Finsternis über Gan (German Edition)
Pendo, Chika und Joe standen nun am Rand und beobachteten den Kampf. Die Schwarzalben waren zu weit weg und sie waren alle, bis auf Joe natürlich, ganz froh darüber. So bestaunten sie, wie die Lichtalben mit gezückten Schwertern auf die gefährlich zischenden Schwarzalben losstürmten. Vor allem Gibor verbreitete trotz seiner Verletzung Angst und Schrecken unter ihnen. Er nahm es mit drei Schwarzalben gleichzeitig auf. Sein Schwert bewegte sich schneller als der Blitz und seine Kampfbewegungen waren stark und elegant zugleich aus.
In diesem Moment hatte ein einzelner Schwarzalb, der unbemerkt am Himmel entlangflog, die Gefährten entdeckt. Chika, leise das alte Lied vor sich hin singend, sah im Augenwinkel die leuchtend roten Augen auf sie herabstürzen. Der Speer des Schwarzalbs war genau auf Joe gerichtet. Chika reagierte blitzschnell. Sie zog ihr Schwert, stieß in letzter Sekunde Joe zur Seite und schlug gegen den Speer des Schwarzalbs. Die schwarze Kreatur war von der schnellen Reaktion des Mädchens verwirrt und landete hart auf dem Boden. Chika drehte sich im Flug einmal um sich selbst und bohrte ihrSchwert mitten in das Herz des Monsters. Erst als das grüne Blut aus der Wunde floss und die Zunge der Kreatur schlaff aus dem Mund hing, realisierte sie, was sie getan hatte, und schrie entsetzt auf.
Pendo, Finn und Joe standen mit offenem Mund neben ihr.
»Wow«, sagte schließlich Joe. Er war sprachlos.
In diesem Moment hörten sie die Stimme Gibors über dem Schlachtfeld: »Die Schwarzalben fliehen. Verfolgt sie!«
Die Gefährten schauten wieder zum Schlachtfeld und dann zum Himmel. Das schwarze Heer zerstreute sich in alle Richtungen. Menschen, Lichtalben und Bergmännchen versuchten, ihnen zu folgen, und schossen Pfeile auf sie ab.
»Sie werden niemals alle kriegen«, sagte Joe.
»Es sind jetzt viel mehr Schwarzalben im Land als vor einem Jahr. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für Gan bedeutet«, seufzte Pendo, die ihren Arm um Chika gelegt hatte.
»Wenigstens fließt die Quelle des Lebens. Die können auch die Schwarzalben nicht zerstören«, versuchte Finn die Stimmung etwas aufzubessern.
Pendo ergänzte: »Und in jedem Bewohner Gans, der von der Quelle trinkt, wird das Licht Äbrahs leuchten. Dieses Licht ist stärker als die Finsternis der Schwarzalben.« Chika, Joe und Finn stimmten ihr zu. Aber in ihren Stimmen klang Besorgnis mit.
Finn brachte es auf den Punkt: »Nebijah sagte letztes Jahr, Gan würde nie wieder so sein wie vorher. Das gilt jetzt noch viel mehr.«
Schweigend wandten sie sich um und gingen zu Schloss Apelah zurück.
Von Weitem sahen sie schon den rosafarbenen Punkt, der auf sie zueilte. Die Königinmutter.
»Träger der Amulette«, rief sie mit ihrer durchdringenden Stimme von ferne.
Pendo, Finn, Chika und Joe versuchten zu lächeln. Eigentlichwaren sie froh, ein wenig Zeit für sich zu haben, aber sie wussten auch, wie viel sie ihr zu verdanken hatten. Hätte sie nicht im letzten Moment Finns Mantel über Thainavel geworfen, wäre Pendo womöglich getötet worden.
»Träger der Amulette.«
Erschrocken drehten sich die vier um. Diesmal kam der Ruf nämlich nicht von der Königinmutter, sondern aus entgegengesetzter Richtung. Davina kam ihnen entgegengelaufen.
»Oh, oh«, sagte Chika. »Die ist bestimmt total sauer, weil wir auf eigene Faust losgezogen sind.«
Die vier blieben stehen und warteten, bis die zwei Frauen zu ihnen stießen.
Von Ärger war bei Davina allerdings nichts zu merken. Sie hatte Freudentränen in den Augen und drückte jeden einzeln an sich.
»Ihr seid die größten Helden, die mir jemals begegnet sind«, sagte sie. »Ich bin so stolz auf euch.« Sie war ganz aufgeregt und presste die Hand aufs Herz. »Ich habe mir zwar furchtbare Sorgen um euch gemacht, als ich bemerkte, dass ihr nicht mehr da wart, aber vermutlich brauchen alle Helden jemanden, der sich um sie sorgt.« Sie lachte. »Ihr habt es mal wieder geschafft.«
Mittlerweile war auch die Königin bei ihnen angekommen. »Wie geht es dem König?«, erkundigte sich Pendo gleich bei ihr.
»Es geht ihm etwas besser«, sagte die Königinmutter erleichtert. »Aber er kann sich immer noch nicht an alles erinnern. Das letzte Jahr liegt wie im Nebel, sagt er. Es sind nur Bruchstücke. Er ist ganz verzweifelt, weil er nicht weiß, wie es dazu gekommen ist. Die Ärzte meinen, Thainavel habe ihn mit einem Fluch belegt.«
»Zuzutrauen wäre es ihm«, meinte Finn. »Thainavel stand mit
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