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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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vor dem Rathaus von Krillingen Stellung, trat auseinander und ließ den schweißtriefenden Bürgermeister passieren.
    Es tat sich etwas in Krillingen. Und er, Hein Cassierer, mußte wissen, was sich da tat. Er mußte Bescheid wissen über alles, was seine Wählergemeinde mobilisierte. Was immer es auch war – eine große Demonstration, an deren Spitze man sich stellen mußte, oder ein Aufruhr, den man im Keim ersticken mußte –, alles war ihm recht, wenn es nur Wählerstimmen brachte. Immer im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, nur darauf kam es an!
    Er begrüßte die fahrenden Geistlichen, hörte, was sie zu sagen hatten, und wurde bleich. Doch schon im nächsten Moment war er auf den Zug der öffentlichen Meinung aufgesprungen und unterzeichnete, umgeben vom Rauschen hektisch kritzelnder Federkiele, umgehend seine Bescheinigung zum Nachweis des Bedingungslosen Glaubens. Mit blutendem Herzen setzte er seine Unterschrift auf das Pergament: Adieu Croquet Open in Syndenthal, für immer adieu! Und das nach all den vielen Trainingsüberstunden!
    Bharkleeds böses Herz schwang sich empor, tanzte mit siegestrunken pochenden Adern um die Mauern von Krillingen und drehte eine improvisierte Ehrenrunde. Beglückt sah der Leidenschaftlich Exaltierte, wie Bürgermeister Cassierer unterzeichnete und dabei, wie alle anderen vor ihm, Paragraph 7 nicht beachtete. Was nicht verwundern muß: Paragraph 7 war mit mikroskopisch kleinen, beigefarbenen Buchstaben auf die Rückseite der Bescheinigung zum Nachweis des Bedingungslosen Glaubens gedruckt.
    Diese Unterzeichnung war die erste Amtshandlung in der Karriere des Oberbürgermeisters, durch die er vorbildhaft auf die Massen des Volkes wirkte: Innerhalb von Sekunden hatten die städtischen Rausschmeißer von Krillingen ihren Daumenabdruck auf der gestrichelten Linie hinterlassen, innerhalb weniger Stunden hatten Scharen von Krillingern im verzweifelten Wettlauf gegen die immer schneller schwindende Zeit achtzehn Zentner Pfauenfedern stumpf gekritzelt, hatten im Eiltempo die Formularstapel mit den knallbunten Pergamentbögen abgebaut und hatten sich mit hysterischem Überschwang bei den hinterhältig feixenden Hohenpriestern bedankt – bei Bharkleed, Flaezz und Wenzl, die sich selbstzufrieden die habgierigen Hände rieben und sich an ihrem neuen Triumph weideten.
    Im Licht des morgigen Tages würden die grauenvollen Spuren des finanziellen Totalschadens sichtbar werden, den der von niemandem beachtete Paragraph 7 angerichtet hatte.
    Der morgige Tag würde überhaupt so einiges zu sehen bekommen.
     
    Als der Morgen des letzten Erdentages heraufdämmerte, drängten sich die Menschenmassen auf den Straßen und starrten zum Himmel. Der Anblick des meteorologischen Schauspiels, mit dem das Wetter seinen Schwanengesang illuminierte, hatte sie sprachlos gemacht: Orangefarbene Wolkenbänke, in denen ein Gewirr roter Adern zuckte; Gewitterwolken, die sich wie riesige, bösartige Blutergüsse am Firmament zusammenballten, die dumpf grummelten, züngelnde Blitze spuckten und schwere, bleigraue Regenschleier über die Erde hinschleiften; die Vorboten einer ganzen Armee verheerender Wirbelwinde und Tornados, die wie todbringende Schlangenköpfe über das Land wimmelten, Wälder von den Berghängen rissen und wie mit schlammtriefenden Schläuchen die Seen aus den Becken saugten – alles das und noch viel mehr … war nirgends zu sehen.
    Ein nieseliger Wind aus Nordwest versprühte ein paar jämmerliche Tröpfchen, zuckte kurz mit böiger Schulter und ließ dann gelangweilt das herrschende Tief um ein paar lächerliche Millibar weiter abfallen. Ein gewaltiges Stöhnen war jetzt zu hören, es klang, als äußerte ein riesiger Mund mit einemmal das, was alle empfanden: Ernüchterung, maßlose Enttäuschung. Das war die Crux mit den Elementen: Sie hatten absolut keinen Sinn für besondere Anlässe.
    Die frisch konvertierten Mitglieder der Hochkirche von Sankt Mammon sahen sich meteorologisch betrogen. Nachdem sie so schlau für alle Eventualitäten der unmittelbar bevorstehenden postmortalen Zukunft vorgesorgt, sich um Transfer, Unterkunft, Finanzen, Visa, Paßmort und alles andere Einschlägige gekümmert hatten, waren sie hier zusammengekommen, um einen Weltuntergang mitzuerleben, der ihren Erwartungen entsprach. Und jetzt sah es ganz so aus, als ob die Möglichkeit, daß das Ende der Welt von einem fulminanten pyrotechnischen Spektakel eingeleitet würde, das die Mächte des Übernatürlichen

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