Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
darauf, dass der Transporter stehen bleibt und sie endlich beginnt: die Schlacht, auf die ich mein Leben lang gewartet habe.
Die holprige Fahrt lässt meinen Mut etwas sinken. Das alles kommt mir so bekannt vor, dass ich mich frage, wie ich nur auf die Idee kommen konnte, das alles freiwillig noch einmal durchmachen zu wollen. Ich bekomme Platzangst. Hier hinten in dem engen Wagen gibt es weder Platz, um sich auszustrecken, noch Luft zum Atmen. Und ich bin gefesselt. Wie in meinen schlimmsten Albträumen. Meine Gedanken kreisen um das letzte Mal, als ich gefangen in einem solchen Transporter gelegen habe. Das letzte Mal …
Das ist schließlich der Grund dafür, dass ich überhaupt hier bin.
Ich atme flach ein und aus und versuche, so gut es geht, ruhig zu bleiben. Ich sage mir, dass ich diesmal alles unter Kontrolle habe. Mit ein paar ruckartigen Kopfbewegungen schüttle ich mir die verhedderten Haarsträhnen aus dem Gesicht und gebe mir Mühe, das Gleichgewicht zu halten, während wir scharf links abbiegen.
Um meine Nerven zu beruhigen, stelle ich in Gedanken eine Liste all der Dinge auf, die diesmal anders sind.
Ich vertraue den Fahrern. Sie halten mir den Rücken frei. Ich weiß, wo wir hinfahren – ich habe unser Ziel bereits gesehen. Und ich habe keine Schmerzen, zumindest keine körperlichen. Auf der anderen Seite bin ich diesmal ganz allein. Miram liegt nicht neben mir.
Miram ist diejenige, für die wir das alles hier tun – diejenige, die wir retten wollen. Wenn ich ehrlich bin, ist sie allerdings nur einer der Gründe, weshalb ich hier bin. Das hier hat mittlerweile eine viel größere Bedeutung für mich bekommen; es ist jetzt eine Suche nach der Wahrheit. Will weiß das. Ich glaube nicht, dass es Tamra klar ist, vielleicht noch nicht einmal Cassian, aber Will weiß, dass es mir jetzt darum geht, Antworten zu finden. Dad zu finden.
Der Wagen wird langsamer und bleibt schließlich stehen. Ich halte den Atem an und feiner Dampf steigt von meinen Lippen und Nasenlöchern auf wie Nebel. Es geschieht nicht mit Absicht, was ich da mache. Ich kann einfach nichts dagegen tun – so bin ich eben: ein Wesen, das Feuer speit. Nun haben meine Gefühle die Kontrolle über mich und das macht es mir besonders schwer, nicht meinen Instinkten nachzugeben.
Angst. Zorn. Zweifel. Habe ich Witze gemacht, als ich Will gesagt habe, dass mein Plan auf jeden Fall funktionieren würde? Habe ich mir vielleicht selbst etwas vorgemacht? All diese Gedanken steigen in mir empor, in einer Flut aus Asche und Kohle, die nur darauf wartet, sich in Feuer und Flammen zu verwandeln.
Von draußen dringen Stimmen an mein Ohr. In wenigen Augenblicken werde ich mich nicht mehr in meinem Blechgefängnis, sondern zusammen mit meinen Artgenossen in der Hand der Enkros befinden. Ganz nach Plan. Angespannt warte ich ab und meine Muskeln vibrieren regelrecht unter meiner Drakihaut. Meine Flügel sträuben sich gegen die Fesseln, aber Will hat ganze Arbeit geleistet: Aus eigener Kraft könnte ich mich nicht davon befreien. Doch das will ich auch gar nicht. Das ist nicht der Plan. Der Plan sieht vor, dass ich glaubhaft die Rolle der Gefangenen spiele.
Einen Augenblick lang muss ich an meine Schwester denken, die ganz allein in einem Motelzimmer darauf wartet, dass die Jungs sie abholen kommen. Sie hat gelächelt, als wir uns voneinander verabschiedet haben, doch in ihren eisblauen Augen stand etwas anderes zu lesen. Sie haben feucht geglitzert und ich bin mir sicher, dass sie, kaum dass wir weg waren, schluchzend zusammengebrochen ist.
Tamra war von Anfang an gegen meine Idee gewesen. Sogar als ich Will und Cassian schon dazu überredet hatte, hat sie sich immer noch gesträubt. Die Fesseln schneiden mir ins Fleisch und drücken mir das Blut ab und ich schiebe die Gedanken an Tamra und meine wachsende Besorgnis entschieden beiseite.
Von Neuem fest entschlossen, starre ich auf die Hintertür des Transporters und warte. Draußen sind nach wie vor Stimmen zu hören, unter denen ich auch die von Will ausmachen kann. Aber vielleicht bilde ich mir das einfach nur ein, weil ich ihn unbedingt hören will. Cassian ist da. Das weiß ich auch, ohne dass er etwas sagt. Ich kann seine Gegenwart spüren. Während ich in der Dunkelheit warte, schlägt mir seine Wut entgegen wie eine Faust, schnell und kraftvoll. Er muss ihnen nun direkt gegenüberstehen. Ein Fauchen entfährt mir, als sein Zorn mit frostigen Fingern nach mir greift und sich unerbittlich
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