Firkin 04 - Hundstage
herauszukriegen, wo die ganze geothaumale Energie ist, und du tratschst mit einer anderen Badematte!« schnauzte Mancini. »Hältst du jetzt endlich die Klappe?!« Knapp schaute auf und kratzte sich besorgt an den Ohren.
»Ich würde mir keine Sorgen machen, um …«, begann die Molluske.
»Pssst!«
Über der Klamm kam Mh’tonnay schlotternd auf die Beine. Seine Hände öffneten und schlossen sich, sein Gesicht war ein wütendes Rot.
»’s liegt bestimmt unter’m Tortellini. Fünfzehntausend Fuß erloschener Vulkan; der beste Platz, um Thaumascheeiiiß …!« Prophs Worte verstummten abrupt, als Rosch Mh’tonnays große Hände sich um seine Kehle legten, ihn würgten und wütend schüttelten.
»Ich will’s gar nicht wissen!« knurrte er und warf den Zwerg von der Wand. »Ich bin nicht mehr interessiert, klar? Ihr könnt meinetwegen weitermachen und Euch rösten, aber nicht mich! O nein! Gebt mir eine Spitzhacke und einen Vorschlaghammer! Allzeit bereit. Bei Spitzhacken und Vorschlaghämmern weiß man, wo man dran ist. Sie sprengen einen nicht in einer Sekunde bis nach Cranachan. Niemand erwähnt noch einmal geothaumale Energie im Umkreis von einer Meile, verstanden? Niemand!«
Als der Zwerg nickte, löste Mh’tonnay seinen Griff und stapfte zum Tortilja hinüber.
Mancini fluchte und spuckte aus. »Wo ist es?« jammerte er rhetorisch. »Wo, zum Teufel, ist es?«
»Was denn?« fragten Knapp und die Molluske.
»Das Thaumafer!« schnauzte er, und Visionen unendlicher Macht, mit denen man Königreiche beherrschen konnte, flutschten ihm durch die Finger.
»Moment, ich frage meinen Gefährten Ronibald«, zirpte die Molluske. »Er war in Geographie immer gut.«
Knapp zuckte die Achseln und schnippte eine Schmeißfliege von seinem Bein.
Während das blasse Licht eines neuen Tages sich abmühte, die riesige Ausdehnung des murrhanischen Reiches zu erhellen, zuckte ein angsteinjagender Schatten über die spritzende Kiesfläche des Steingartens, pirschte rings um die Palast-Pagode, warf einen umwickelten Greifhaken zum Balkon hinauf und prüfte, ob das Seil fest saß. Er wußte, daß er auf der richtigen Spur war. Die überall eiligst vorgenommenen Reparaturen bezeugten es. Morsche Knochen knirschten vor Anstrengung, als er sich zwanzig Fuß hochhangelte.
Ittos Großvater grinste stolz vor sich hin, als er über den Steinbalkon sprang. Er war hundertsechs, aber noch immer gut beieinander! Es mußte an seinen rituellen frühmorgendlichen Energiesteigerungsübungen liegen. Bei ihm kam alles erst richtig auf die Reihe, wenn er das morgendliche Tai Fu gemacht hatte.
Er richtete sich auf und lauschte wachsam. Einbrüche, insbesondere in kaiserliche Paläste, gehörten normalerweise nicht zu seiner regelmäßigen Tätigkeit. Aber nach drei Tagen des Ausfüllens von Pergamentformularen für eine Audienz, nach Stunden positiven Antragstellens, weiteren Stunden negativen Antragsteilens in dreifacher Ausfertigung, um dann die kategorische Aussage zu hören, die Kaiserin sei nicht mal im entferntesten daran interessiert, sich mit einem alten Fossil zu unterhalten, dessen Haustiere gestohlen wurden … Tja, da hatte es nicht mehr viele Alternativen gegeben. Er war schließlich nicht umsonst der Bewacher der Verdammnisse.
Er flitzte mit raschen, verstohlenen Bewegungen an der zollbreiten Brüstung entlang und lugte durch ein kleines Fenster. Milchige Schwaden wogten drinnen, verwischten den Blick auf das kaiserliche Badezimmer. Da war etwas. Oder genauer gesagt, ein Haufen Etwasse, einhundertundeins schwarzweiße Sowiesos. Sein altes Herz tat einen Satz.
Er balancierte gefährlich auf der Brüstung, kramte in seinem Kimono und holte ein langes, dünnes Brecheisen hervor. Ein leiser Grunzer, ein leises Knarren, und das Fenster war offen. Als er die Frau im Badebecken musterte, kam er sich wie ein alter Lustmolch vor.
»Ach, komm schon, Fifi«, lockte Kaiserin Tau, die ihrem traditionellen Morgeneintauchen frönte, »die Milch ist herrlich!« Einhundert bösartige rote Augenpaare funkelten eine einzelne Verdammnis an, die neben dem Becken zitterte. »Du darfst auch meine Ellbogenschoner ablecken. Das tust du doch so gern.«
Das Gesicht im Fenster verzog sich verwundert. Fifi?
Die einzelne am Rand des Beckens stehende Verdammnis schüttelte den Kopf und wich vorsichtig zurück. Es sah fast so aus, als hätte Fifi eine Phobie entwickelt. Seit dem Abend, an dem die Verdammnisse ins Bad eingebrochen waren und dort die
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