Finsternis über Gan (German Edition)
vergessen. Wir müssen sie befreien«, rief sie.
»Nicht nötig«, rief eine kräftige Stimme hinter ihnen. Die Gefährten und die Ratsmitglieder drehten sich hastig um. Eine Gruppe von Lichtalben lief ihnen lachend entgegen. Einer von ihnen hielt eine Feile und ein Stemmeisen nach oben. »Wir haben es geschafft! Danke für das Werkzeug.«
Gibor reichte ihnen die Hand und sagte: »Ihr habt das großartig gemacht. Mutigere Amulettträger hat Gan noch nicht gesehen.«
Joe, Pendo, Finn und Chika strahlten. Das Lob tat gut inmitten der Aufregung.
Eine Männerstimme brüllte einen Befehl über das Feld und die Soldaten setzten sich in Bewegung. Die Lichtalben, denen eilig Waffen gebracht worden waren, und die Gefährten schlossen sich an. Sie berichteten den Lichtalben von den Ereignissen der letzten Tage. Am meisten beeindruckte diese die Tatsache, dass das Lichtalbenheer gemeinsam mit dem ganzen Bergmännchenheer Auberons kämpfte. Das hatte es in der Geschichte des Landes noch nie gegeben. Da sie auf direktem Weg auf das Schlachtfeld zumarschierten, dauerte es gar nicht lange, bis in der Ferne die ersten Kampfgeräusche zu hören waren.
»Die Schwarzalben werden sich ganz schön wundern, wenn sie plötzlich von hinten angegriffen werden«, sagte Joe kämpferisch.
Finn mochte die Zuversicht Joes nicht so ganz teilen. »Ob wir Erfolg haben, hängt davon ab, wie früh sie uns entdecken, und vor allem davon, wie viele Schwarzalben schon ins Land gekommen sind.«
»Nicht ganz«, widersprach Pendo, der immer noch die Ereignisse im Thronsaal deutlich vor Augen standen. »Unser Erfolg hängt letztlich davon ab, ob Äbrah auf unserer Seite ist.« In wenigen Sätzen erzählte sie den anderen, was sie im Thronsaal erlebt und vor ihrem inneren Auge gesehen hatte. »Jeder von uns trug Äbrahs Licht in seinem Herzen. Versteht ihr?«
Gibor, der neben ihnen herlief, fragte: »Meinst du also, dass wir gar nicht mit Schwertern und Bögen kämpfen, sondern alle dieses alte Lied singen sollen?«
Pendo dachte nach. »Nein, wir brauchen schon unsere Waffen, die Schwarzalben werden ja auch mit Waffen gegen uns kämpfen, aber wir dürfen nie vergessen, wer den eigentlichen Kampf führt. Nur mit Äbrahs Hilfe können wir wirklich gewinnen.«
»Das ist weise gesprochen, Pendo vom südlichen Ende der Erde«, meinte der Lichtalb anerkennend.
»Gleichzeitig das Lied zu singen, finde ich aber auch gut«, meinte Chika. »Für Thainavel war es so schrecklich, bestimmt mögen es die Schwarzalben auch nicht.«
»Es geht nicht um das Lied«, erwiderte Pendo. »Natürlich darfst du es singen, klar. Vielleicht macht es dich zuversichtlich, aber es geht vielmehr darum, dass Äbrah da ist, in unseren Herzen. Er hat Thainavel besiegt, nicht wir, und genau genommen auch nicht unser Lied.«
Joe unterbrach sie: »Schaut mal, die Soldaten in den vorderen Reihen greifen die Schwarzalben an.« Unzählige Pfeile flogen gen Himmel auf die Schwarzalben zu, die kurz zuvor das zweite gegnerische Heer entdeckt hatten.
Die Lichtalben unter der Führung von Gibor rannten gleich an die Spitze, um dort den Soldaten des Königs beizustehen.
Die Träger der Amulette beobachteten gespannt den Kampf. Sie sahen, wie die Schwarzalben aufgeregt hin und her flogen. Durch die neue Situation wirkten sie nicht mehr so selbstsicher wie am Morgen. Ob sie schon vom Tod Thainavels wussten? Jedenfalls war ihnen anzusehen, dass sie sich in einer aussichtslosen Lagebefanden. Sie waren eingekesselt vom Heer der Lichtalben und Bergmännchen auf der einen Seite und dem Heer von Schloss Apelah auf der anderen. Chika begann, leise das alte Lied zu singen. Sie hatte zwar verstanden, dass es gar nicht dieses Lied brauchte, um zu siegen, aber sie spürte beim Singen neue Hoffnung und Mut in sich aufsteigen. Es tat gut.
Die Pfeile der Soldaten flogen in dichten Schwärmen durch die Luft. Schwarzalben fielen mit lautem Geschrei zu Boden. Der grauenhafte Geruch des grünen Schwarzalbenblutes sank auf sie nieder. Joe, der seinen Bogen bei sich hatte, lief unbemerkt nach vorne und zielte gemeinsam mit den Soldaten auf die dunklen Gestalten am Himmel. Die unglaubliche Masse an gegnerischen Soldaten, die Pfeile auf sie abschossen, ließ die Schwarzalben ihre Taktik ändern. Sie verlegten den Kampf auf den Boden. Nun war die Zeit derjenigen gekommen, die mit Schwertern und mit Messern bewaffnet waren. Mit lautem Gebrüll stürzte sich von zwei Seiten das Volk von Gan auf seine Feinde. Finn,
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