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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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zu wirren Knoten. Statt auf die dicht gepackte Skriptur urzeitlicher Buchstaben, die das gespenstische Innenskelett der Molluske überlagerten, stierte er zusammenhanglos auf ein fast geometrisches Muster einander überschneidender Linien, die kreuz und quer über das spektrale Bild des Brustkorbs, des abgeflachten Schädels und des Proto-Rückgrats verliefen.
    »Ist er richtig justiert?« raunzte er und deutete auf den Tisch. Losa Llamasische Studien hatten die Rönthex-Technik weit über das einfache Entschleiern verborgener Knochenstrukturen oder unbekanntem weichem Gewebe hinaus entwickelt. Wenn Rönthexstrahlen auf die korrekte Mikro-Wellenlänge acetylcholiner Moleküle und anderer Neurotransmitter abgestimmt waren, konnten sie die harmonische Fluktuation des Kleinhirns auffangen, den stattfindenden Gedankenprozeß enthüllen und die starren neuralen Netzwerke des Gedächtnisses auf einem leitenden Display kartographieren.
    »Klar«, erwiderte Wat. »Dreikommafünf Angström. Was sagt Ihr dazu?«
    Phlim, erleichtert, weil er Practz’ Launen nicht länger ausgesetzt war, hechtete vorwärts und schwenkte seine Hände über dem Steuerungspentagramm. Das Bild zischte, löste sich auf, kam dann vierfach vergrößert zurück und enthüllte die Striche in schärferen Details.
    Practz strich seinen Bart und saugte gedankenverloren an seinem Gebiß. Halbierende Striche, sich kreuzende Netze … in der Erinnerung einer uralten Molluske. Es paßte einfach nicht zusammen.
    »Was ist das?« fragte Phlim plötzlich. Seine Finger schnippten aus und markierten einen winzigen Fleck auf dem Bild, knapp über dem Steiß der Molluske. Vier Köpfe beugten sich vor und peilten konzentriert, dann zuckten vier Paar Achseln.
    Phlim verstärkte die Vergrößerung und enthüllte mikroskopische krakelige Buchstaben.
    Auflösen. Zoom. Mal fünfzig.
    Kaum leserliche Worte. Konzentrische braune Linien, von winzigen Zahlen durchbrochen.
    Auflösen. Zoom. Mal hundert.
    Ein Keuchen erschallte im Raum, als die Thaumaturgiephysiker die perfekt kommentierende Konturenlandkarte des Talpa-Gebirges erkannten.
     
    Nachdem Rosch Mh’tonnay über den schneebedeckten Gipfel des Tortilja geflogen und auf einem Schneehang gelandet war, eine kleinere Lawine in Bewegung gesetzt hatte, um dann, das Gesicht voran, gefährlich über einem Abgrund zu schwanken, war das letzte, was ihm zu seinem Glück noch fehlte, ein überenthusiastischer Zwerg, der auf ihn draufknallte.
    »Stillgestanden!« schrie der Chefingenieur, als die Baubude rings um seine Ohren zusammenbrach und über den Rand kippte, so daß er mit weißen Knöcheln an dem hängenblieb, was einst ihre Rückwand gewesen war. Sie balancierte mit dem Zwerg in perfektem Gleichgewicht auf dem Kamm des Felsens.
    »Scheibenkleister! Kuckt mal, die Anzeige!« rief Proph, der wie durch ein Wunder noch immer eifrig das Thaumometer in der Hand hielt. »Zehn’nhalb Kilothaum! Hihi! Der Teu …« Er machte einen Schritt vorwärts und rotzte einen dicken, braunen Klumpen über den Rand.
    »Zurück zurückZURÜCK!« kreischte Mh’tonnay, dessen Zehen oberhalb dreihundert Fuß eisiger Bergluft baumelten.
    »Ha! Dachte, Ihr wärt interessiert«, brummte Proph. Bart, Brauen und Haar des Zwerges waren so verkohlt, daß auch kein Fachmann sie mehr retten konnte. »Hätt dat verdammte Loch gar nich gegraben, wenn Ihr’s nicht gesagt hättet! Dachte, Ihr wolltet wat über geothaumale Energie wissen.« Er drehte sich um, stapfte die Budenwand hinab und schritt über das, was noch von einem Satz Regalen übrig war.
    »Willichwillichwillich!« log Mh’tonnay. Die einzige Energie, für die er sich jetzt interessierte, war biochemischer Natur. Mehrere hundert Kilokalorien, aufrecht zum Bizeps, um ihn durch die Überreste des Fensterrahmens zu ziehen.
    Auf der Seite des Zwergs kippte die Wand Übelkeit erzeugend vornüber, hielt inne und wankte wieder waagerecht, als Proph über die Regale zurücktrat und seine Hosen hochzog. Seine Augen glänzten, als er seines Publikums wieder ansichtig wurde.
    »Erzähltsmirvondaaus!« stieß Mh’tonnay hervor. Die Panik funkte aus jedem Konsonanten und warf Echos gegen die unter ihm befindlichen Felsen. »Was ist passiert?«
    Muß den Zwerg ruhighalten, dachte er, damit ich eine Chance habe, mich hochzuziehen. Klimmzug! Ich kann Klimmzüge nicht ausstehen!
    Als Mancini über den Berg sprang, um die fliegende Baubude zu inspizieren, telepathierte die Molluske aus seinem Flachmann:

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