Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
Muskeln zittern vor Anstrengung.
Ich kann eine Stimme ausmachen, ein leises Drakiflüstern, irgendwo rechts von mir. Ich lausche angestrengt über das leise Klicken von Computertasten und die Menschenstimmen hinweg. Zwei Enkros sitzen vor einer langen Reihe von Bildschirmen und lassen ab und an ihren Blick über die Zellen schweifen. Manchmal sehen sie zu mir, manchmal zu den anderen Drakis. Ich wette, dass immer einer von ihnen dasitzt und nichts anderes tut, als uns zu beobachten und auf alles zu achten, was den Kameras in den Ecken vielleicht entgeht. Ich hasse es zu wissen, dass nicht eine einzige meiner Bewegungen unbemerkt bleibt.
Ich fange an, die Worte zusammenzupuzzeln, die durch die Wand zu mir herüberdringen. IchwillnachHauseichwillnachHauseichwillnachHausebitte …
Es ist ein weiblicher Draki und ich frage mich, ob sie ein bisschen verrückt ist. Wer weiß, wie lange sie schon hier ist. Wie lange alle von ihnen schon hier gefangen gehalten werden.
Ich erschauere und rufe mir in Erinnerung, dass ich nur einen einzigen Tag hier überleben muss. Ich kann das durchziehen, ich schaffe das. In nur vierundzwanzig Stunden kommen Will und Cassian und holen mich hier raus. Mein Selbstberuhigungsversuch funktioniert und ich konzentriere mich jetzt wieder voll und ganz auf die Aufgabe, die vor mir liegt.
Ich stehe auf, ignoriere die auf mich gerichteten Augen und die Kamera, die jede einzelne meiner Bewegungen aufzeichnet. Meine Finger bekommen den Rand des Klebebandes über meinem Mund zu fassen und reißen es mit einem Ruck ab. Ich zucke zusammen, taste leicht meine empfindlichen Lippen ab und atme tief durch.
»Miram!«, rufe ich, zunächst etwas heiser, dann mit fester Stimme, und schlage mit der flachen Hand gegen das Glas.
Die Enkros beobachten mich interessiert, aber ich ignoriere sie einfach, weil ich weiß, dass sie nicht verstehen, was ich sage.
»Miram, ich bin’s, Jacinda! Mach dir keine Sorgen, Miram. Ich bin hergekommen, um dich hier rauszuholen.«
Nichts. Nur das Mädchen von nebenan, das unaufhörlich ihr Mantra wiederholt. Ich kann mich nur mit Mühe davon abhalten, sie anzuschreien und ihr zu sagen, dass sie die Klappe halten soll.
»Miram, kannst du mich hören? Bitte sag doch was. Cassian hat mich geschickt. Er ist auch hier, draußen, vor dem Gebäude. Wir sind gekommen, um dich zu retten!«
Nichts. Ich dachte, zumindest der Name ihres Bruders würde sie hellhörig werden lassen, wenn ihr sonst schon alles gleichgültig ist. Deshalb bin ich schließlich überhaupt erst hierhergekommen: damit Cassian uns über seine Verbindung zu mir ausfindig machen kann. Und um Miram zu warnen … um sie auf den Ausbruch vorzubereiten.
Mit diesen Gedanken im Sinn, versuche ich es weiter. Das muss ich einfach.
»Miram«, rufe ich, »du musst mir nicht antworten, aber mach dich bereit, okay? Wir brechen zusammen aus. Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden verschwinden wir von hier. Sei bereit dafür, hörst du?«
Aus der Zelle zu meiner Linken dringt Lachen zu mir herüber.
Die diensthabenden Laborkittel scheinen von den knurrenden Lauten fasziniert zu sein. Plötzlich herrscht hektische Betriebsamkeit, während sie die seltsamen Geräusche aufzeichnen. Natürlich. Wahrscheinlich bekommen sie innerhalb dieser Mauern nicht allzu oft ein Lachen zu hören.
Das Geräusch geht mir auf die Nerven. Ich lege meine Hände flach an die Wand, die mich von dem lachenden Draki trennt. »Was ist denn so lustig?«, zische ich.
Doch das Lachen hält einfach weiter an.
Ich halte mir die Ohren zu. »Das reicht jetzt!«
Plötzlich herrscht Stille. Ich nehme die Hände von den Ohren und glaube ein paar Sekunden lang, dass ich keine Antwort bekommen werde. Aber dann sagt plötzlich eine kehlige, männliche Drakistimme: »Dass du denkst, dass du hier jemals wieder lebend rauskommst. Das finde ich höchst amüsant.«
Diese Worte drohen, mir alle Zuversicht zu rauben. Ich wehre mich dagegen und erwidere schnippisch: »Na und? Hast du denn überhaupt keine Hoffnung mehr? Hast du einfach aufgegeben und dein Schicksal hier akzeptiert?«
»Nein, ich habe nicht aufgegeben.« Jetzt klingt er aufgebracht. Immerhin besser als die Drakifrau auf der anderen Seite, die halb verrückt klingt mit ihrem unablässigen Flüstern. »Ich versuche lediglich, hier unten am Leben und bei klarem Verstand zu bleiben. Die Freundin, nach der du rufst – Miram? Sie hat schon längst die Flinte ins Korn geworfen.«
Ich schüttle
Weitere Kostenlose Bücher