingen. Die Frau, die sich in all die Weichheit schmiegte, lag in der Flut ihres dunklen Haars, und ihre Augen leuchteten wie goldenes Feuer. Es war wie ein Blick in die Sonne durch geschwärztes Glas. Belle Morte blickte mich an. Sie war nackt. Ihre Pracht lag vor mir ausgebreitet, nichts blieb verborgen. Ich spürte Verlangen nach ihr, wollte sie so sehr wie noch nichts in meinem Leben.
    Keuchend kam ich zu mir. Jean-Claude hielt meine Hand mit bezwingender Kraft. Damian lehnte an meinem Rücken. Jason stand bei uns, die eine Hand auf Jean-Claudes Schulter und die andere an meinem Hals. Ich spürte, wie meine Halsschlagader gegen Jasons Hand pochte.
    Ich roch Fell, den satten, fast zähflüssigen Geruch von Wald. Es war der Geruch des Rudels. Die Werwölfe, die zur Verstärkung gekommen waren, hatten sich zwischen den anderen nach vorn gedrängt. Ich spürte, wie sie sich hinter mir bewegten, als gäbe es ein unsichtbares Band zwischen ihnen und Jason und mir. Jean-Claudes Verbindung mit den Wölfen war direkt, denn der Wolf war das Tier, das ihm gehorchen musste. Er brauchte Richard nicht, damit die Wölfe zu ihm kamen. Ich dagegen brauchte einen Vermittler. Richard hätte dabei sein sollen, doch er war nicht gekommen. Hätte Jason nicht als unser Dritter im Bund fungiert, hätte Belle Morte vielleicht die Ardeur wecken und uns mit verführerischen Erinnerungen überschwemmen können. Sie hätte uns in ihr Schlafzimmer gerissen und eine Orgie abgehalten.
    Aber Jean-Claude hatte mir durch den Druck seiner Hand Beherrschung beigebracht; Damian hatte mir seine erbitterte Zurückhaltung eingeflößt, indem er sich an mich drängte, und Jason hatte den Pulsschlag des Rudels auf meine Halsschlagader übertragen. Wir waren nicht nur ein Machttriumvirat, sondern durch Damian waren wir mehr gewesen. Und dieses Mehr war stärker gewesen als Belle Morte in Musettes Körper. Wäre sie leibhaftig hier gewesen, hätte es anders ausgehen können. Aber sie war weit weg, irgendwo in Europa.
    Hinter mir brach Geheul aus, verklang und setzte neu ein. Jason legte den Kopf in den Nacken, sodass sich eine lange, klare Halslinie ergab, und heulte mit den anderen. Es schwoll ab und wieder an. Wenn der letzte Wolf verstummte, nahm ein anderer das Geheul wieder auf. Es war wie Musik, wie einsame, bebende, erstaunliche Musik.
    Ich blickte in Belles hellbraune Augen, die voller Feuer waren. Sie wollte mich damit in eine Erinnerung hineinziehen, hatte aber keine Macht über mich. Die Ardeur lag still hinter den Gittern, die wir für sie geschmiedet hatten, mit reiner Willenskraft und monatelanger Übung.
    »Als du uns beim vorigen Mal mit der Ardeur überfallen hast, war das noch neu für mich, aber jetzt nicht mehr«, sagte ich.
    Unter Musettes Haut bewegte sich ein zweites Gesicht. Wieder rechnete ich damit, dass Belle sich aus Musettes Körper schieben würde wie das Tier aus einem Gestaltwandler. Doch die Bewegung stockte, und sie blickte mich aus dunklen Augen an.
    »Es wird andere Nächte geben, Anita«, sagte sie mit ihrer tiefen, gurrenden Stimme.
    Ich nickte. »Ich weiß.«
    Damit verschwand sie. Musette fiel auf den Rücken … bewusstlos. Ihre Vampire hasteten herbei. Die Wölfe blieben hinter mir, die Werhyänen traten näher, die Werratten zogen ihre Schusswaffen, und Bobby Lee sagte: »Verderbt uns nicht den Schuss, Gentlemen.«
    Die Werhyänen zögerten und bildeten dann zwei Gruppen rechts und links der Vampire. Unsere Vampire entfernten sich von Musettes und schoben sich durch das Heer der Wertiere. »Niemand bewegt sich, dann passiert auch keinem was«, sagte Bobby Lee.
    »Lasst sie ihre Herrin wegbringen«, sagte Jean-Claude.
    Ein paar Gestaltwandler sahen ihn an, aber niemand von den Werratten. Wir hatten nicht so viel Verstärkung bekommen, weil Jean-Claude noch zu einem anderen Tier außer dem Wolf eine besondere Beziehung hatte, sondern weil sie meine Freunde waren. Die Werratten und Werhyänen waren meinetwegen gekommen.
    »Entspann dich, Bobby Lee, und lass sie Musette mitnehmen. Ich möchte mich bestimmt nicht um sie kümmern müssen.«
    Die Männer und Frauen, die ihre Waffen auf Musettes Vampire gerichtet hielten, bildeten eine Gasse und ließen sie zwischen sich hindurch zu Musette. Angelito wollte sich ihnen

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