Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
lichten sich, als wir uns dem Stadtrand nähern. Bald werden wir weg sein. Frei von dieser Wüste und den Jägern. Frei von Will. Dieser Gedanke frisst sich tief in die blutende Wunde, die bereits in meinem Herzen klafft, aber daran ist nichts zu ändern. Hätte das mit uns denn jemals wirklich eine Zukunft gehabt? Eine Draki und ein Drakijäger? Ein Drakijäger, in dessen Adern das Blut von meinesgleichen fließt.
Dieser Teil der ganzen Sache spukt mir noch immer durch den Kopf, wenngleich ich die Tragweite dieser Tatsache noch nicht gänzlich erfasst habe. Ich kann nicht meine Augen schließen, ohne sofort das Bild seines in der Nacht dunkelrot schimmernden Blutes aufblitzen zu sehen. Sein Blut, das genauso aussieht wie mein eigenes. Mein Kopf schmerzt und hat Mühe, diese schreckliche Wahrheit zu akzeptieren. Egal, wie verständlich Wills Erklärung war, und egal, dass ich ihn immer noch liebe – das alles ändert nichts an der Tatsache, dass gestohlenes Drakiblut in seinen Adern pulsiert.
Cassian atmet langsam aus, als wir das Stadtgebiet verlassen.
»Das war’s dann also«, murmelt Mum, als sich die Entfernung zwischen uns und Chaparral vergrößert.
Ich drehe mich um und sehe, wie sie durch die Heckscheibe zurückblickt. Sie nimmt Abschied von ihrer Hoffnung, der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Chaparral. Dort hatten wir noch einmal von vorn angefangen, weitab vom Rudel. Und jetzt sind wir auf dem Weg zurück zu ihm, direkt in seine Mitte.
»Es tut mir leid, Mum«, sage ich nicht allein aus Pflichtgefühl, sondern weil ich es wirklich ernst meine.
Mum schüttelt den Kopf und öffnet den Mund, um etwas zu sagen, bekommt aber kein Wort heraus.
»Sieht ganz so aus, als wären wir in Schwierigkeiten«, verkündet Cassian. Vor uns versperren mehrere Autos die Straße und zwingen uns abzubremsen.
»Sie sind es«, bekomme ich gerade so über die Lippen und fühle mich wie betäubt, während Cassian auf die Autos zufährt.
»Sie?«, will Mum wissen. »Jäger?«
Ich nicke heftig. Jäger. Wills Familie.
Gleißendes Scheinwerferlicht durchschneidet die Dunkelheit und erleuchtet Cassians Gesicht. Sein Blick zuckt zum Rückspiegel und ich kann genau erkennen, dass er überlegt, einfach umzudrehen und in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen. Aber dafür ist es jetzt zu spät – eines der Autos hat sich in Bewegung gesetzt, um uns den Fluchtweg abzuschneiden. Ein paar Gestalten bauen sich vor unserem Wagen auf. Cassian steigt auf die Bremse, während seine Hände das Lenkrad noch fester umklammern. Ich weiß, dass er versucht, dem Drang zu widerstehen, die Jäger einfach umzupflügen. Ich verrenke mir den Hals auf der Suche nach Will, weil ich spüre, dass er hier ist, irgendwo da draußen unter all den anderen.
Harte, bissige Stimmen rufen uns zu, dass wir aussteigen sollen. Ich verhalte mich still und meine heißen Finger brennen sich in meine nackten Beine, bohren sich in die Haut hinein, als würde ich versuchen, zu dem Draki durchzudringen, der darunter verborgen liegt.
Eine Faust schlägt auf unsere Motorhaube und plötzlich sehe ich es – den Umriss einer Waffe in der Dunkelheit.
Cassians Blick trifft auf meinen und teilt mir mit, was ich bereits weiß. Wir müssen überleben. Sogar wenn es bedeutet, dass wir das tun müssen, was nur Drakis können. Genau das, was ich bereits getan habe und was uns heute Abend überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hat. Warum auch nicht? Es ist ja nicht so, als ob wir unser Geheimnis noch offensichtlicher preisgeben könnten.
Ich nicke und klettere aus dem Auto, um unseren Feinden die Stirn zu bieten.
Wills Cousin Xander macht einen Schritt nach vorn, stellt sich vor die anderen und grinst mich spöttisch an. »Hast du wirklich geglaubt, dass du einfach so davonkommst?«
Ein erdrückender Schmerz legt sich auf meine Brust. Es ist die Wut darüber, welchen Preis mir diese Monster heute Abend abgerungen haben. Asche sammelt sich hinten in meiner Kehle. Ich lasse zu, dass sich ein beißendes Brennen aufbaut, und mache mich bereit für alles, was kommen mag.
Ein Jäger schlägt mit der Faust gegen das Seitenfenster der Rückbank und schreit Mum und Tamra an. »Raus aus dem Wagen!«
Mum steigt mit aller Würde, die sie aufbringen kann, aus und zieht Tamra hinter sich her. Meine Schwester ist seit Big Rock immer blasser geworden; ihr keuchender Atem scheint die Luft regelrecht zu durchkratzen. Als sie so ins Leere starrt, wirken ihre
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