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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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anschließen, doch Bobby Lee winkte ihn mit dem Revolverlauf zurück. Angelito war ein Hüne, aber immerhin ein Mensch, und vermutlich nicht der Gefährlichste auf ihrer Seite. Ein kleines Mädchen von sieben oder acht mit kurzen dunklen Locken, die ein engelhaftes Gesicht umrahmten, fletschte die niedlichen Reißzähne und fauchte mich an. Ein Junge von etwa zwölf hob Musette an den Schultern an und stemmte ihren schlaffen Körper vom Boden hoch, als wöge sie nichts. Er fletschte nicht die Zähne, sondern sah mich nur unfreundlich an.
    Ein Mann im dunklen Anzug nahm Musette bei den Füßen, machte jedoch keine Anstalten, sie dem Jungen abzunehmen. Er hätte sie mühelos allein tragen können. Aber auch dem Jungen fehlte es nicht an Kraft, nur an Größe.
    Sie trugen sie zu Angelito, der sie ihnen abnahm. In dessen langen Armen wirkte sie winzig. Es gab Leute im Raum, die dickere Arme hatten als er. Die Werhyänen waren Bodybuilder. Trotzdem hatten wir niemanden auf unserer Seite, der die Statur von Musettes Engelchen hatte.
    Jean-Claude stand auf und zog mich auf die Füße. Damian erhob sich gleichfalls. »Wir haben für euch alle Zimmer vorbereitet. Ihr werdet dorthin eskortiert, dann stellen wir Wachen davor.«
    Bobby Lee hielt unbeirrt die Waffe auf die fremden Vampire gerichtet. »Anita?«
    »Ich will nicht, dass sie unbewacht herumlaufen, also ja, klingt wie eine gute Idee. Könnt ihr denn so lange bleiben?«
    »Schätzchen, ich würde doch alles für dich tun. Natürlich können wir.«
    »Danke, Bobby.«
    »Ist mir ein Vergnügen.«
    »Meng Di, Faust, ihr kennt den Weg zu den Zimmern. Bringt unsere Bewacher hin.« Meng Di war hübsch und zierlich und hatte glatte schwarze Haare, die gerade bis über die Schultern reichten. Ihre Haut war makellos wie bei einer Porzellanpuppe. Einer Porzellanpuppe mit hautengen schwarzen Lederhosen. Sie war ein Meistervampir, und ihr gehorsames Tier war, wie ich überrascht hörte, der Wolf. Sonderbarerweise machte sie das weder dem Rudel noch mir sympathischer. Dafür war sie einfach zu unfreundlich.
    Faust war nicht viel größer als sie, aber auf unbeschwerte Weise anziehend – wie der nette Junge von nebenan, nur mit Reißzähnen. Er hatte sich die Haare weinrot gefärbt. Seine Augen waren kupferbraun wie frisch geprägte Pennys, so als wäre frisches Blut in die braune Farbe gelaufen. Er war auch ein Meistervampir, aber nicht stark genug, um mal ein eigenes Territorium zu beherrschen oder zumindest nicht, um es zu behalten. Da ist ein schwacher Meister bald ein toter Meister.
    Meng Di und Faust teilten die Vorhänge und gingen den dahinter liegenden Gang hinunter voraus. Musettes Vampire folgten ihnen, dann die Werratten und Werhyänen. Die Vorhänge fielen zurück. Wir waren wieder allein mit unseren Gedanken. Ich hoffte, die der anderen wären hilfreicher als meine, denn ich dachte nur immer wieder, dass Belle sich bestimmt nur ungern ihren Mantel reichen und hinauswerfen ließ. Ihr würde schon etwas einfallen, wie sie uns die Beleidigung heimzahlen könnte. Laut Jean-Claude hatte sie immerhin zweitausend Jahre Erfahrung damit. Man überlebte nicht so lange, wenn man sich nicht auf gewisse Dinge verstand. Auf Dinge, vor denen die Gegner schreiend wegrannten. Das Ratsmitglied, das wir getötet hatten, war fähig gewesen, mit bloßen Gedanken Erdbeben auszulösen. Ich war mir ziemlich sicher, dass auch Belle Morte ganz spezielle Tricks kannte. Ich hatte sie nur noch nicht gesehen.

10
    E ine knappe Stunde später waren Jean-Claude und ich in seinem Zimmer, allein. Damian stand mit anderen vor unserer Tür Wache. Wir hatten unsere Vampire mit den Lykanthropen gemischt, weil wir hofften, die feindlichen Vampire könnten dann die Gestaltwandler nicht in ihren Bann schlagen, ohne dass unsere Vampire es bemerkten. Wir hatten also alle denkbaren Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Nur die Befriedigung der Ardeur stand noch aus. Zum Glück, konnte ich nur sagen.
    Jean-Claudes großes Himmelbett war mit blauer Seide bezogen und überhäuft mit Kissen in drei kräftigen Blautönen. Er wechselte die Vorhänge und Kissen jeweils passend zur Farbe der Bettwäsche. Darum wusste ich ohne hinzusehen, dass auch die Laken aus blauer Seide waren. Weiße benutzte er grundsätzlich nicht.
    Die Hände auf dem Bauch verschränkt saß er kraftlos in dem einzigen Sessel. Ich saß auf dem Teppich vor dem Bett. Es war eigentlich ein Bettvorleger aus dickem, weichem Fell, und bei jeder Berührung

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