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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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nächsten Trupp zusammen, rannte wie angestochen durch den Kuppelbau, verteilte nach allen Seiten verbale Ohrfeigen und gab neue Anweisungen. Und in diesem ganzen Chaos hatte niemand die Zeit, eine Pause einzulegen und darüber nachzudenken, was Quarz da eigentlich tat. Während sämtliche Ventile umgedreht, das gesamte Leitungssystem umgelenkt und in letzter Minute zusätzliche Abluftrohre durch das Kuppeldach geführt wurden, bemerkte niemand, daß die Klimaanlage des Zentaur-Vergnügungsparks auf diese Weise überhaupt nicht arbeiten konnte.
    Doch war es ohnehin schon längst zu spät.
    Unter dem Verschlußdeckel des Leitungssystems, verborgen von den gewaltigen Schaufeln der Gußeisenturbine, begannen unbemerkt einige Steine unnatürlich zu wackeln. Es war, als ob sich etwas mit mehr Krallen als unbedingt erforderlich und mit einem fast ungesund anmutenden Appetit auf Granit durch die letzten Meter Felsgestein regelrecht hindurchknirschen würde. Und so war es auch.
    Mit einem Jubelschrei stürzte sich Quarz auf einen Hebel, der sich gleich neben einer komplizierten Anordnung aus Räderwerken und Stangen befand, und zog daran. Eine einzelne Welle bewegte sich, griff mit den Ritzeln des Antriebszahnrads mit anderen Zahnrädern ineinander, übertrug das Drehmoment über ein System von weiteren Zahnrädern und Wellen und verband auf diese Weise das Schöpfrad mit der Turbine. Als sich kurz darauf die riesigen gußeisernen Schaufeln der Turbine rumpelnd in Bewegung setzten und den vom Wasserfall übertragenen Schwung aufzunehmen begannen, bebte der ganze Boden.
    Genau in diesem Augenblick durchbrachen unter der Turbine in einem Wirbel aus Geröll und Sand Krallen die Oberfläche, denn die Stalagmilbe biß sich gerade die letzten wenigen Zentimeter durch das Gestein. Hinter ihrem Schwanz sammelten sich bereits siedendheiße infernalische Gase und drangen nach oben. Im selben Maße, in dem das Drehmoment der Turbine zunahm, wurde auch die Saugwirkung stärker, und mit jeder Drehung der Schaufeln wurde immer mehr Luft aus dem Unterweltkönigreich von Helian angesaugt.
    Im Kuppelbau des Zentaur-Vergnügungsparks erschraken plötzlich alle zu Tode und stellten die Arbeit ein. Überall um sie herum begannen die Rohre zu rasseln und grummelten, als hätten sie eine Darmverstimmung, weil sie mit der Atmosphäre von unten zwangsernährt wurden. Im gesamten Leitungssystem knallte und polterte es, während sich die aufsteigende Hitze in den gußeisernen Rohren ausdehnte. Und plötzlich, als ob ein gewaltiger Druckkochtopf kurz vorm Explodieren stand, trat aus den sieben, erst kürzlich durch das Kuppeldach geführten Abluftrohren schwarzes und rotes Gas aus und schoß in gewaltigen Rauchschwaden gen Himmel.
    Schmiede, Maurer, Tischler und wer sonst noch alles auf der Baustelle zu tun hatte, flohen in heller Aufregung durch den Ausgang, stolperten übereinander und rannten, während ihnen der Schrecken in den Knochen steckte und in den Ohren klingelte, über die abschüssigen Geröllkanten des Berges ins Tal hinunter. Hinter ihnen schossen immer größer und heißer werdende Gaswolken unkontrolliert in Richtung der Stratosphäre. Und dann wurden sie von einer Druckwelle erfaßt, als aus den sieben Rohren ein siedendheißes Gemisch aus Schwefel und ätzenden Gasen explodierte, das allerdings rasch von seinen anfänglichen sechshundertsechsundsechzig Grad Fahrenheit abkühlte.
    Oben auf dem Berg zogen zwei Gestalten die Hochsicherheitstore zu und verriegelten sie von innen. Erst jetzt und also viel zu spät, um deshalb noch irgend etwas zu unternehmen, fiel einigen Leuten die unheimliche Ähnlichkeit der Narben auf, mit denen die Schädeldecken von Schlacke Schmidt und Quarz übersät waren.
    Im sturmgepeitschten Lagerraum der Gesellschaft für Transzendentalreisen mbH kreischte Flagit vor Freude und zerschlug mit triumphierendem Grinsen das Kristallfenster in der Außenwand des Gebäudes. Sofort strömte helianische Luft herein, die durch das von der Turbine geschaffene Vakuum angesaugt wurde. Gleich darauf wurden stapelweise Nissenpüreepergament und alle möglichen Sorten Briefpapier von den gierigen Fingern des wilden Strudels erfaßt. In Sekundenbruchteilen war der Lagerraum leergefegt. Flagit schlängelte sich um den Türpfosten herum nach draußen und hielt sich immer wieder die Ohren zu, die durch den gewaltigen Druckunterschied zu platzen drohten. Nur unter schier undämonischen Anstrengungen gelang es ihm, die Tür von

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