Firkin 05 - Fahrenheit 666
geklettert wäre, um ihn dort wieder herunterzulassen. Und mit der gewaltigen Geldspritze ging die Arbeit im Spitzentempo voran.
Die Arbeiter waren selbst überrascht, wie leicht man sich mit einer ganzen Reihe von Terminfristen abfinden kann, wenn man sich erst einmal die enormen Zuschläge bei vorzeitiger Fristerfüllung ausrechnet, und hatten sich mit Volldampfvoraus-Stimmung ans Werk gemacht. Das violettfarbene Heidekraut und die einheimischen Krokusse, für die der Khamada so berühmt war, mußten nacktem Gestein weichen, und es war schon nichts mehr von ihnen zu sehen. Der Berg war beinahe komplett von einem Hochsicherheitszaun umgeben. Brände waren entfacht worden, um das Laubwerk niederzubrennen, und noch innerhalb der nächsten Stunde würden muskelbepackte Schultern das kahlköpfige Haupt des Berges Khamada mit Spitzhacken bearbeitet haben. Auf dem Gelände wurde bereits das Fundament für eine große Schmiede gelegt, die dort gebaut werden sollte, um mit den übermäßigen Reparaturanforderungen für Spitzhacken fertig zu werden oder um Schaufeln und andere benötigte Einzelteile herstellen zu können.
In sechs Stunden hatten die Arbeiter mehr zustande gebracht als in sechs Wochen Hafenplanung.
Quarz betrachtete das fieberhafte Treiben um sich herum mit einem zufriedenen Lächeln. Was für eine Macht doch Geld besaß!
Eine Elle. Was ist noch mal eine Elle?
In Pfarrer Götz von Öls Kopf schwirrten und kreisten die Gedanken, als er versuchte, wenigstens eine Teilantwort auf die Frage zu finden, warum sich ein undurchdringlicher Nebel in seinem Verstand breitgemacht hatte. Er hatte schon früher mal etwas von Ellen gehört. Aber wo? Mit Sicherheit nicht in irgendwelchen Handarbeitskreisen. Wie konnte er Flagit nur geglaubt haben, daß sich das ›e‹ auf die Größe und die Menge der Nadeln oder Stiche bezog? Jedermann weiß, daß man für Klöppelspitze keine Nadeln, sondern nur Spulen benutzt, und zwar Unmengen davon.
Das Kauen einer Stalagmilbe, die sich durch die Mauer grub, ging ihm mächtig auf die Nerven. Wie lange sollte die Installation der Klimaanlage eigentlich noch dauern?
Als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Flagit und Nabob aufgeregt schwatzend in den Lagerraum hereinplatzten, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, atmete tief durch und eilte auf Flagit zu, um von ihm die Wahrheit zu erfahren. Natürlich lag seine letzte Abnahme einer Beichte schon einige Zeit zurück, aber er war fest davon überzeugt, sich mit Leichtigkeit an all die kleinen subtilen Fragen zurückerinnern zu können, mit denen er die Wahrheit ans Licht befördern würde. Besonders in bezug auf das goldbestickte Scheitelkäppchen, das Flagit gerade in den Händen hielt, denn er war überzeugt davon, daß es sich dabei nicht nur um ein Geschenk für Dämonenmütter handelte.
»Erwartest du wirklich von mir, dir zu glauben, daß die nichts darüber gewußt haben?« fauchte Nabob.
Götz von Öl hob zögerlich die rechte Hand und wollte Flagit am Ellenbogen zupfen.
»Kennst du nicht den Unterschied zwischen ›nicht wissen‹ und ›nicht sagen‹? Die sind völlig durchgeknallt, sag ich dir. Als ich einen von denen durch die Baracke geworfen hab, haben die sogar noch Zugabe gerufen!«
»Also hast du keinen Beweis dafür gefunden, daß ganz allein ich die Herdenkriege ausgelöst hab, richtig?«
Götz von Öl spitzte aufmerksam die Ohren.
»Was hast du denn erwartet? Eine unterschriebene und bestätigte Zeugenaussage mit dreifachem Durchschlag?« erwiderte Flagit ungehalten.
»Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen«, zischte Nabob, der immer mehr seine Felle davonschwimmen sah.
»Kann ich mir nicht. Aber ich weiß, was du brauchst. Etwas wirklich Geniales und Raffiniertes, denn sonst gewinnt Seirizzim!«
»Nur noch drei Tage!« jammerte Nabob zähneknirschend.
»Das ist zwar knapp bemessen, aber wir können es schaffen«, meinte Flagit.
»Was? Was können wir schaffen?«
Flagit atmete tief ein und setzte zu einer längeren Erklärung an.
»Zentaur-Vergnügungspark? Du meine Güte! Was ist denn das für ein Name?« seufzte Nabob nach einer halben Stunde intensiven Zuhörens.
»Der ist doch prima«, beharrte Flagit. »Niemand wird Verdacht schöpfen.«
»Ach, hör auf!« knurrte Nabob, der etwas verwirrt wirkte und im Raum unruhig auf und ab lief. »Glaubst du im Ernst, die werden keinen Verdacht schöpfen? Mann, du kannst mir viel erzählen. Jeder
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