Firkin 05 - Fahrenheit 666
in Cranachan, der noch nicht ganz blind ist, würde d’Abalohs riesigen Ferienpalast, der gleich nebenan errichtet werden soll, doch sofort sehen. Bist du völlig verrückt geworden?«
Götz von Öl hatte sich in eine dunkle Ecke verkrochen. Worüber unterhielten sich die beiden da eigentlich?
»Wenn ich bitte mal aussprechen dürfte«, seufzte Flagit mit siegesgewisser Miene und schenkte sich einen Lava-Martini ein, den er dann lässig schüttelte. »Niemand wird Verdacht schöpfen, weil …«
»Jetzt laß dir lieber eine einleuchtende Erklärung einfallen«, unterbrach ihn Nabob und schenkte sich auch ein Glas ein. Götz von Öl war ausnahmsweise ganz seiner Meinung und entschied, das klärende Gespräch mit Flagit erst einmal hintanzustellen.
»… weil ich eine Baugenehmigung erhalten habe«, fuhr Flagit triumphierend fort, woraufhin dem Pfarrer die Kinnlade herunterklappte, denn aus einem unerfindlichen Grund fiel ihm dabei sofort die große Zeichnung des Haarnetzes für den bedauernswerten Zwerg wieder ein.
»Eine exklusiv vom cranachanischen Hoch- und Tiefbauamt ausgestellte schriftliche Genehmigung. Die Cranachaner sind darüber in Kenntnis gesetzt, daß Quarz der Zwerg damit angefangen hat, einen Kuppelbau mit einem Durchmesser von fünfundsechzig Ellen für einen sehr harmlosen Grusel-Freizeitpark zu bauen. Na, bin ich nicht ein Genie? D’Abaloh selbst könnte dort für eine Besichtigung direkt vor Ort erscheinen, ohne daß jemand mit der Wimper zucken würde. Alle würden denken, er gehöre zu den Requisiten.«
Götz von Öl schüttelte ungläubig den Kopf, und in der Magengegend wurde ihm allmählich mulmig.
Nabob schüttete den Lava-Martini in einem Schluck hinunter, dann prustete er: »Wie hast du sie dazu überreden können?«
Flagits Gesicht verzog sich zu einem dämonischen Grinsen. »Mit Geld natürlich. Wenn man genug davon hat, tun die alles für einen!«
»Und wo hast du in Helian soviel Geld herbekommen?« hakte Nabob ungläubig nach und griff erneut nach der Martiniflasche.
»Ich hab einfach ein paar kleinere Geldschränke geknackt, und auf diese Weise den Stein erst einmal ins Rollen gebracht, aber …« Flagit hielt inne, winkte spitzbübisch mit der Zeigekralle und schlenderte siegesgewiß auf eine Hintertür zu. Mit einer lässig schwungvollen Bewegung der Klaue öffnete er sie und gab den Blick auf eine Unmenge druckfrischer Hunderttalerscheine frei, die in dem Hinterzimmer an Leinen trockneten. Nur undeutlich durch das Meer von Geldscheinen hindurch sichtbar und teilweise von einem Vorhang verdeckt, schuftete Gravurs tote Gestalt wie verrückt an einem heißen Steinblock.
Zunächst bekam Nabob vor kaltem Grausen den Mund nicht mehr zu, dann riß er fluchend die Vorhänge zu. »Bist du völlig übergeschnappt? Wie ist denn der hierhergekommen? Du weißt doch, was die Malebranche unternimmt, wenn sie dich mit einem Folterdrückeberger erwischt. Die kommen sofort dahinter, daß du …« Nabob brach mitten im Satz ab; Flagits selbstgefälliges Grinsen gefiel ihm überhaupt nicht.
»Quatsch, die kommen niemals dahinter!« widersprach Flagit.
»Aber wie ist der Kerl … Nein! Du hast mit ihm doch wohl nicht einen …«
Flagit nickte stumm.
»… einen Pakt geschlossen?« schrie Nabob. »Du … du kennst doch die Vorschriften, oder?«
»Ein paar Pakte für einen guten Zweck haben noch nie jemandem geschadet.«
»Ein paar?« Nabob riß die Augen weit auf, als ob sein Kopf kurz vorm Explodieren wäre. »Wie viele?«
»Mit dem da …«, begann Flagit und zeigte auf den Vorhang, hinter dem der Drucker stand, »sind es … na ja, ich bin mir nicht sicher, ob man bei den anderen von Pakten reden kann, denn die fallen eher unter den Begriff ›permanente Inbesitznahme‹, unter die totale Kontrolle des limbischen Systems also. Ich hab dir das alles neulich schon mal zu erklären versucht, aber …«
»Wie viele?«
»Drei. Es sei denn, du zählst den Pfarrer mit …«
»WAS? EIN GEISTLICHER? HIER?« Jeder einzelne Buchstabe quoll vor Hysterie fast über.
»Was glaubst du eigentlich, wie das erste Telepenetranznetz hierhergekommen ist, häh? Per Post?«
Götz kauerte in einer dunklen Ecke und zitterte am ganzen Körper, während sich die beiden Dämonen zunehmend ereiferten.
»Hör mal, was sein muß, muß sein«, rechtfertigte sich Flagit. »Du solltest mir lieber dankbar sein.«
»Dankbar? Wofür? Daß du meine Gewinnchancen aufs Spiel setzt? Wenn jemand dahinterkommt, dann
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