Firkin 04 - Hundstage

darum, daß er sich an alles erinnerte, was Phlim gesagt hatte. Heftige Handbewegungen und bedeutungsschwere, von Panik erzeugte semimantrische Gesänge wurden einige Augenblicke später vom Glühen der Kristalle tief im Inneren der Stabbremsenmatrix belohnt. Vibrationen pulsierten unter seinen Füßen, als ein ständiges, unglaublich starkes magikinetisches Feld erzeugt wurde und sich langsam schloß, wobei es gegen die riesigen Terrathaume wogenden Widerstands ankämpfte.
    Felsen bebten, Erdschichten kämpften, seismisches Gekreisch brach ringsum aus, als der magische Machtkampf tobte. Kurz darauf später schnappte ein undurchdringliches Tourniquet zu und blockierte die geothaumale Strömung.
    Die plötzliche Stille war betäubend. Die einzigen Geräusche, die Wat vernahm, waren das Summen seines Rucksack-Thaumatrons und das Pochen des Blutes in den Schläfen.
    Mit einem Quietschen der Freude und Erleichterung warf er sich wieder in die Luft, sprang aus dem Loch und stürzte sich rücksichtslos in ein Erikafeld. Dort blieb er keuchend liegen – sicher in dem unerschütterlichen Wissen, daß Mancinis Plan zum Untergang verurteilt war, sobald die zweite Stabbremse an Ort und Stelle war.
     
    » …verurteilt!« heulte Phlim auf und funkelte Thurgia vorwurfsvoll an. »Zum Untergang!«
    »Es war doch nicht meine Schuld!« protestierte der Leiter der Dämonischen Besessenheit. »Ich kam aus dem Nichts! Ich habe es nicht gesehen!«
    »Die Ausrede kenne ich schon!«
    »Es stimmt aber …«
    Rutger sprang auf und ab und schrie nach Beachtung. »Was geht hier vor? Warum seid Ihr hier? Und was ist das für ein Ding?«
    »Nutzlos!« fauchte Phlim. »Ausgestopft! Wertlos! Zwanzig Tonnen Thaumatronikschrott!«
    »Aber was war es vorher? Warum habe ich gegraben …?«
    »Ähem«, hüstelte eine Stimme neben ihm und erinnerte ihn daran, wer wirklich gegraben hatte. Rutger zog den Kopf ein.
    »Habt Ihr denn noch nie eine Stabbremse gesehen?« fauchte Phlim verächtlich. »Wahrscheinlich nicht. Nun, der Plan bestand darin, ein Loch zu graben, sie hineinzustecken und das Thaumafer aufzuhalten. ’ne Kleinigkeit! Aber unser Thurgia hat alles vermasselt.«
    »Es war nicht meine Schuld«, behauptete Thurgia beharrlich und nachtragend.
    »Soll das heißen, es funktioniert nicht?« fragte Rutger.
    »Man kann doch keine zwanzig Tonnen kompliziertester Thaumatronik aus einer Höhe von zwanzig Fuß auf Felsboden stürzen lassen und dann damit rechnen, daß sie noch funktioniert!« schrie Phlim. »Sie wird nicht mal das primäre Eindämmungsfeld aktivieren. Ich habe es überprüft. Kein purpurnes Indikatorlicht. Nicht mal ein Glühen!«
    »Und …?«
    »Aghhh! Erste Grundregel angewandter Thaumatronik: Wenn nichts glüht, läuft nichts.«
    »Was ist das denn?« fragte Thurgia und hob einen neben ihm liegenden kleinen runden Kristall auf.
    »Dann ist es also aus?« fragte Rutger. »Hat Mancini gewonnen?«
    »Ja! Noch irgendwelche sensationellen Fragen, bevor die Ungeheuer der Hölle über die Bergspitze da oben stürmen?« fauchte Phlim.
    »Ähm, ja. Warum kommt mir das so bekannt vor?« fragte Thurgia und drehte den Kristall in den Händen.
    »Weil es ein primäres Eindämmungsfeld-Indikatorlicht ist, deswegen!« schrillte Phlim und riß die Arme in die Luft. »Götter, ich halte es nicht mehr aus. Ich bin vom Wahnsinn umzingelt!«
    »Aber woher ist es gekommen?« fragte Thurgia. »Ich meine, solche Dinge findet man doch normalerweise nicht mitten im Nirgendwo …«
    »Ja, ist es denn zu fassen!« blökte Phlim, griff wütend nach dem Kristall, stampfte zur Stabbremse hinüber und schob sie in ein kleines Loch. »Da! Da kommt sie her! Seid Ihr nun glücklich?« Er drehte sich um und funkelte Thurgia an. Hinter ihm flackerte der Kristall in Abständen auf und erstrahlte dann in einem beruhigenden warmen ›Alle Systeme klar‹-Purpur.
    Es war schon putzig, wie neun Augenpaare auf die Stelle stierten, die einen Fuß von Phlims Schultern entfernt war. Und so kam er sich plötzlich ziemlich komisch vor. Irgend etwas war nicht so, wie es hätte sein sollen.
    Phlim wandte sich zögernd um. Und schrieb auf der Stelle die erste Grundregel der Thaumatronik neu.
    Wenn nichts leuchtet, ist keine Lampe da.
    Eine Sekunde später pulsierte ein eifriges Rucksack-Thaumatron zwischen seinen Schulterblättern, und er schrie jedem, der sich im Umkreis einer halben Meile aufhielt, eine Flut verzweifelter Anweisungen zu.
    Zweieinhalb Meilen weiter schrie der