Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
bernsteinfarbenen Augen, die dieselbe Farbe haben wie meine, benebelt, ja nahezu glasig. Ihre Lippen öffnen sich, aber sie bekommt kein Wort heraus. Ich helfe Mum, sie zu stützen. Tam fühlt sich eiskalt an und ihre Haut wirkt ganz und gar nicht wie Haut. Eher wie kühler Marmor.
Mit der königlich-würdevollen Haltung, die einem Prinzen wie ihm gebührt, baut Cassian sich vor Xander auf. Das Licht spielt mit den violetten und schwarzen Strähnen seines Haares und bringt sie zum Glitzern.
Ich befeuchte meine Lippen und frage mich, wie ich Xander am besten davon überzeugen kann, dass er nicht gesehen hat, wie ich mich verwandelt habe. »Was willst du?«
Wills Cousin bohrt mir seinen Finger in die Brust. »Wir fangen mit dir an – was immer zum Teufel du auch bist.«
»Lass sie in Ruhe«, befiehlt Cassian.
Xanders Aufmerksamkeit richtet sich nun auf Cassian. »Und dann kommen wir zu dir, Großer … und dazu, wie es sein kann, dass du zusammen mit Will diesen Abhang hinuntergefallen bist und nicht einen einzigen Kratzer abbekommen hast.«
»Wo ist Will?«, platze ich heraus. Ich muss es einfach wissen. Xander zeigt mit dem Daumen auf eines der Autos neben uns. »Ist auf dem Rücksitz eingeschlafen.«
Ich blinzele gegen die Düsterkeit an und bemerke eine in sich zusammengesunkene Gestalt auf dem Rücksitz eines Autos. Will. Er ist so nah und doch fühlt es sich an, als läge ein ganzer Ozean zwischen uns. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er versprochen, dass er mich wiederfinden wird. Er war verletzt, aber bei Bewusstsein. Bei dem Gedanken daran, was seine eigene Familie getan haben könnte, um das zu ändern, läuft es mir kalt den Rücken hinunter.
»Er braucht einen Arzt«, sage ich.
»Später. Wenn ich mit euch beiden fertig bin.«
»Hör zu«, fängt Cassian an und stellt sich vor mich. »Ich weiß ja nicht, was du denkst –«
»Ich denke, dass du den Mund halten solltest. Jetzt rede ich!«
Xander packt ihn an der Schulter. Ein schwerer Fehler.
Cassian knurrt und seine glänzende kohlrabenschwarze Haut blitzt auf. Schnelle, wirre Bewegungen wechseln einander in rascher Folge ab und schon liegt Xander rücklings auf dem Boden. Er wirkt genauso sprachlos und überrumpelt wie die anderen sechs, die um uns herumstehen.
»Schnappt ihn euch!«, ruft Xander.
Sofort fallen die anderen über Cassian her. Ich schreie auf und sehe Cassians Gesicht in der Menge der Jäger immer wieder kurz aufblitzen. Die klatschenden Geräusche von Faustschlägen lassen mich zusammenzucken und ich marschiere auf die Gruppe zu, fest entschlossen, ihm zu helfen, werde aber von mehreren Händen zurückgehalten.
Plötzlich grollt lautes Tiergebrüll durch die Luft. Es kommt von Cassian. Mehrere Jäger halten ihn am Boden fest. Angus grinst und stellt ihm einen seiner Stiefel auf den Rücken. Cassians Wange wird gegen den Asphalt gedrückt und sein Blick trifft auf meinen. Seine dunklen Augen zittern und seine Pupillen verengen sich zu senkrechten Schlitzen.
Kochend heiße Luft dringt aus meinen Lippen, aber ich kämpfe dagegen an und schüttle den Kopf, um Cassian zu bedeuten, dass er noch warten soll. Ich glaube noch immer, hoffe noch immer, dass wir uns mit Worten aus dieser Situation retten können. Dass er sich nicht auch als Draki zu erkennen geben muss. Vielleicht kann ich ihn noch beschützen. Vielleicht kann er es schaffen, zusammen mit Mum und Tamra von hier zu verschwinden.
Der kalte Lauf einer Waffe bohrt sich in meine Rippen und lässt mich erstarren.
Mum schreit auf und ich hebe eine Hand, um sie davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun, nur um mir zu helfen. »Bleib bei Tamra, Mum. Sie braucht dich!«
Xanders dunkler Blick mustert mich verächtlich. »Zum Teufel, ich weiß genau, was ich gesehen habe. Einen Freak mit Flügeln.«
Ich habe Mühe, die Angst, die mich erfasst hat, zu kontrollieren. Sie droht mich in einem einzigen hitzigen Schwall zu verschlingen – und es wäre fatal, sollte ich ausgerechnet jetzt meine Drakigestalt annehmen.
»Jacinda!« Cassian ruft meinen Namen und versucht erneut, sich loszureißen.
Xander spricht weiter. »Keine Sorge. Ich werde dich nicht umbringen. Es ist nur eine Schreckschusspistole. Wir werden dich am Leben lassen und herausfinden, was genau du verdammt noch mal bist.«
Jetzt schlagen sie auf Cassian ein, der versucht, sich freizukämpfen.
»Aufhören!« Ich schubse Xander zur Seite, doch Angus versperrt mir den Weg. Schmerzerfüllt sehe ich
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