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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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daß die Bewohner und Besucher der Stadt naturfeindlich gewesen wären. Es gab nur einfach zu wenig Natur in Guldenburg. Und daher kümmerte man sich auch nicht sonderlich um sie.
    Aber damit kein Mißverständnis aufkommt: Es gab in Guldenburg wilde oder wildlebende Tiere – neben den Einwohnern. Auf den Straßen trieben sich Heerscharen streunender Katzen herum, Ratten und der eine oder andere räudige Köter – Existenzen, die ein Leben am Rande tollwütiger Verworfenheit fristeten. In ihren verwahrlosten Hinterhöfen hielten sich die Menschen kleinere Menagerien, darunter (weil sie wahrhafte und begeisterte Anhänger der Künste der Haute Cuisine waren) auch ein paar Schweine. Die meisten Gebäude waren gastliche Herbergen für eine oder zwei kleinere Kellerasselkolonien und Kakerlaken der unterschiedlichsten Art. Nur – durch die Beobachtung der Lebensgewohnheiten dieser Geschöpfe war es nicht möglich, genauere Vorstellungen und Eindrücke vom jahreszeitlichen Rhythmus zu gewinnen.
    So ist zum Beispiel das Phänomen einer sich alljährlich immer wieder ereignenden weiträumigen Frühjahrswanderung bei Kellerasseln nicht bekannt.
    Und beinahe ebensowenig bedeutete den Bewohnern von Guldenburg der Wechsel von Tag und Nacht. Die Häuser lehnten ihre Giebel so nahe zueinander und standen so eng zusammen, daß vom Himmel über ihnen nur noch ein verschwindend schmaler Spalt sichtbar blieb, durch den nur sehr wenig Licht ins Dunkel fiel. Selbst am Mittag des hellsten, sonnigsten Tages wagten sich nur die tapfersten oder leichtfertig-verwegensten Photonen in die Welt, die zwischen und unter den Dachgiebeln lag. Und wenn, dann nur im Rudel. Die Leute von Guldenburg lebten im immerwährenden Zwielicht. Keine Sonne, kein Mond diktierten ihnen die Zeit, und so ging das Leben mit Volldampf Tag für Tag buchstäblich rund um die Uhr und ohne Ende weiter.
    Guldenburg war eine Stadt für eilig durchreisende Kaufleute. Unter den verschwindend wenigen, die regelmäßig und dazu freiwillig wiederkamen, war ein gewisser Vlad Langschwein, Freiherr seines Zeichens. Niemand wußte genau, welche Geschäfte er betrieb, und doch tauchte er, pünktlich wie ein Maurer, regelmäßig einmal im Monat auf, um sich einen angenehmen Abend zu machen. Seit Jahren war das schon so, solange man denken konnte.
    In dieser Nacht (zumindest außerhalb Guldenburgs war es offensichtlich Nacht) schlich er sich verstohlen durch die Seitenstraßen und ging auf der Suche nach dem Einen an unzähligen offenen Türen vorbei. Instinktiv hielt er sich dabei im Schatten, er scheute das helle Licht. Schließlich lenkte ein herzförmiger Türrahmen in schreiendem Rosarot seine Aufmerksamkeit auf sich. Er verließ die düstere Straße, trat durch die geöffnete Tür ins ›Lustschlößchen von Daisy und Maisy‹ ein, in dem es sogar noch düsterer war. Vlad schritt über dicke weiche Teppiche, suchte nach der kleinen Tischglocke und meldete seine Ankunft an. Bilder sahen ihn aus der rosafarbenen Finsternis an, Bilder, auf denen spärlich bekleidete Frauenkörper zu sehen waren, die mit allerlei Posen versuchten, ihr sinnliches Naturell vorteilhaft und in Frontalansicht zur Geltung zu bringen. Vlad leckte sich anerkennend und von Vorfreude erfüllt die kalten Lippen. Er hörte das Klappern spitzer Stilettoabsätze, eine junge Frau kam auf ihn zu und keuchte leise und auf eine Art, die – wie sie glaubte – heiß und verführerisch wirkte.
    »Was sollsn sein?«
    Vlad überhörte ihren Akzent, so gut es ihm eben möglich war, verbeugte sich und flüsterte: »Gutän Abänd. Stäht mäglicherweise Freilein Meisi, äh, zur Värfigunk?«
     
    Fünf anstrengende, aufregende Tage, fünf Tage, in denen sie geschlitzt, zerteilt, geputzt, gesäubert und getrocknet hatten, gingen jetzt rasch zu Ende. Die Einwohnerschaft des kleinen Dorfs hatte buchstäblich pausenlos durchgearbeitet, um die Lemmingfelle so schnell wie möglich zu präparieren und zu verarbeiten. Das Dorf sah aus, als hätte man eine Herde Schweine hindurchgejagt. Wahrscheinlich würde es noch einmal fünf Tage dauern, bis dieser Saustall wieder in Ordnung gebracht war. Fünf Tage – wenn sie Glück hatten.
    Doch das war im Augenblick das letzte, was die Dorfbewohner kümmerte. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf einen einzigen Punkt gerichtet, und dieser Punkt lag schon ganz nahe vor ihnen: der weiche pelzige Bauch des letzten Lemmings dieser Saison.
    Dem Prospektor oblag die Ehrenpflicht (es war eine

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